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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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waren und unser Mittagessen auf derTribüne aßen oder uns Direktor Harper nachspionierte, dann waren wir in der Bibliothek, lasen in den Aufzeichnungen über das Medaillon und hofften, Marian würde vorbeischauen und uns etwas erzählen.Von verführerischen Sirenen in Gestalt einer Lollipop lutschenden Cousine mit eisernem Griff war weit und breit nichts zu sehen, und es gab auch keine unerklärlichen Stürme der dritten Kategorie oder rätselhafte schwarzeWolken, die am Himmel aufzogen, nicht einmal ein seltsames Essen mit Macon.Von Außergewöhnlichem keine Spur.
    Mit einer Ausnahme. Und das war überhaupt das Allerwichtigste. Ich war verrückt nach einem Mädchen, das tatsächlich meine Gefühle erwiderte. Und wann passierte so etwas schon? Dass sie eine Caster war, war imVergleich dazu fast leichter zu glauben.
    Ich hatte Lena. Sie war stark und sie war schön. JederTag war erschreckend und jederTag war wundervoll.
    Bis plötzlich aus heiterem Himmel das Undenkbare geschah: Amma lud Lena zum Thanksgiving-Dinner ein.
    »Ich weiß gar nicht, warum du überhaupt an Thanksgiving zu uns kommen willst. Es ist entsetzlich langweilig.« Ich war nervös, denn ganz offensichtlich führte Amma etwas im Schilde.
    Lena lächelte und sofort fiel die Anspannung von mir ab. Es gab nichts Schöneres als ihr Lächeln. Es haute mich immer noch glatt um. »Ich glaube nicht, dass es langweilig wird.«
    »Du warst an Thanksgiving noch nie bei mir zu Hause.«
    »Ich war an Thanksgiving noch nie bei jemandem zu Hause. Caster feiern diesenTag nicht. Es ist ein Festtag für die Sterblichen.«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen? KeinTruthahn? Keine Kürbispastete?«
    »Nichts davon.«
    »Du hast heute nicht viel gegessen, oder?«
    »Eher wenig.«
    »Dann wirst du es vielleicht überstehen.«
    Ich hatte Lena rechtzeitig darauf vorbereitet, was sie erwarten würde, damit sie nicht überrascht war, wenn die Schwestern Brötchen in die Servietten einwickelten und sie in ihren Handtäschchen verschwinden ließen. Oder wennTante Caroline und Marian den halben Abend darüber diskutierten, wo sich die erste öffentliche Bibliothek in denVereinigten Staaten befunden hatte (in Charleston) oder in welchemVerhältnis man die Farben mischen muss, damit man das berühmte Charleston-Grün erhält (zweiTeile Yankee-Schwarz und einenTeil R ebellen-Gelb).Tante Caroline leitete ein Museum in Savannah, sie kannte sich mit Architekturgeschichte und Antiquitäten ebenso gut aus, wie sich meine Mutter mit der Munition und den Schlachtstrategien im Bürgerkrieg ausgekannt hatte. Denn das war es, worauf Lena gefasst sein musste – auf Amma, meine verrücktenVerwandten, auf Marian und, um das Maß vollzumachen, auf Harlon James.
    Eine wichtige Kleinigkeit erwähnte ich allerdings nicht.Wenn alles so lief wie immer in letzter Zeit, dann hieß Thanksgiving wahrscheinlich auch, dass meinVater diesmal im Schlafanzug beim Essen saß. Aber das war etwas, das ich ihr nicht erklären konnte.
    Für Amma war Thanksgiving überaus wichtig, und das bedeutete zweierlei: Mein Dad würde endlich wieder einmal aus seinem Arbeitszimmer kommen, obwohl es ja nach Einbruch der Dunkelheit und daher genau genommen keine so große Ausnahme war, und er würde gemeinsam mit uns am Tisch essen. Allerdings ohne seineWeizenflocken. Das war das Mindeste, worauf Amma bestand. Und zu Ehren der Pilgerreise meinesVaters in jeneWelt, die wir anderen tagtäglich bewohnten, legte sich Amma mit dem Abendessen mächtig ins Zeug.Truthahn, Kartoffelbrei mit Soße, Bohnen mit Butter, Mais in Sahne, Süßkartoffeln mit Marshmallows, Honigschinken, Kürbis und Zitronenbaiser, das sie aber, da war ich mir nach dem Abend im Sumpf ziemlich sicher, mehr für Onkel Abner als für uns zubereitete.
    Ich blieb auf derVeranda stehen und dachte daran, wie mir zumute gewesen war, als ich an jenem Abend zum ersten Mal vor der Tür von Ravenwood aufgetaucht war. Nun erging es Lena so. Sie hatte ihr dunkles Haar aus dem Gesicht gestrichen, und ich berührte sie an der Stelle, wo es sich widerspenstig wieder hervorwagte und sich an ihr Kinn schmiegte.
    Bist du bereit?
    Sie zupfte ihr schwarzes Kleid zurecht. Sie war aufgeregt.
    Nein.
    Solltest du aber.
    Ich grinste und stieß die Tür auf. »Los geht’s.«
    Im Haus roch es wie in meiner Kindheit. Nach Kartoffelbrei und schwerer Arbeit.
    »EthanWate, bist du das?«, rief Amma aus der Küche.
    »Ja, Ma’am.«
    »Hast du das Mädchen mitgebracht? Bring sie rein, damit

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