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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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denken, in dem sie ihr von dem Mädchen erzählte, das sich angeblich im Keller versteckte, und sie hatte fast Angst davor, aufzustehen und den von unten kommenden Klopfgeräuschen auf den Grund zu gehen. Am liebsten hätte sie sich wie ein kleines Kind, das sich vor einem bösen Monster im Keller fürchtete, unter ihrer Decke verkrochen. Aber die Sorge, Tess könnte vielleicht gestürzt sein, als sie sich in der Küche ein Glas Wasser holen wollte, brachte sie schließlich dazu, ihr warmes, schützendes Bett zu verlassen.
    Rasch zog sie sich ihren verwaschenen Morgenmantel über, schlüpfte in ihre ausgetretenen Hausschuhe und schlich lautlos die Treppe hinunter. Das Klopfen war leise und eindringlich.
    Poch … Poch … Poch … Poch.
    Sie blieb vor der Kellertür stehen, die wie so oft in letzter Zeit einen Spaltbreit offen stand, und schloss sie hastig.
    Das Klopfen hob von Neuem an, aber dieses Mal hörte sie ganz deutlich, dass es von der Haustür kam. Wer konnte denn um diese Uhrzeit noch bei ihnen vorbeikommen wollen? Zumal
in einer Stadt wie Hawthorne, wo spätestens bei Sonnenuntergang alles dichtgemacht und die Bürgersteige hochgeklappt wurden.
    Sie spähte vorsichtig aus dem kleinen Fenster in der Tür, durch das sie die Umrisse eines Mannes ausmachen, nicht aber sein Gesicht erkennen konnte.
    Â»Wer ist da?«, flüsterte Maddie.
    Reed Campbells jungenhaft grinsendes Gesicht presste sich gegen die Scheibe. »Der schwarze Mann«, sagte er mit gespielt tiefer Stimme und hob seine wie zu einer Klaue gekrümmte Hand.
    Etwas aus der Fassung, aber lächelnd, öffnete sie die Tür.
    Â»Lust auf eine Bootstour im Mondschein?«
    Â»Segeln? Um diese Uhrzeit? Hast du sie nicht mehr alle, Reed?«, stammelte sie.
    Er drückte sich an ihr vorbei ins Haus und schlenderte ins Wohnzimmer, wo er sich mit kindlicher Neugierde umschaute, Dekogegenstände hochhob und wieder hinstellte und die Bilder betrachtete, die Abigail überall im Zimmer verteilt hatte: Tess und ihr Mann Jack am Hafen, Abigail und Rebecca als junge Mädchen, wie sie in identischen Kleidchen und mit den passenden Schleifen im Haar Hand in Hand in die Kamera lächelten.
    Maddie folgte ihm nervös, rückte alles, was er anfasste, wieder an seinen Platz zurück, und betete, dass Tess oder ihre Mutter von dem Lärm, den er veranstaltete, nicht aufwachten.
    Â»Du hast mir gefehlt, Maddie. Komm doch noch ein bisschen raus und spiel mit mir, ja?« Er grinste sie mit einem lausbubenhaften Lächeln an.
    Â»Es ist mitten in der Nacht, Reed.« Vergeblich versuchte sie, einen strengen Ton anzuschlagen. Obwohl sein Atem nach Alkohol roch, wirkte er so harmlos wie ein übergroßer Welpe. Und sosehr sie auch dagegen ankämpfte, wieder einmal
schaffte er es, sie mit seinem jungenhaften Charme und umwerfenden Aussehen um den Finger zu wickeln. Von der Treppe oben ließ Abigail ein lautes Räuspern vernehmen, bevor sie die Tür hinter sich zuknallte.
    Â»Sind wir jetzt in Schwierigkeiten?«, flüsterte Reed.
    Â»Ich bin in Schwierigkeiten«, sagte Maddie und versetzte ihm einen Klaps.
    Â»Na ja, wo du jetzt sowieso schon in Schwierigkeiten steckst, kannst du auch genauso gut mitkommen«, flüsterte er in ihr Ohr. »Bitte. Nur ein kleiner Ausflug um den Hafen herum. Bis sie aufstehen, bist du wieder zu Hause. Versprochen.«
    Sie zögerte, aber plötzlich hatte sie das heftige Bedürfnis, etwas Unvernünftiges zu tun. Sie war nicht das unschuldige kleine Mädchen, wie ihre Cousine sie in ihrem Tagebuch dargestellt hatte. Cordelia war nicht die Einzige, die sich traute, sich nachts mit einem Jungen davonzustehlen, der älter war als sie.
    Obwohl Reed kaum noch etwas von dem jungen, engagierten Lehrer hatte, für den sie immer geschwärmt hatte, schmeichelte ihr seine Aufmerksamkeit. Mit anderen Jungs hatte sie immer das Gefühl gehabt, nur zweite Wahl zu sein - als hätten sie noch auf ein Mädchen gewartet, das süßer oder sexier war. Aber in Reeds Augen konnte sie lesen, dass er nicht nur eine ehemalige Schülerin oder gute Freundin in ihr sah. In seinem Blick lag Verlangen. Und das fühlte sich ziemlich gut an.
    Â»Okay«, flüsterte sie. »Aber ich muss mir noch schnell was anderes anziehen. Und du musst mir versprechen, dass du mich wieder rechtzeitig nach Hause bringst, sonst steck ich nämlich wirklich

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