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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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besiegelt.«
    Sie stand auf. »Du hast keinen blassen Schimmer.« Ich hörte, wie die Tür hinter ihr ins Schloss krachte, als sie ins Haus zurückging, ihren Zellenblock oder was weiß ich.
    Ich hatte vorher noch nie eine Freundin gehabt und hatte daher keine Ahnung, wie ich umgehen sollte mit dem Ganzen – ich wusste ja noch nicht mal, wie ich es nennen sollte. Und dass es dabei um ein Caster-Mädchen ging, machte es nicht leichter.
    Da mir nichts Besseres einfiel, stand ich auf und fuhr zur Schule – viel zu spät, wie üblich.
    Noch vierundzwanzig Stunden. Ein Tiefdruckgebiet hatte sich über Gatlin eingenistet. Man wusste nicht, ob es hageln oder schneien würde, aber der Himmel sah nicht gut aus. Heute wäre alles möglich gewesen. Während des Geschichtsunterrichts starrte ich zum Fenster hinaus. Plötzlich wurde ich auf etwas aufmerksam, das wie ein Leichenzug aussah, allerdings ein Leichenzug für jemanden, der noch gar nicht gestorben war.Vorneweg fuhr Macon Ravenwoods Sargwagen, ihm folgten sieben schwarze Lincolnlimousinen. Auf ihremWeg durch die Stadt hinauf nach Ravenwood fuhren sie an der Jackson High vorbei. Niemand hörte mehr Mr Lee zu, der unverdrossen über die bevorstehende Wiederholung der Schlacht von Honey Hill schwadronierte – nicht die bekannteste der Schlachten aus dem Bürgerkrieg, aber die, auf die die Menschen in Gatlin besonders stolz waren.
    »Im Jahre 1864 befahl Sherman Generalmajor John Hatch von der Nordstaatenarmee, die Eisenbahnlinie nach Charleston und Savannah zu unterbrechen, damit die Konföderierten seinem ›Marsch ans Meer‹ nicht in die Quere kämen. Aufgrund geografischer Fehleinschätzungen nahmen dieTruppen der Union jedoch Umwege und verspäteten sich.«
    Er lächelte stolz und schrieb geografische Fehleinschätzung an dieTafel. Schön, die Union hatte sich also ziemlich dämlich angestellt, das hatten wir inzwischen kapiert. Das war das Wichtigste an der Schlacht von Honey Hill, das war überhaupt das Wichtigste, was man über den Krieg zwischen den Nord- und den Südstaaten wissen musste, so hatte man es uns allen von klein auf erklärt. Dabei kam es nicht darauf an, dass die Union den Krieg eigentlich gewonnen hatte. In Gatlin betrachtete man das ungefähr so, als habe der Süden, der stets ritterlicher war, dem Norden nur gentlemanlike denVortritt gelassen. Der Süden hatte, historisch gesehen, den steinigerenWeg gewählt, jedenfalls wenn es nach Mr Lee ging.
    Aber heute blickte niemand zurTafel, alle schauten gebannt zum Fenster hinaus. Der schwarze Leichenwagen und die schwarzen Lincolns fuhren in einer Kolonne die Straße hinter dem Sportplatz entlang. Seit Macon sich sozusagen geoutet hatte, machte es ihm anscheinend Spaß, möglichst viel Show zu machen. Für jemanden, der eigentlich nur nachts das Haus verließ, schaffte er es, sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Jemand trat mir gegen das Schienbein. Link hatte sich auf den Tisch gelümmelt, sodass Mr Lee sein Gesicht nicht sehen konnte. »Hey, Alter, wer, glaubst du, sitzt in diesen Schlitten?«
    »Mr Lincoln, wären Sie so freundlich, uns zu erzählen, was dann geschah? Immerhin wird IhrVater morgen ja die Kavallerie kommandieren.« Mr Lee hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte uns an.
    Link tat so, als müsse er husten. LinksVater, im Grunde ein eingeschüchterter Mann, hatte die Ehre, in der alljährlichen Aufführung der Schlacht von Honey Hill die Kavallerie zu kommandieren, seit Big Earl Eaton im vergangenen Jahr gestorben war – im Übrigen die einzige Möglichkeit, als Darsteller befördert zu werden. Irgendjemand musste sterben, sonst blieb man für alle Zeiten, was man war. In Savannah Snows Familie hätte man viel Aufhebens um so eine Sache gemacht, aber Link konnte dieser ganzen Historien-Begeisterung nur wenig abgewinnen.
    »Lassen Sie mich mal überlegen, Mr Lee. Ja, jetzt hab ich’s. Wir, ähm, haben die Schlacht gewonnen und den Krieg verloren – oder war es umgekehrt? Hier in der Gegend lässt sich das manchmal gar nicht so einfach sagen.«
    Mr Lee ignorierte Links Kommentar. JedeWette, er gehörte zu denen, die die Stars and Bars , die Fahne der Konföderierten, das ganze Jahr über vor dem Haus hissten, und zwar in Extragröße. »Mr Lincoln, als Hatch und die Konföderierten Honey Hill erreichten, hat Oberst Colcock …« Die ganze Klasse fing an zu kichern, woraufhin Mr Lee verärgert sagte: »Ja, so hieß er tatsächlich. Der Oberst und seine Brigade

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