Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
Jeans und eine schwarze Weste mit einer fellbesetzten Kapuze. Sie würde in Kürze ihrem Exekutionskommando gegenübertreten und sie wusste das.
Seit dem Ball waren nur dreiTage vergangen, aber die TAR hatte keine Zeit vergeudet. Die Sitzung des Disziplinarausschusses an der Jackson High, die am heutigen Nachmittag stattfand, würde sich nur geringfügig von einem Hexenprozess unterscheiden, man musste keine Caster-Fähigkeiten haben, um das zu ahnen. Emily humpelte mit einem Gipsbein herum, das Chaos auf dem Winterball war Stadtgespräch gewesen, und Mrs Lincoln hatte endlich so viel Unterstützung, wie sie brauchte. Zeugen waren plötzlich aufgetaucht. Und wenn man alles, was irgendjemand irgendwie gesehen oder gehört zu haben glaubte, aus dem passenden Blickwinkel betrachtete, dann gab es nur eine plausible Erklärung: Lena Duchannes war an allem schuld.
Alles war in bester Ordnung gewesen, bis sie in die Stadt gekommen war.
Link sprang aus dem Auto und hielt Lena die Tür auf. Er hatte ein derart schlechtes Gewissen, dass er ganz grün im Gesicht aussah. »Hi, Lena. Wie geht’s?«
»Mir geht’s gut.«
Lügnerin.
Ich möchte nicht, dass er sich schlecht fühlt. Er kann doch nichts dafür.
Link räusperte sich. »Die Sache tut mir wirklich furchtbar leid. Ich habe das ganzeWochenende auf meine Mutter eingeredet. Sie hat schon immer ein bisschen gesponnen, aber diesmal ist sie total von der R o lle.«
»Du kannst nichts dafür. Aber trotzdem, vielen Dank, dass du versucht hast, sie umzustimmen.«
»Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn nicht alle diese altenWeiber von der TAR ihr die Ohren vollgequatscht hätten. Mrs Snow und Mrs Asher haben bestimmt hundertmal bei uns angerufen in den letzten zweiTagen.«
Wir fuhren am Stop & Steal vorbei. Nicht einmal Fatty war da. Die Straßen waren menschenleer wie in einer Geisterstadt. DieVersammlung des Disziplinarausschusses war auf Punkt fünf Uhr angesetzt und wir würden gerade rechtzeitig ankommen. Sie fand in derTurnhalle statt, weil das der einzige Ort in der Jackson High war, an dem man die vielen Menschen unterbringen konnte, die mit Sicherheit aufkreuzen würden. Das war auch so eine Spezialität von Gatlin: Alles ging hier jeden an. Hier gab es nichts Privates. Den Straßen nach zu schließen, hatte die gesamte Stadt die Schotten dicht gemacht, was nur heißen konnte, dass alle zu derVersammlung gingen.
»Ich kapier nur nicht, wie deine Mutter das so schnell auf die Beine stellen konnte. Das ist sogar für sie eine respektable Leistung.«
»Nach dem, was ich mitbekommen habe, ist Doc Asher mit von der Partie. Er geht mit Direktor Harper auf die Jagd und noch so einem anderen hohen Tier von der Schulleitung.« Doc Asher war EmilysVater und der einzige richtige Doktor in der Stadt.
»Na großartig.«
Lena seufzte. »Dass ich rausgeschmissen werde, ist doch sonnenklar. Ich wette, darüber sind sie sich schon einig. DieseVersammlung ist doch nur noch Show.«
Link sah sie verdattert an. »Die können dich nicht rauswerfen, ohne deine Sicht der Dinge gehört zu haben. Du hast doch überhaupt nichts getan.«
»Das spielt keine R o lle. So etwas wird hinter verschlossenen Türen ausgehandelt. Und dort machen sie, was sie wollen.«
Sie hatte recht und wir beide wussten es. Also schwieg ich und zog ihre Hand an meinen Mund und küsste sie und wünschte mir zum hundertsten Mal, dass ich an ihrer Stelle vor die Schulleitung treten müsste.
Aber das würde nie geschehen. Egal was ich tat, egal was ich sagte, ich wäre immer einer von ihnen. Und genau das machte mich so wütend und es beschämte mich auch. Ich hasste sie umso mehr, gerade weil sie mich als einen der Ihren ansahen, selbst wenn ich mich mit der Nichte des alten Ravenwood traf, Mrs Lincoln Widerrede gab und nicht zu Savannah Snows Party eingeladen wurde. Ich war einer von ihnen, ich gehörte dazu, und das war unabänderlich. Und wenn es umgekehrt ebenso zutraf, dass sie zu mir gehörten, dann hatte Lena nicht nur sie als Gegner, sondern auch mich.
Diese Erkenntnis brachte mich fast um. Lena würde an ihrem sechzehnten Geburtstag vielleicht auf die Dunkle Seite gehen, aber auf welcher Seite ich mich befand, das stand seit meiner Geburt fest. Ich konnte über mein Schicksal genauso wenig bestimmen wie sie. Vielleicht konnte das niemand.
Ich bog in den Parkplatz ein. Er war gestopft voll. Am Haupteingang standen die Menschen Schlange, um in dieTurnhalle zu gelangen. So viele Menschen hatte
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