Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
ist:Warum wollen sie nicht, dass wir zusammen sind?«
Wir zwei standen allein auf einem Feld und schrien uns an. Aus der leichten Brise war ein heftiger Wind geworden. Lena flatterte das Haar jetzt ums Gesicht. Sie schrie: »Das weiß ich doch nicht. Erwachsene versuchen doch immer,Teenager auseinanderzubringen, so ticken sie eben.Wenn du wissen willst, warum, dann solltest du vielleicht mal Amma fragen. Sie ist es doch, die mich nicht leiden kann. Ich darf dich ja nicht mal in der Nähe von eurem Haus abholen, weil du Angst hast, sie könnte uns zusammen sehen.«
Der Kloß in meinem Magen wurde immer schwerer. Ich war wütend auf Amma, wütender, als ich in meinem ganzen Leben auf sie gewesen war, aber ich liebte sie trotzdem noch. Sie hatte Briefe von der Zahnfee unter mein Kopfkissen gelegt, hatte wer weiß wie oft meine aufgeschürften Knie verbunden, hatte mirTausende von Bällen zugeworfen, als ich für die Kindermannschaft trainierte. Und seit meine Mutter gestorben war und meinVater sich von derWelt verabschiedet hatte, war Amma die Einzige gewesen, die sich um mich gekümmert hatte, die darauf geachtet hatte, dass ich die Schule nicht schwänzte, die es überhaupt bemerkt hatte, falls doch, und der es nicht gleichgültig war, ob ich ein Spiel gewann oder verlor. Und deshalb musste es auch einen triftigen Grund geben für ihr seltsamesVerhalten.
»Du verstehst sie nur nicht. Sie will mich doch nur …«
»… beschützen? So wie mein Onkel versucht, mich zu beschützen? Hast du dir mal überlegt, ob sie uns nicht vielleicht beide vor demselben beschützen wollen, nämlich vor … mir?«
»Warum fängst du immer wieder davon an?«
Sie ging ein paar Schritte weg von mir, so als würde sie am liebsten abhauen, wenn sie nur könnte. »Worüber sollte ich sonst sprechen? Darum geht es ja gerade. Sie haben Angst, dass ich dir oder jemand anderem wehtue.«
»Du irrst dich. Es geht um das Medaillon. Es gibt etwas, das wir nicht wissen sollen.« Ich kramte in meinerTasche und suchte nach dem vertrauten Gegenstand in demTaschentuch. Nach den Ereignissen der vergangenen Nacht durfte ich das Medaillon nicht aus den Augen lassen. Bestimmt würde Amma es heute suchen, und wenn sie es fände, dann wäre es für immer verschwunden.
Ich legte das Medaillon auf die Kühlerhaube. »Wir müssen herausfinden, was als Nächstes passiert.«
»Jetzt gleich?«
»Warum nicht?«
»Vielleicht funktioniert es diesmal nicht.«
Ich wickelte das Medaillon aus. »Es gibt nur einenWeg, um das herauszufinden.«
Ich nahm ihre Hand, obwohl Lena sie wegziehen wollte. Ich berührte das glatte Metall …
Die Morgensonne wurde heller und heller, bis sie mich völlig blendete. Ich spürte wieder den Sog, der mich hundertfünfzig Jahre zurückversetzte. Dann gab es einen R uck. Ich schlug die Augen auf. Aber statt des vom R egen durchweichten Feldes und den Flammen in der Ferne sah ich den Schatten desWasserturms und den Leichenwagen.
»Hast du es auch gespürt? Es hat angefangen, dann war es mit einem Mal vorüber.«
Sie nickte und stieß mich weg. »Ich glaube, mir ist schlecht. Eine Art R eiseübelkeit oder wie man es sonst nennen soll.«
»Hast du uns blockiert?«
»Wovon redest du? Ich hab gar nichts gemacht.«
»Kannst du das beschwören? Du benutzt keine Caster-Kräfte oder so?«
»Nein, ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, die Kraft deiner Dummheit abzuwehren. Aber ich fürchte, dazu bin ich zu schwach.«
Ich konnte es mir nicht erklären. Erst das vertraute Ziehen, und dann nichts mehr.Was war diesmal anders? Lena bedeckte das Medaillon mit demTaschentuch. Mein Blick fiel auf das schmuddelige Lederarmband, das Amma Macon gegeben hatte.
»Nimm das Ding ab.« Ich hob ihren Arm und fuhr mit dem Finger unter das Band.
»Ethan, das soll mich beschützen. Du hast selbst gesagt, dass Amma ständig solche Dinge herstellt.«
»Aber vielleicht ist dieses Ding der Grund dafür, dass das Medaillon nicht funktioniert.«
»Es funktioniert nicht immer, das weißt du genau.«
»Aber die Vision hatte bereits begonnen und wurde dann unterbrochen.«
Lena schüttelte den Kopf und ein paar widerspenstige Strähnen umspielten ihre Schulter. »Glaubst du das im Ernst?«
»Beweis mir das Gegenteil. Nimm es ab.«
Sie starrte mich an, als ob ich verrückt geworden wäre, aber sie überlegte, das sah ich ihr an.
»Wenn ich mich irre, kannst du es ja wieder anlegen.«
Sie zögerte, dann streckte sie den Arm aus, damit ich es abmachen
Weitere Kostenlose Bücher