Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
gemeinsam die Sonne aufgehen sahen – obwohl Lena in Ravenwood und ich zu Hause war.
Ethan?
Ich bin hier.
Ich habe Angst.
Ich weiß. Du solltest versuchen, ein wenig zu schlafen, L.
Ich will meine Zeit nicht mit Schlafen vergeuden.
Ich auch nicht.
Aber wir beide wussten, dass dies nicht der wahre Grund war. Keinem von uns stand der Sinn nachTräumen.
»Die Nacht der Berufung ist die Nacht der äussersten Schwachheyt: Wenn die innere Finsterniss sich mit der äusseren Finsterniss vereyniget, und jener, der über die Kräffte verfüget, sich der grossen Finsterniss öffnet, dann ist er allen Schutzes beraubet, allen Banns und aller Krafft der Sprüche, die ihn behüten und unangreiffbar machen sollen. Der Todt in der Stunde der Berufung ist der endgültigste und unwiderruflichste …«
Lena klappte das Buch zu. »Ich kann das nicht mehr lesen.«
»Das ist verständlich. KeinWunder, dass dein Onkel sich immerzu sorgt.«
»Nicht genug, dass ich mich in eine Art bösen Dämon verwandeln könnte. Ich könnte auch den ewigenTod erleiden. Setz das auf die Liste der möglichenVerderben, die mich treffen könnten.«
»Hab ich. Dämon.Tod.Verdammnis.«
Wir waren wieder im Garten von Greenbrier. Lena gab mir das Buch, ließ sich auf den R ücken fallen und starrte in den Himmel. Ich hoffte, dass sie mit denWolken spielte, statt darüber nachzudenken, wie wenig wir in den zahllosen Nachmittagen, die wir nun schon mit dem Buch verbrachten, herausgefunden hatten. Aber ich bat sie nicht, mir zu helfen, während ich eine Seite nach der anderen mit Ammas alten Gartenhandschuhen umblätterte, die mir viel zu klein waren.
Das Buch der Monde warTausende von Seiten dick und auf manchen Seiten stand mehr als nur ein Spruch. Sie schienen ohne Sinn undVerstand angeordnet zu sein, jedenfalls soweit ich erkennen konnte. Das Inhaltsverzeichnis hatte sich als reiner Schwindel erwiesen, es hatte nur entfernte Ähnlichkeit mit dem, was tatsächlich in dem Buch stand. Ich blätterte und blätterte und hoffte, auf irgendetwas zu stoßen. Auf den meisten Seiten stand nur Kauderwelsch. Ich starrte auf die Zeilen, die ich nicht verstand:
i ddarganfod yr hyn sydd ar goll
datodwch y cwlwm, troellwch a throwch ef
bwriwch y rhwymyn hwn
fel y caf ganfod
yr hyn rwy’n dyheu amdano
yr hyn rwy’n ei geisio.
Dann sprang mir einWort ins Auge, einWort, das ich von einem Zitat kannte, das meine Eltern in ihrem Arbeitszimmer an dieWand geheftet hatten: »Pete et invenies.« Suche und du wirst finden. »Invenies.« Du wirst finden.
ut invenias quod abest
expedi nodum, torque et convolve
elice hoc vinculum
ut inveniam
quod desidero
quod peto.
Ich blätterte wie rasend durch die Seiten des lateinischen Wörterbuchs meiner Mutter und schrieb dabei die Übersetzung auf:
Um das Fehlende zu finden,
löse den Knoten, entwirre und winde,
sprich diesen Bann,
damit ich finde,
wonach ich verlange,
wonach ich gesucht.
»Ich habe etwas gefunden!«
Lena setzte sich auf und blickte mir über die Schulter. »Wovon redest du?«, fragte sie skeptisch.
Ich hielt meine eilig aufnotierten Kritzeleien hoch, damit sie sie lesen konnte. »Das habe ich übersetzt. Dieser Spruch hilft, wenn man etwas finden will.«
Lena beugte sich näher zu mir und las die übersetzten Zeilen. Sie riss die Augen auf. »Das ist ein Locator-Spruch.«
»Das klingt ja so, als könnten wir damit die Lösung finden, um den Fluch aufzuheben.«
Lena ließ das Buch in den Schoß sinken und starrte auf die Seite. Sie zeigte auf den Spruch, der direkt darüber stand. »Das ist derselbe Spruch inWalisisch, glaube ich.«
»Aber hilft uns der Spruch weiter?«
»Keine Ahnung. Wir wissen ja nicht mal genau, was wir überhaupt suchen.« Sie runzelte die Stirn und auf einmal war ihre Begeisterung dahin. »Außerdem ist es nicht so einfach, einen Zauber zu sprechen, wie es klingt, ich hab so was noch nie gemacht. Es kann ganz leicht schiefgehen.«
War das jetzt ihr Ernst?
»Du hast Angst, es könnte schiefgehen?Was, bitte, ist schlimmer, als an seinem sechzehnten Geburtstag eine Dunkle Caster zu werden?« Ich riss ihr das Buch aus den Händen und versengte dabei die Gänseblümchen an den Fingerkuppen der Handschuhe. »Wieso haben wir ein Grab ausgegraben, um das Ding hier zu finden, wieso haben wir wochenlang versucht, es zu verstehen, wenn du jetzt kneifst?« Ich hielt das Buch in die Höhe, bis einer der Handschuhe zu qualmen begann.
Lena schüttelte den Kopf. »Gib’s
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