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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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Hand, wo der trocknende Lehm schon eine Kruste bildete. In dem Lehm, der auf der Töpferscheibe lag, befand sich der deutliche Abdruck einer Hand, so als hätte ich den Gegenstand, den ich gerade bearbeitete, wieder glatt geklopft. Ich betrachtete den Abdruck genauer. Es war nicht meine Hand, dazu war sie viel zu klein. Es war die Hand eines Mädchens.
    Es war ihre Hand.
    Ich untersuchte meine Fingernägel, unter denen der Lehm hing, den ich von ihrem Handgelenk gekratzt hatte.
    »Ethan, du könntest dich wenigstens ein bisschen anstrengen«, sagte Mrs Abernathy und legte mir die Hand auf die Schulter. Ich zuckte zusammen. Draußen hörte ich es donnern.
    »Aber Mrs Abernathy, ich glaube, Ethans Seele spricht mit ihm«, kicherte Savannah und beugte sich zu mir. »Ich glaube, sie sagt ihm gerade, dass er sich die Fingernägel schneiden soll.«
    Die Mädchen in meiner Nähe fingen an zu lachen. Ich zerstörte den Handabdruck mit der Faust und machte wieder ein klumpiges graues Etwas daraus. Als es klingelte, stand ich auf und wischte die Hände an meiner Jeans ab. Ich schnappte meinen R ucksack und rannte aus dem Klassenzimmer, rutschte in meinen nassen Chucks beinahe aus, als ich um die Ecke bog, und wäre um ein Haar über meine offenen Schnürsenkel gestolpert, als ich die zweiTreppen hinunterrannte, die zwischen mir und dem Musiksaal lagen. Ich musste wissen, ob ich mir das nur eingebildet hatte.
    Mit beiden Händen stieß ich die Flügeltür des Musiksaals auf. Die Bühne war leer. Die Klasse drängelte an mir vorbei nach draußen. Ich lief in die verkehrte Richtung, lief gegen den Strom, wo doch alle anderen mit dem Strom schwammen. Ich atmete tief ein, aber ich wusste, was ich riechen würde, noch ehe ich es wirklich roch: Zitronen und R o smarin.
    Unten auf der Bühne sammelte Miss Spider die Notenblätter ein, die zwischen den Klappstühlen verstreut lagen, auf denen eben noch das unsägliche Orchester geprobt hatte. Ich rief zu ihr hinunter: »Entschuldigen Sie, Ma’am.Wer hat gerade dieses … dieses Lied gespielt?«
    Sie lächelte mich an. »Wir haben einen wunderbaren Neuzugang bei unseren Streichern. Eine Bratsche. Sie ist erst vor Kurzem in die Stadt gezogen …«
    Nein. Das konnte nicht sein. Nicht sie.
    Ich drehte mich um und rannte davon, noch ehe Miss Spider den Namen sagen konnte.
    Als nach der achten Stunde die Schulglocke läutete, wartete Link bereits vor den Garderobenschränken auf mich. Er fuhr sich mit der Hand durch das stachelige Haar und strich sein ausgewaschenes Black-Sabbath-T-Shirt glatt.
    »Link. Ich brauche deine Autoschlüssel, Mann.«
    »Und was ist mit demTraining?«
    »Schaff ich nicht. Ich muss was erledigen.«
    »Kumpel, wovon redest du?«
    »Gib mir einfach deine Schlüssel.«
    Ich musste hier raus. Ich hatte ständig diesenTraum, ich hörte das Lied, und nun war ich auch noch mitten im Unterricht weggedriftet, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Ich wusste nicht, was mit mir los war, aber ich wusste, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte.
    Meiner Mutter hätte ich wahrscheinlich alles erzählt. Sie war jemand, dem man alles erzählen konnte. Aber sie war tot, und meinVater verkroch sich den ganzenTag in seinem Arbeitszimmer, und Amma würde einen Monat lang Salz in meinem Zimmer verstreuen, wenn ich ihr davon erzählte.
    Ich war ganz allein auf mich gestellt.
    Link hielt mir die Schlüssel hin. »DerTrainer wird dich umbringen.«
    »Ich weiß.«
    »Amma wird es rauskriegen.«
    »Ich weiß.«
    »Sie wird dich mit Arschtritten zur Stadt hinausjagen.« Er fuchtelte herum, als ich hastig nach den Schlüsseln griff. »Mach keine Dummheiten.«
    Ich drehte mich um und rannte los. Zu spät.

Zusammenstoß
    11.9.
    Als ich schließlich vor dem Auto stand, war ich völlig durchnässt. Während derWoche war der Sturm immer stärker geworden.
    In jedem Radiosender, den ich empfangen konnte, brachten sie Unwetterwarnungen, aber das wollte nicht viel heißen, denn die alte Karre hatte nur drei Sender, alle auf Mittelwelle. DieWolken waren pechschwarz, was man in der Hurrikan-Zeit nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte. Aber das spielte jetzt keine R o lle. Ich musste wieder einen klaren Kopf bekommen und herausfinden, was los war, selbst wenn ich nicht die geringste Ahnung hatte, wo ich anfangen sollte.
    Schon um nur aus dem Parkplatz herauszufinden, musste ich die Scheinwerfer einschalten. Die Sicht war so schlecht, dass ich kaum über die Kühlerhaube hinaus sah. Es war

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