Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
aus, wo sie auf derVeranda herumhing und mit Hingabe an ihrem roten Lolli lutschte.Wenn sie damit aufhörte, würde das hier vermutlich wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Diesmal benutzte sie mich nicht, um über die Türschwelle zu gelangen. Sie stand nur eine Handbreit von Larkin entfernt, der zwar belustigt wirkte, sich aber direkt vor sie gestellt hatte. Ridley hatte sich in ein eng geschnürtes Mieder gezwängt, das aussah wie eine Kreuzung aus Dessous und diesen Fummeln, die Covergirls auf Automagazinen zur Schau stellten, dazu trug sie einen verboten knappen Jeansrock.
Ridley lehnte sich gegen den Türpfosten. »Überraschung. Überraschung!«
Gramma setzte ihreTeetasse ab und nahm ihr Strickzeug wieder zur Hand. »Ridley.Was für eine Freude, dich wiederzusehen, meine Liebe! Dein neuer Look steht dir gut. Ich bin sicher, du hast sehr viele Freier.« Gramma warf Ridley ein unschuldiges Lächeln zu, aber ihre Augen lächelten nicht dabei.
Ridley zog eine Schnute, aber sie nahm ihren Lolli nicht aus dem Mund. Ich ging zu ihr hinüber. »Wie lange musstest du dafür lutschen, Rid?«
»Wofür? Keine Ahnung, was du meinst, Streichholz.«
»Um Savannah Snow und Emily Asher so weit zu bringen, dass sie eine Party für Lena geben?«
»Mehr als du ahnst, Boyfriend.« Sie streckte die Zunge heraus, sie war rot und violett gestreift. Bei dem Anblick wurde mir schwindelig.
Larkin seufzte und sah an mir vorbei. »Dort draußen auf dem Feld sind an die hundert Kids. Eine Bühne und Lautsprecher haben sie auch aufgebaut und die ganze Straße ist mit Autos zugeparkt.«
»Tatsächlich?« Lena sah aus dem Fenster. »Die Bühne steht ja zwischen den Magnolienbäumen.«
»Meinen Magnolien?«, rief Macon und sprang auf.
Ich wusste, das Ganze war ein Affentheater, das Ridley mit ihrem betörenden Lutschen angezettelt hatte, und Lena wusste das natürlich auch. Aber ich las es in ihren Augen. Im Grunde wollte sie hinausgehen.
Eine Überraschungsparty, zu der die ganze Schule aufgetaucht war. Bestimmt hatte so etwas Ähnliches auch auf Lenas Normale-Highschool-Mädchen-Liste gestanden. Sie hatte sich damit abgefunden, eine Caster zu sein. Aber sie hatte es satt, immer ein Outcast, ein Außenseiter, zu sein.
Larkin warf Macon einen Blick zu. »Du wirst sie nicht dazu bringen, dass sie abhauen. Wir müssen uns damit abfinden. Ich werde die ganze Zeit bei Lena bleiben, ich oder Ethan.«
Link kämpfte sich durch die Menge nach vorn. »Hey, Leute, los geht’s. Meine Band, die Holy R o llers, geben ihre ersteVorstellung für die Jackson High. Das wird derWahnsinn, sag ich euch.« Link war so glücklich, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Misstrauisch sah ich zu Ridley hinüber. Sie zuckte die Schultern und lutschte weiter an ihrem Lolli.
»Wir gehen nirgendwohin. Nicht heute Abend.« Ich konnte es nicht fassen, dass Link hier war. Seine Mutter würde glatt einen Herzanfall bekommen, wenn sie das jemals herausfand.
Larkin sah Macon an, der sehr ungehalten war, undTante Del, die sich in heller Aufregung befand. Keiner von ihnen wollte Lena ausgerechnet in dieser Nacht aus den Augen lassen. »Nein.« Macon verschwendete keinerlei Gedanken an diese Möglichkeit.
Larkin versuchte es erneut. »Nur fünf Minuten.«
»Kommt nicht infrage.«
»Wann, glaubst du, wird die Schulmeute wohl das nächste Mal eine Party für Lena auf die Beine stellen?«
Wie aus der Pistole geschossen antwortete Macon: »Hoffentlich nie.«
Lena machte ein langes Gesicht. Ich hatte recht gehabt. Sie wollte dabei sein, selbst wenn alles nur Schein war. So wie damals auf dem Ball oder beim Basketballspiel. Das war der eigentliche Grund, weshalb sie gern zur Schule ging, egal wie schrecklich man sie dort auch behandelte. Deshalb kam sieTag fürTag wieder, auch wenn sie auf derTribüne essen und im Niemandsland sitzen musste. Sie war sechzehn, Caster hin oder her. Nur eine Nacht lang ein normales Mädchen sein – mehr wollte sie nicht.
Es gab nur noch eine Person, die genauso stur war wie Macon. Und so wie ich Lena kannte, hatte ihr Onkel nicht die geringste Chance gegen sie, nicht heute Abend.
Sie ging zu Macon und hakte sich bei ihm unter. »Ich weiß, es klingt verrückt, Onkel M, aber darf ich zu der Party gehen, nur für ein paar Minuten? Nur um Links Band zu hören?«
Ich wartete darauf, dass sich ihr Haar kräuselte, wartete auf die Caster-Brise. Aber es tat sich nichts. Da war keinerlei Magie im Spiel. Es war etwas völlig anderes.
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