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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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lieferte auch gleich die Antwort: So lange, wie ich meine Mutter nicht mehr gesehen hatte. Die Stadt war kleiner als in meiner Erinnerung, die Pappe verzogen und ausgefranst. In keiner der Schachteln fand ich die Menschen, die dazugehörten, geschweige denn die Tiere. So aber sah die Stadt verlassen aus und das machte mich traurig. Ohne meine Mutter war der Zauber dahin. Ich merkte, wie ich innerlich trotz allem nach Lena rief.
    Alles fehlt. Die Häuschen sind zwar da, aber es ist nicht mehr, wie es war. Sie ist nicht da. Und sie wird dich nie kennenlernen können.
    Aber ich bekam keine Antwort. Lena war entweder verschwunden, oder sie hatte mich aus ihrem Leben verbannt, ich wusste nicht, was schlimmer war. Ich war mutterseelenallein, aber noch entsetzlicher als diese Einsamkeit war, dass alle sehen konnten, wie einsam ich war. Also ging ich zu dem einzigen Ort in der Stadt, wo ich sicher sein konnte, niemanden zu treffen: in die Bibliothek von Gatlin.
    »Tante Marian?«
    In der Bibliothek war es eiskalt und wie üblich war sie menschenleer. Nachdem, was auf der Sitzung gelaufen war, kamen wohl überhaupt keine Besucher mehr zu Marian.
    »Ich bin hier hinten.« Sie saß, in ihren Mantel gehüllt, auf dem Fußboden, inmitten eines Bücherbergs. In der Hand hielt sie ein Buch, aus dem sie laut in dem für sie typischen verklärten Singsang vorlas.
    »Er kommt zu uns, wird uns zu eigen,
    er, der mit Regen und der Sonne Reigen
    darbender Erde Blütenpracht schenkt,
    kostbarer Schatz der ganzen Welt …«
    Sie klappte das Buch zu. » R o bert Herrick. DerWeihnachtschoral, gesungen für den König im Whitehall Palace.« Sie klang so gedankenverloren, wie Lena es in letzter Zeit gewesen war und ich in diesem Moment.
    »Tut mir leid, den Kerl kenne ich nicht.«
    Es war so kalt, dass ihr Atem zu Wölkchen wurde, wenn sie sprach. »An wen erinnert dich der kostbare Schatz ?«
    »Meinst du Lena? Ich wette, Mrs Lincoln hätte einiges dazu zu sagen.« Ich setzte mich neben Marian, die die Bücher im ganzen Gang verteilte.
    »Mrs Lincoln.Was für eine bedauernswerte Person.« Sie schüttelte den Kopf und zog noch ein Buch aus dem Stapel hervor. »Dickens sagt,Weihnachten sei die Zeit, in der die Menschen ihre verschlossenen Herzen weit öffnen sollten und jene, denen es schlechter geht, alsWeggenossen auf demWeg zum Grabe und nicht als eine andere Art Lebewesen betrachten sollten.«
    »Ist die Heizung kaputt? Soll ich den Elektriker anrufen?«
    »Ich habe sie gar nicht angemacht. Ich war wohl ein wenig abgelenkt und habe es vergessen.« Sie legte das Buch auf den Stapel zurück. »Schade, dass Dickens nie in Gatlin war.Verschlossene Herzen haben wir hier mehr als genug.«
    Ich nahm ein anderes Buch zur Hand. Richard Wilbur. Ich schlug es auf und ließ den Geruch des alten Papiers auf mich wirken. Ich las die Seite, die ich zufällig aufgeschlagen hatte. »Was ist das Gegenteil von Zweisamkeit? Bei mir und dir die Einsamkeit.« Es war verrückt, aber genau so war mir jetzt zumute. Ich klappte das Buch wieder zu.
    »Danke, dass du zu derVersammlung gekommen bist,Tante Marian. Ich hoffe, du hattest deswegen keine Schwierigkeiten. Ich fürchte, alles war meine Schuld.«
    »Das war es nicht.«
    »Aber es kommt mir so vor.« Ich legte das Buch beiseite.
    »Warum? Bist du an der Dummheit schuld? Hast du Mrs Lincoln beigebracht, wie man hasst, und Mr Hollingsworth, wie man sich vor etwas fürchtet?«
    Wir beide saßen da inmitten der Bücher. Marian ergriff meine Hand und drückte sie. »Dieser Kampf hat nicht erst mit dir angefangen, Ethan. Er wird auch nicht mit dir enden, und, wie ich fürchte, auch nicht mit mir.« Ihre Miene wurde ernst. »Als ich diesen Morgen hereinkam, lagen die Bücher stapelweise auf dem Boden. Ich weiß nicht, wie sie dorthin gekommen sind oder warum. Als ich gestern Abend wegging, habe ich die Tür abgeschlossen, und heute Morgen war sie immer noch verschlossen. Ich weiß nur, dass ich mich dann hingesetzt und die Bücher durchgeblättert habe, und jedes von ihnen hatte mir etwas zu sagen über diese Stadt, über Lena, über dich, sogar über mich.«
    Ich schüttelte den Kopf. » R einer Zufall, das geht einem mit Büchern manchmal so.«
    Sie nahm das erstbeste Buch vom Stapel und reichte es mir. »Versuch’s mal. Schlag es auf.«
    Ich nahm das Buch. »Was ist das?«
    »Shakespeare. Julius Caesar. «
    Ich schlug es auf und fing zu lesen an.
    » Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus, durch eigne

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