Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
schlimmsteTag meines Lebens.
Als wir dieTreppe hinuntergingen, nahm ich Lena bei der Hand. Sie war warm, und daran merkte ich, dass sich Lenas Stimmung gebessert hatte. Die Halskette blitzte an ihrem Nacken, silberne und goldene Kerzen schwebten in der Luft, wir schritten durch sie und unter ihnen hindurch die Stufen hinab. Ich war nicht daran gewöhnt, Ravenwood so festlich und lichtdurchflutet zu sehen, einen Augenblick lang konnte man sich wie auf einem richtigen Geburtstagsfest fühlen, bei dem die Gäste fröhlich und beschwingt feierten. Aber nur einen Augenblick lang.
Dann sah ich Macon undTante Del. Beide hatten Kerzen in der Hand und hinter ihnen hüllte sich Ravenwood in Schatten und Düsternis. Im Hintergrund huschten auch andere schemenhafte Gestalten umher, die ebenfalls Kerzen in den Händen hielten. Zu allem Überfluss trugen Macon und Del lange schwarze R o ben wie die Diener eines Geheimordens oder wie Druidenpriester und Priesterinnen. Nach einer Geburtstagsgesellschaft sah das nicht gerade aus, eher nach einer echt gruseligen Beerdigung.
Happy Sweet Sixteen. Alles Gute zum sechzehnten Geburtstag, Lena. Kein Wunder, dass du in deinem Zimmer bleiben wolltest.
Jetzt siehst du, was ich gemeint habe.
Als Lena auf der letztenTreppenstufe angekommen war, blieb sie stehen und drehte sich nach mir um. In ihrer alten Jeans und in meinem viel zu großen Kapuzenpullover von der Jackson High sah sie aus, als gehörte sie gar nicht hierher. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Lena zuvor schon mal so etwas getragen hatte. Ich glaube, sie wollte so lange es ging etwas von mir bei sich haben.
Keine Angst. Das ist nur der Bann, der bindet, der mich bis zum Aufgang des Mondes schützen soll. Die Berufung kann nicht erfolgen, solange der Mond nicht hoch am Himmel steht.
Ich habe keine Angst, L.
Ich weiß. Ich habe mit mir selbst geredet.
Lena ließ meine Hand los und schritt die letzte Stufe hinab. Als ihr Fuß den glänzend schwarzen Boden berührte, war sie von einem Moment auf den nächsten verwandelt. Sie trug nun das fließende schwarze Gewand für die bevorstehende Zeremonie. Das Schwarz ihrer Haare und das Schwarz der R o be verschmolzen zu einem Schatten, nur ihr Gesicht war bleich und fahl leuchtend wie der Mond. Sie berührte ihren Hals, den goldenen Ring meiner Mutter. Ich hoffte, er würde sie daran erinnern, dass ich hier war, dass ich bei ihr war. Genauso wie ich hoffte, dass es meine Mutter gewesen war, die uns in all der Zeit beigestanden hatte.
Was haben sie jetzt mit dir vor? Das wird doch nicht etwa ein verrücktes, heidnisches Sex-Ritual?
Lena lachte auf.Tante Del sah sie entsetzt an, R eece strich sich mit überlegener Miene die R o be glatt und Ryan fing an zu kichern.
» R eiß dich zusammen«, zischte Macon. Larkin, der es schaffte, in seiner schwarzen R o be genauso cool auszusehen wie in seiner Lederjacke, lachte glucksend. Lena erstickte ein Kichern in den Falten ihres Gewands.
Im Flackerschein der Kerzen erkannte ich die Gesichter, die mir am nächsten waren: Macon, Del, Lena, Larkin, R eece, Ryan und Barclay. Es gab auch ein paar Gesichter, die mir nicht so vertraut waren. Arelia, Macons Mutter, und eine ältere Person, runzelig und braun gebrannt. Aber selbst aus einiger Entfernung sah die Frau ihrer Enkelin so ähnlich, dass ich sofort wusste, wer sie war.
Lena erspähte sie zur gleichen Zeit wie ich. »Gramma!«
»Alles Gute zum Geburtstag, mein Liebling!« Der Kreis wurde für einen Moment durchbrochen, als Lena zu der weißhaarigen Frau rannte und sie umarmte.
»Ich dachte nicht, dass du kommen würdest!«
»Natürlich bin ich gekommen. Ich wollte dich überraschen. Barbados ist doch nur einen Katzensprung entfernt. Ich war im Nu hier.«
Das meint sie wortwörtlich, oder? Was ist sie? Auch eine Reisende, auch ein Inkubus wie Macon?
Eine Vielfliegerin, Ethan. Mit United Airlines.
Ich spürte Lenas momentane Erleichterung, auch wenn ich selbst mir immer merkwürdiger vorkam. Zugegeben, meinVater war unzurechnungsfähig, meine Mutter tot, auch wenn sie irgendwie noch da war, und die Frau, die mich großgezogen hatte, wusste ein, zwei Dinge überVoodoo. Damit hatte ich keine Probleme. Aber hier mitten unter diesen waschechten, Kerzen tragenden, in schwarze Umhänge gehüllten Castern hatte ich das untrügliche Gefühl, ich müsste noch viel, viel mehr wissen als das, worauf mich mein Leben mit Amma vorbereitet hatte. Und zwar bevor sie mit dem ganzen Latein und den
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