Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
kirchlichen Freizeitlager in Savannah, soviel du weißt.«
»In Savannah gibt es kein Freizeitlager der Kirche.«
»Ja, aber meine Mutter weiß das nicht. Ich hab ihr erzählt, dass ich mich angemeldet habe, weil dort eine R o ck-Band der Baptisten spielt.«
»Und das hat sie dir geglaubt?«
»Sie ist ein bisschen seltsam in letzter Zeit, aber was soll’s? Sie hat gesagt, ich darf fahren.«
»Es ist völlig egal, was deine Mutter sagt, du kannst trotzdem nicht fahren. Es gibt einiges, was du von Ridley nicht weißt. Sie ist … gefährlich. Es könnte alles Mögliche passieren.«
Seine Augen blitzten auf. So hatte ich Link noch nie erlebt. Allerdings hatte ich ihn in letzter Zeit nicht oft gesehen. Ich hatte jede freie Minute mit Lena verbracht, oder damit, an sie, an das Buch, an ihren Geburtstag zu denken. An die Dinge eben, um die sich meineWelt drehte – oder bis vor einer Stunde gedreht hatte.
»Das will ich stark hoffen. Ganz ehrlich, Mann, ich bin wirklich schwer in dieses Mädchen verknallt. Sie macht mich wirklich an, weißt du?« Er nahm mein letztes Stück Pizza.
Einen Moment lang wollte ich Link alles erzählen, so wie in altenTagen – von Lena, ihrer Familie, von Ridley und von Genevieve und von Ethan CarterWate. Am Anfang war er noch in alles eingeweiht gewesen, aber ich bezweifelte, ob er mir auch den R est glauben würde oder konnte. Vielleicht war das einfach zu viel verlangt, sogar vom besten Freund. Gerade jetzt wollte ich Link nicht auch noch verlieren. Aber ich musste etwas unternehmen. Ich konnte nicht zulassen, dass er mit Ridley nach New York oder sonst wohin fuhr. »Hör zu, Mann, du musst mir glauben. Lass dich nicht ein mit ihr. Sie benutzt dich nur. Sie wird dir wehtun.«
Er zerdrückte eine Cola-Dose in der Hand. »Oh, verstehe.Wenn das schärfste Mädchen der ganzen Stadt mit mir herumhängt, dann benutzt sie mich nur? Du glaubst wohl, du bist der Einzige, der ein tolles Mädchen aufreißen kann. Seit wann bist du so eingebildet?«
»Das habe ich doch gar nicht gemeint.«
Link stand auf. »Ich denke, wir beide wissen genau, was du gemeint hast.Vergiss es einfach.«
Es war zu spät. Ridley hatte völlig von ihm Besitz ergriffen. Egal was ich sagte, ich konnte ihn nicht mehr umstimmen. Und ich wollte meine Freundin und meinen besten Freund nicht am selbenTag verlieren. »Hör zu, ich hab’s nicht so gemeint. Ich werde nichts sagen, was nicht weiter schwer ist, weil deine Mutter ohnehin nicht mit mir spricht.«
»Schon okay. Es ist bestimmt nicht leicht, einen besten Freund zu haben, der so gut aussieht und so talentiert ist wie ich.« Link nahm ein Plätzchen von meinemTablett und brach es auseinander. So wie damals, als er das schmutzige Twinkie vom Fußboden des Autobusses aufgehoben hatte. Es war alles wieder in Ordnung. Keinem Mädchen, nicht einmal einer Sirene, würde es gelingen, sich zwischen uns zu stellen.
Emily beobachtete Link argwöhnisch.
»Du solltest lieber abhauen, ehe dich Emily bei deiner Mutter verpfeift. Dann gehst du nämlich ganz bestimmt in kein Freizeitlager, weder in ein echtes noch in ein erfundenes.«
»Wegen der mach ich mir keine Sorgen.« Aber er tat es doch. Er wollte nicht die ganzen Winterferien bei seiner Mutter zu Hause hocken. Doch er wollte auch nicht, dass ihn die Basketballmannschaft, dass ihn ganz Jackson links liegen ließ, auch wenn er zu dämlich oder zu loyal war, um es sich einzugestehen.
Am Montag half ich Amma dabei, die Schachteln mit dem Festtagsschmuck vom Dachboden zu holen. Der Staub machte meine Augen wässrig, wenigstens redete ich mir ein, dass das der Grund war. Ich packte eine komplette Miniaturstadt aus, die von kleinen weißen Lämpchen erleuchtet wurde; meine Mutter hatte sie jedes Jahr unter demWeihnachtsbaum aufgestellt, auf einem Baumwolllaken, das den Schnee darstellen sollte. Die Häuschen hatten bereits ihrer Großmutter gehört, und sie hatte sie so geliebt, dass auch ich sie gerne mochte, obwohl sie aus dünner Pappe, Leim und Glitter waren und beim Aufstellen meistens gleich wieder umfielen. »Alte Sachen sind besser als neue Sachen, denn sie haben eine Geschichte, die sie erzählen können, Ethan.« Dabei hatte sie ein altes Blechauto in die Hand genommen und gesagt: »Stell dir vor, mit diesem Auto hat schon meine Urgroßmutter gespielt, und sie hat diese Stadt unter demWeihnachtsbaum aufgebaut gerade so wie wir.«
Seit wann hatte ich diese Stadt eigentlich nicht mehr gesehen?, fragte ich mich und
Weitere Kostenlose Bücher