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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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alte Burg. Kandelaber warfen seltsame Schatten auf die Schar der Gäste in schwarzen Umhängen, schwarzen Abendkleidern, schwarzen Gehröcken, eine Schar, die weitaus größer war als bei der ersten Zusammenkunft.
    Ethan! Beeil dich. Ich halte es nicht mehr aus …
    »Lena!«, schrie ich. »Macon!Wo ist sie?«
    Keiner schenkte mir auch nur die geringste Beachtung. Ich sah niemanden, den ich kannte, obwohl dieVorhalle voller Leute war, die von einem Raum zum nächsten gingen wie Geister auf einer Gespenster-Party. Die Gäste waren nicht aus unserer Gegend, wenigstens hatten sie die letzten paar hundert Jahre nicht hier gelebt. Ich sah Männer in dunklen Kilts und derber gälischer Kleidung, Frauen in eng geschnürten Abendroben. Alles war schwarz, alles war in Schatten gehüllt.
    Ich bahnte mir einenWeg durch die vielen Menschen und betrat einen großen Ballsaal. Aber auch da war niemand von der Familie – nichtTante Del, nicht R eece, nicht einmal die kleine Ryan. Funken sprühend fingen Kerzen in allen Ecken des Raums zu brennen an, und eine seltsame Ansammlung durchscheinender fremdartiger Musikinstrumente verschwand vor den Blicken und tauchte wieder auf, spielte von ganz allein, während schemenhafte Paare über den Fußboden schwebten, der heute aus Steinplatten bestand. DieTanzenden schienen nicht einmal zu bemerken, dass ich da war.
    Die Melodie, die gespielt wurde, war zweifellos Caster-Musik, und sie beschwor einen Zauber ganz eigener Art herauf. Es waren fast nur Streichinstrumente. Ich hörte eine Geige, eine Bratsche, ein Cello. Ich sah förmlich das Netz vor mir, das sich von einem Tänzer zum nächsten spann, während sie sich einander annäherten und dann wieder voneinander entfernten, so als formten sie ein kompliziertes Muster, das aus ihnen selbst bestand. Nur ich gehörte nicht dazu.
    Ethan …
    Ich musste sie finden.
    Ein schneidender Schmerz durchfuhr mich. Ihre Stimme war jetzt leiser geworden. Ich stolperte und hielt mich an der Schulter eines festlich gekleideten Gasts fest, der neben mir stand. Ich hatte ihn nur berührt, mehr nicht, und schon ging der Schmerz, Lenas Schmerz, von mir auf ihn über. Er taumelte und stieß mit dem Paar zusammen, das neben ihm tanzte.
    »Macon!«, schrie ich, so laut ich konnte.
    Oben auf derTreppe sah ich Boo Radley stehen, er schien auf mich zu warten. Seine runden, menschlichen Augen blickten entsetzt.
    »Boo!Wo ist sie?« Boo starrte mich an und ich blickte in die düsteren stahlgrauen Augen Macon Ravenwoods; wenigstens hätte ich schwören können, dass ich sie vor mir sah. Dann drehte sich Boo um und rannte los. Ich jagte hinterher, rannte die steinerneWendeltreppe hinauf in jenem Haus, das sich nun in Ravenwood Castle verwandelt hatte. Auf der oberstenTreppenstufe wartete Boo auf mich, dann lief er zu einem dunklen Zimmer am Ende des Gangs. Das war so gut wie eine Einladung.
    Er bellte und zwei schwere Eichentüren öffneten sich knarrend von selbst. Wir waren jetzt so weit weg von der Abendgesellschaft, dass nicht einmal mehr die Musik oder die Unterhaltung der Gäste zu hören waren. Wir befanden uns in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, mit jedem Schritt veränderte sich Ravenwood Castle, die Wände bröckelten, sie waren jetzt mit Moos überwachsen und kalt. Anstelle von Kandelabern hingen nun Fackeln an den Wänden.
    Ich kannte mich mit alten Gemäuern aus. Gatlin war eine alte Stadt. Ich war mit alten Gegenständen aufgewachsen. Aber dies hier war etwas völlig anderes. Wie Lena gesagt hatte, es war Neujahrsnacht. Eine Nacht, die sich jenseits der Grenzen der Zeit befand.
    Als ich in den Raum trat, sah ich über mir den freien Himmel. Das Dach war nach oben hin weit offen, wie in einem freien Gewächshaus. Der Himmel war schwarz, einen schwärzeren Himmel hatte ich noch nie gesehen. Es war, als stünden wir mitten in einem fürchterlichen Unwetter, aber es herrschte Stille.
    Lena lag auf einem schweren Steintisch, zusammengekrümmt wie ein ungeborenes Kind. Sie war klatschnass, in Schweiß gebadet und wand sich vor Schmerzen. Alle standen um sie herum – Macon,Tante Del, Barclay, R eece, Larkin, sogar Ryan und eine Frau, die ich nicht kannte, sie alle standen im Kreis und hielten sich an den Händen.
    Sie hatten die Augen geöffnet, aber sie sahen nichts. Sie bemerkten nicht einmal, dass ich in den Raum gekommen war. Ihre Lippen bewegten sich. Als ich zu Macon trat, hörte ich, dass sie in einer fremden Sprache skandierten. Ich war mir zwar

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