Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
Finsterniss und das grosse Licht. ist aber alle Macht allhier dunkel, so wohnet sie auch im Licht.«
»Dunkle Materie? Dunkles Feuer?Was soll das, ist das der Big Bang der Caster?«
»Und was bedeutet Lilum? Ich habe noch nie davon gehört, aber mir sagt ja auch niemand was. Ich wusste nicht einmal, dass meine Mutter noch lebt.« Sie wollte sarkastisch klingen, aber ich hörte trotzdem den Schmerz, der in ihrenWorten mitschwang.
»Vielleicht ist Lilum ein altesWort für Caster?«
»Je mehr ich herausfinde, desto weniger begreife ich.«
Und wir haben nur noch so wenig Zeit.
Sag das nicht.
Die Schulglocke läutete und ich stand auf. »Kommst du mit?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bleibe noch ein bisschen hier draußen.« Allein, in der Kälte. Immer öfter war es jetzt so. Seit der Sitzung des Disziplinarausschusses hatte sie mir nicht mehr richtig in die Augen gesehen, so als gehörte ich auch zu denen. Ich konnte ihr keinenVorwurf machen, denn die ganze Schule und die halbe Stadt waren ja davon überzeugt, dass sie in einer Anstalt gewesen war, dass sie das geistig gestörte Kind einer Mörderin war.
»Du solltest dich lieber im Unterricht blicken lassen. Gib Direktor Harper nicht noch mehr Munition.«
Sie sah zum Schulgebäude hinüber. »Ich weiß nicht, ob das jetzt noch eine R o lle spielt.«
Den ganzen Nachmittag konnte ich sie nicht finden. Zumindest antwortete sie mir nicht. In der Chemiestunde versäumte sie denTest über das Periodensystem.
Du bist nicht Dunkel, L. Das wüsste ich.
Auch in Geschichte fehlte sie, als wir die Debatte zwischen Präsident Lincoln und Senator Stephan Douglas nachspielten und ich auf Anordnung von Mr Lee für die Sklaverei eintreten musste, höchstwahrscheinlich als Strafe für einen »zu freigeistigen Aufsatz«, den ich irgendwann in Zukunft einmal schreiben würde.
Nimm sie nicht so wichtig. Sie spielen keine Rolle.
Auch im Kurs Amerikanische Zeichensprache war sie nicht da, ich musste vor die Klasse treten und »Twinkle, Twinkle, Little Star« anzeigen, während das Basketballteam dasaß und feixte.
Ich lass dich nicht allein, L. Du kannst mich nicht ausschließen.
Aber genau das konnte sie.
Zur Mittagspause hielt ich es nicht mehr aus. Ich wartete, bis sie aus der Geometriestunde kam, zog sie in eine Ecke der Aula und warf meinen R ucksack auf den Boden. Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände und zog sie an mich.
Ethan, was machst du da?
Das siehst du doch.
Ich zog ihr Gesicht mit beiden Händen zu mir. Als sich unsere Lippen berührten, spürte ich, wie die Wärme meines Körpers auf ihren kalten Körper überging. Ich spürte, wie sie mit mir verschmolz, spürte diesen unerklärlichen Sog, der uns von Anfang an zueinander hingezogen hatte und uns auch jetzt wieder zueinander brachte. Auch Lena ließ ihre Bücher fallen, schlang die Arme um meinen Hals und erwiderte meinen Kuss. Mir wurde schwindelig.
Die Schulglocke läutete. Lena riss sich schwer atmend von mir los. Ich bückte mich, um ihre Ausgabe von Bukowskis Pleasures of the Damned und ihren zerfledderten Spiralblock aufzuheben. Der Block fiel buchstäblich auseinander, aber sie hatte ja auch viel zu notieren gehabt in letzter Zeit.
Das hättest du nicht tun dürfen.
Warum nicht? Du bist meine Freundin und du fehlst mir.
Noch fünfundfünfzig Tage, Ethan. Mehr habe ich nicht. Wir müssen aufhören, so zu tun, als könnten wir die Dinge ändern. Es wird einfacher für uns beide sein, wenn wir uns damit abfinden.
So wie sie das sagte, schwang darin etwas mit, eine Andeutung, dass sie mehr als nur ihren Geburtstag meinte. Sie sprach von anderen Dingen, die wir nicht ändern konnten.
Sie wandte sich ab, aber ich fasste sie am Arm und hielt sie fest.Wenn sie jetzt gleich das sagen würde, was ich befürchtete, dann wollte ich, dass sie mir zumindest dabei in die Augen sah.
»Was willst du damit sagen, L?« Ich brachte es fast nicht über mich, die Frage zu stellen.
Sie wich meinem Blick aus. »Ethan, ich weiß, du glaubst, dass noch alles gut werden kann, und eine Zeit lang habe ich das auch geglaubt. Aber wir beide leben in verschiedenenWelten, und wenn man sich in meinerWelt etwas wünscht, und sei es auch noch so sehr, dann trifft es trotzdem nicht ein.« Sie hielt inne, dann sagte sie leise: »Wir beide sind einfach zu verschieden.«
»Ach, jetzt plötzlich sind wir zu verschieden? Nach allem, was wir gemeinsam durchgemacht haben?« Ich wurde lauter. Ein paar Leute drehten sich nach mir
Weitere Kostenlose Bücher