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Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Titel: Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Reinhardt , Michael Sommer
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prägten Handel und Handwerk das Leben in der Unterstadt. Freilich: Wie genau sich die räumliche Trennung der Erwerbszweige erklärt und wie sich das Miteinander unterschiedlicher ethnischer und sozialer Gruppen gestaltete, lässt sich aus dem archäologischen Befund kaum ablesen.
    |48| Akragas
    Unter Führung von Aristonoos und Pystilos gründeten Siedler aus Gela 582 v. Chr. Akragas. Schon bald schwang sich der Aristokrat Phalaris zum Tyrannen auf (ca. 570). Angeblich gelangte er zur Macht, nachdem er mit der Errichtung eines Zeustempels beauftragt war; er entfremdete die ihm anvertrauten Mittel aber ihrem ursprünglichen Zweck, heuerte Söldner an und bemächtigte sich der Stadt. Seinen Sturz 554 überdauerte die Tyrannis als Regierungsform: Unter Alkamenes, Alkandros und Theron stieg Akragas, neben Syrakus, zur führenden Macht des griechischen Sizilien auf. Theron suchte den auch dynastisch unterfütterten Schulterschluss mit Gelon, dem Herrn von Syrakus, der sein Schwiegersohn wurde: Beider Allianz bestimmte bis 478, dem Todesjahr Gelons, die großen Linien der sizilischen Politik. Im Zenit ihrer Macht standen die beiden Tyrannen nach ihrem Sieg über die Karthager bei Himera (480). Freilich überlebte die Tyrannis Therons Tod (472) nicht lange: Akragas verlor eine Schlacht gegen Himera und das nun mit ihm verbündete Syrakus, schüttelte die Herrschaft der Emmeniden ab und erlebte in den folgenden zwei Jahrhunderten eine Berg- und Talfahrt aus Niederlage, Zerstörung und mühevollem Wiederaufstieg. Im Zweiten Punischen Krieg an der Seite Karthagos, traf Akragas die Rache der römischen Sieger: Die Stadt wurde erobert, geplündert und zerstört (210 v. Chr.).
    Akragas, das der Dichter Pindar die „schönste aller sterblichen Städte“ nannte, dehnt sich auf einer weiten Hochebene zwischen zwei Hügeln (Rupe Atenea und Girgenti) in ca. 3 km Entfernung vom Meer aus. Das Areal war bereits seit ca. 550 v. Chr. von einer Stadtmauer umgeben. Aus dieser Zeit datiert auch eine Nekropole im Nordosten der Stadt, vor dem Tor IX der Mauer. Ebenfalls auf die frühen Jahre der Polis geht das rechtwinklige Straßennetz zurück, in dem sich, entsprechend der Topographie, zwei Stadtviertel – eines im Nordwesten und eines im Südosten – deutlich abheben. Im Schnittpunkt zwischen den beiden Zonen befand sich ein Areal, das in archaischer Zeit mit Heiligtümern und später mit öffentlichen Gebäuden, darunter ein Versammlungssaal für den Rat (
bouleuterion
) und der Platz, an dem die Volksversammlung abgehalten wurde (
ekklesiasterion
), bebaut war. Das
ekklesiasterion
aus dem 5. Jh. gleicht einem Theater mit in Stufen ansteigender Cavea; das
bouleuterion
, errichtet gegen Ende des 4. Jh., ist ein rechteckiger Bau, ebenfalls mit einer Cavea für die Ratsmitglieder und einer Orchestra. Erhaltene Teile der Wohnquartiere stammen aus hellenistischer und römischer Zeit; von der archaischen Stadt hingegen hat fast nichts überdauert. Die nicht selten mehrstöckigen hellenistischen |49| Wohnhäuser haben als Mittelpunkt ein Peristyl, von dem aus die Räume zugänglich sind. Spektakulärer als die Überreste der Siedlung sind die Heiligtümer, die sich am Südrand der Hochebene, entlang des Mauerrings, in der sogenannten Valle dei Templi erheben. Sieben große dorische Tempel wurden hier im 5. Jh. v. Chr. errichtet: Sie prägen bis heute die Schauseite der antiken Stadt zur See hin. Alle Tempel, bis auf den Tempel des Zeus Olympios, den ältesten und bei weitem größten des Bauensembles, gleichen sich in Größe und Grundriss. Es handelte sich um dorische Peripteroi mit Cella und Pronaos sowie einem die Pronaos spiegelnden rückwärtigen Raum (Opisthodom). Die sechs kleineren Tempel nehmen sich gegen den Kolossalbau des Olympieions allesamt bescheiden aus: Mit Abmessungen von 112 × 56,30m ist dieser Tempel der größte des gesamten griechischen Westens. Die Cella dieses Pseudoperipteros umgibt, anders als die übrigen Kultbauten der Valle dei Templi, keine Peristasis, sondern eine mit Halbsäulen gegliederte Mauer, deren Interkolumnien reliefierte männliche Figuren |50| (Telamone) zierten. Die Figuren, von denen Diodor berichtet und von denen sich nur Fragmente erhalten haben, waren stolze acht Meter groß; die Halbsäulen hatten eine Höhe von 17 m.

    |49|  Atlant, sogenannter Telamon, vom Tempel des Zeus Olympios in Agrigent (Akragas), erbaut nach 480 v. Chr.
    |50| Herakleia Minoa
    Letzte der bedeutenden griechischen

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