Sisters of Misery
bissigen Bemerkungen verschonen würde. Sie hatte sich zwar an ihre Sticheleien gewöhnt - betrachtete sie sogar als festes tägliches Ritual -, aber angesichts dessen, was sie später noch zu Hause erwarten würde, lagen ihre Nerven ohnehin schon blank.
» Was hast du denn, Maddie? Bist du verkatert? Hast du dich auf meiner Party etwa nicht amüsiert?«, fragte Kate unschuldig.
In dem Moment kamen Hannah, Bridget und Darcy angejoggt. »Ich hab Maddie gerade gefragt, wie ihr die Party gestern gefallen hat. Habt ihr denn wenigstens Spaà gehabt?«
Die anderen brachen alle in Kichern aus. Irgendetwas war im Busch.
Die Party war genauso gewesen wie all die anderen, die Kate schon gegeben hatte. Betrunkene Typen mit Baseballkappen, Mädchen in überteuerter Designermode, literweise Bier und Hochprozentiges und das unvermeidliche »mit Klamotten in den Pool geworfen werden«. Danach nackt im Meer baden oder sich im Whirlpool den Rest geben. Es war, als gäbe es ein ungeschriebenes Drehbuch, an das sich jeder Gast einer Party bei den Endicotts zu halten hatte.
»Kate hat sich jedenfalls amüsiert.«
»Und wie.«
Noch mehr Gekicher und unterdrücktes Gelächter.
Als Bronwyn sie am Boden hocken sah, blies sie in ihre
Trillerpfeife. »Hoch mit euch, ihr faulen Biester. Ich will euch keuchen hören.«
Maddie hielt Kate am Handgelenk zurück, bevor sie fürs Dribbling-Training aufs Spielfeld zurückkehrten. »Was ist denn gestern Abend passiert?«
»Trevor und ich habenâs endlich getan«, sagte Kate. Sie lächelte, als würde sie allen Ernstes erwarten, dass Maddie glaubte, sie wäre noch Jungfrau gewesen. Dabei wusste Maddie, dass Kate ihre Jungfräulichkeit schon vor einer halben Ewigkeit verloren hatte. Sie erinnerte sich noch gut an die Nacht, in der es geschehen war. Es war auf einer der Partys in Fort Glover gewesen, wo die älteren Jungs nach »frischem Blut« Ausschau gehalten hatten. Kate war so betrunken gewesen, dass sie auf dem verdreckten Boden mit dem Freund ihrer älteren Schwester Carly geschlafen hatte. Maddie erinnerte sich noch gut, wie sie Kate davor gewarnt hatte, mit Carly Endicotts Freund mitzugehen, aber Kate hatte nur gezischt, sie wüsste genau, was sie täte und könne sehr gut auf sich selbst aufpassen. »Tja, jetzt bin ich kein Mitglied mehr im Club der Jungf rauen.«
Maddie verdrehte die Augen. Club der Jungfrauen? Kate hatte immer schon so getan, als wäre sie die weltgewandteste und erfahrenste der Clique. Als sie damals von den Sisters of Misery - einer exklusiven Gruppe auserwählter Schülerinnen der Hawthorne Academy - aufgenommen worden waren, war Kate so darauf bedacht gewesen, ihren älteren »Schwestern« zu gefallen, dass sie alles getan hätte, um von ihnen akzeptiert zu werden. Dabei hatte natürlich nie inf rage gestanden, dass Kate zur Clique gehören würde. Ihre ältere Schwester Carly hatte dafür gesorgt, dass sie in den Geheimbund der Mädchen aufgenommen wurde, die dafür bekannt waren, die besten Partys zu feiern, mit den süÃesten Jungs auszugehen und auf Misery Island geheime Treffen abzuhalten. Maddie
wusste nicht genau, wann die Gruppe gegründet worden war, hätte aber auch nie danach gefragt. Ãhnlich wie die psychiatrische Anstalt Ravenswood Asylum in der Stadtmitte war dieser Bund etwas, das es schon immer gegeben hatte und das gröÃer und mächtiger war als alles andere. Und wenn man erst einmal drin war, kam man nie wieder heraus.
Da Kate nicht das einzige Mädchen ihres Alters in der Gruppe sein wollte (und damit die einzige Zielscheibe für den Spott der anderen), hatte sie Maddie und ihre anderen Freundinnen in den Zirkel geholt. Abigail war vor Stolz beinahe geplatzt, aber Tess machte sich jedes Mal gröÃte Sorgen, wenn Maddie mit ihren Freundinnen loszog. Und obwohl sie schon seit der Grundschule mit den Mädchen befreundet war und dem Zirkel angehörte und mit ihren Freundinnen in der Tanzstunde, im Segelkurs und überall sonst gewesen war, wo Abigail sie hatte anmelden können, fühlte Maddie sich immer noch wie eine AuÃenseiterin. Manchmal war ihr, als würde sie ihre Freundinnen nicht richtig »kennen« und als würden diese sie wiederum nie wirklich verstehen. Maddie nahm einfach an, dass Freundschaften immer so waren - oberflächlich und letztlich Zweckgemeinschaften um
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