Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
Charlotte und schloss ihren Spind auf. Als sie die Tür geöffnet hatte, stand sie ein paar Sekunden da und starrte entgeistert hinein.
»Was ist?«, wollte Savannah wissen. Charlotte drehte sich zu ihr um. Sie hielt einen Permanentmarker in der Hand.
Link wedelte mit seinem Pompon und rief: »Komm zu den Cheerleadern, da geht’s ab!«
Ich sah Lena an.
Textmarker?
Ein hämisches Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit.
Ich dachte, du könntest deine Kräfte nicht kontrollieren.
Anfängerglück.
Bei Schulschluss waren die Cheerleader Gesprächsthema Nummer eins an der Jackson High. Anscheinend hatten alle, die sich als Lena verkleidet hatten, anstelle eines Eyeliners einenTextmarker benutzt, um sich den Halbmond ins Gesicht zu malen. Cheerleader eben. Die Witze über sie wollten nicht abreißen.
Sie würden in den nächstenTagen in der Schule und dem R est der Stadt so herumlaufen, im Jugendchor der Kirche mitsingen, die Spieler bei den Spielen anfeuern, und das alles mitTextmarker im Gesicht, bis er irgendwann von selbst verblasste. Mrs Lincoln und Mrs Snow würde der Schlag treffen.
Schade nur, dass ich nicht dabei sein konnte.
Nach der Schule brachte ich Lena zu ihrem Auto zurück, aber eigentlich war das nur einVorwand, um ihre Hand noch etwas länger zu halten. Die wahnwitzigen körperlichen Empfindungen jedes Mal, wenn ich sie berührte, wirkten nicht so abschreckend, wie man hätte meinen können. Egal ob ich mir vorkam, als würde ich brennen oder Glühbirnen platzen lassen oder als würde mich ein Blitz treffen, ich musste einfach in ihrer Nähe sein. Es war wie essen oder atmen, ich musste es tun, ich hatte keineWahl. Und das war beängstigender als ein Monat lang Halloween, ja, es brachte mich fast um.
»Was hast du heute Abend vor?« Geistesabwesend fuhr sie sich durchs Haar. Sie saß auf der Motorhaube des Leichenwagens, ich stand vor ihr.
»Ich dachte, du könntest zu mir kommen; wir bleiben zu Hause und machen den Kindern die Tür auf, wenn sie Süßigkeiten sammeln. Wir können zusammen auf denVorgarten aufpassen, damit niemand ein Kreuz in den Rasen brennt.« Ich versuchte, mir den R est meines Plans nicht ganz so lebhaft auszumalen, da er sich um Lena drehte und um unser Sofa und alte Filme und Amma, die heute Abend nicht zu Hause war.
»Ich kann nicht. Heute ist ein hoher Feiertag. MeineVerwandten kommen von überall her. Onkel M lässt mich keine fünf Minuten aus dem Haus, ganz zu schweigen davon, dass es heute gefährlich ist. Ich würde in einer Nacht, in der Dunkle Kräfte amWerk sind, meine Tür niemals einem Fremden öffnen.«
»So hab ich das noch nie gesehen.« Bis heute.
Als ich nach Hause kam, war Amma schon zum Ausgehen bereit. Sie hatte ein Hühnchen gekocht und Brötchenteig mit den Händen geknetet, »die einzige Art undWeise, in der eine Frau, die etwas auf sich hält, frische Brötchen macht«. Ich beäugte denTopf misstrauisch und fragte mich, ob es das Essen diesmal auf unseren Tisch oder wieder nur zu denVorfahren schaffen würde.
Ich stibitzte etwas von demTeig, aber sie hielt meine Hand fest. »L.A.N.G.F.I.N.G.E.R.« Ich musste lachen. »Sprich: Hände weg, EthanWate. Ich muss hungrige Mäuler stopfen.« Also würde es heute Abend für mich wohl kein Hühnchen und keine Brötchen geben.
An Halloween ging Amma immer nach Hause. Sie behauptete, an diesem Abend sei es in der Kirche besonders feierlich, aber meine Mom hatte stets gesagt, es sei einfach nur ein guter Abend, um Geschäfte zu machen. In welcher Nacht sollte man sich sonst die Karten legen lassen, wenn nicht an Halloween? An Ostern oder amValentinstag hatte Amma wohl kaum so viel Kundschaft.
Im Licht der jüngsten Ereignisse betrachtet, fragte ich mich, ob es nicht auch noch einen anderen Grund gab. Vielleicht war es ja in erster Linie eine geeignete Nacht, um auf einem Friedhof die Zukunft aus Hühnchenknochen zu lesen. Ich konnte Amma nicht danach fragen, und ich wusste auch nicht, ob ich es wirklich wissen wollte. Amma fehlte mir, es fehlte mir, dass ich nicht mit ihr reden, ihr etwas anvertrauen konnte. Falls sie dieVeränderung ebenfalls spürte, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Vielleicht dachte sie einfach, es läge daran, dass ich erwachsen wurde, und wer weiß, vielleicht stimmte das ja auch.
»Gehst du zur Party rüber zu den Snows?«
»Nein, in diesem Jahr bleib ich einfach zu Hause.«
Sie zog die Augenbrauen hoch, aber sie fragte nicht weiter. Sie wusste ohnehin
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