Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
wir sie in Augenschein nehmen können.«
In der Küche zischte und brutzelte es. Amma stand in ihrer Schürze vorm Herd, in jeder Hand einen Kochlöffel.Tante Prue hantierte ebenfalls in der Küche herum und steckte den Finger in die diversen R ührschüsseln, die auf der Anrichte standen.Tante Mercy undTante Grace spielten in der Küche Scrabble, keiner von beiden schien es aufzufallen, dass das, was sie legten, gar keine Wörter waren.
»Steh nicht einfach so herum. Bring sie her.«
Meine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt. Es war unmöglich vorherzusehen, was Amma oder die Schwestern sagen würden. Ich wusste immer noch nicht, weshalb Amma so scharf darauf gewesen war, dass ich Lena einlud.
Lena trat auf sie zu. »Es ist schön, Sie endlich kennenzulernen.«
Amma betrachtete Lena von Kopf bis Fuß, dabei wischte sie ihre Hände an der Schürze ab. »Du bist also die, die meinen Jungen so aufTrab hält. Der Postbote hatte schon recht. Bildhübsch.« Ich fragte mich, ob Carlton Eaton das gesagt hatte, als er Amma nachWader’s Creek fuhr.
Lena wurde rot. »Danke.«
»Wie ich hörte, mischst du die Schule ordentlich auf.«Tante Grace lächelte. »Das ist gut. Ich weiß ohnehin nicht, was man euch jungen Leuten heutzutage dort beibringt.«
Tante Mercy legte ihre Buchstaben, einen nach dem anderen. J-U-K-T.
Tante Grace beugte sich tiefer über das Spielbrett und blinzelte. »Mercy Lynne, du mogelst schon wieder!Was soll denn das für einWort sein? Bilde mal einen Satz damit.«
»Mich juckt es in den Fingern, ein Stück von diesem hellen Kuchen zu nehmen.«
»So hast du es aber nicht geschrieben.«Wenigstens eine von ihnen kannte sich mit Orthografie aus.Tante Grace nahm einen Buchstaben vom Spielbrett. »Man schreibt es mit G und nicht mit K.« Oder auch nicht.
Du hast wirklich nicht übertrieben.
Hab ich dir doch gesagt.
»Höre ich da etwa Ethan?«Tante Caroline kam gerade zur rechten Zeit in die Küche. Sie breitete die Arme aus. »Komm her und gib deinerTante einen Kuss.« Es verschlug mir stets einen Augenblick lang den Atem, wie sehr sie meiner Mutter ähnelte. Das gleiche lange braune Haar, das immer nach hinten gekämmt war, die gleichen dunkelbraunen Augen. Aber meine Mutter war am liebsten barfuß gegangen und hatte Jeans getragen, währendTante Caroline eher eine Südstaatenschönheit war, die gerne Sommerkleidchen und enge Pullover trug. Ich glaube, meineTante amüsierte es, den Gesichtsausdruck anderer Menschen zu sehen, wenn sie herausfanden, dass sie die Leiterin des Historischen Museums von Savannah war und nicht eine in die Jahre gekommene Debütantin.
»Wie läuft’s hier bei euch im Norden?«Tante Caroline sprach stets von Norden, wenn sie Gatlin meinte, denn die Stadt liegt nördlich von Savannah.
»Gut. Hast du mir Pralinen mitgebracht?«
»Mach ich das nicht immer?«
Ich nahm Lenas Hand und zog sie näher heran. »Lena, das ist meineTante Caroline und das sind meine Großtanten Prudence, Mercy und Grace.«
»Es freut mich, Sie alle kennenzulernen.« Lena streckte die Hand aus, aberTante Caroline zog Lena an sich und umarmte sie.
Die Eingangstür fiel krachend ins Schloss.
»Fröhliches Thanksgiving.« Marian kam mit einer Auflaufform herein, auf der sie noch ein Kuchenblech balancierte. »Hab ich schon was versäumt?«
»Eichhörnchen.«Tante Prue schlurfte zu Marian und hakte sich bei ihr unter. »Was weißt du über sie?«
»Also, ihr alle, verschwindet aus meiner Küche. Ich brauche Platz hier, um meine Magie zu wirken. Mercy Stratham, ich sehe, du isst gerade meine Zimtpastillen.« Einen Augenblick lang hörteTante Mercy zu mampfen auf. Lena sah mich an und versuchte, sich das Lachen zu verkneifen.
Ich könnte unsere Küche zu Hilfe rufen .
Glaub mir, wenn’s ums Kochen geht, braucht Amma keine Hilfe. Da hat sie ihre eigene Magie.
Alle drängten sich imWohnzimmer.Tante Caroline undTante Prue diskutierten, wie man Dattelpflaumen auf einerVeranda anbauen konnte, undTante Grace undTante Mercy stritten immer noch darüber, wie man »jucken« richtig schreibt; Marian spielte die Schiedsrichterin. Es hätte jeden in denWahnsinn treiben können, aber Lena, die eingekeilt zwischen den Schwestern saß, machte einen fröhlichen, wenn nicht gar zufriedenen Eindruck.
Es ist nett hier.
Machst du Witze?
War es das, was sie sich unter einer Familienfeier vorstellte? Auflaufformen und Scrabble und alte Damen, die sich zankten? Ich war mir nicht sicher, aber auf alle Fälle
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