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Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Titel: Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Reinhardt , Michael Sommer
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seinem neuen Machtzentrum erkor. Gela spielte weiterhin eine wichtige Rolle in den Wirrungen der sizilischen Machtpolitik, allerdings fortan im Kielwasser von Syrakus: Es nahm an einer von Gelon angeführten antikarthagischen Koalition teil, die 480 bei Himera einen wichtigen Sieg errang. Ende des 5. Jh. wurde die Stadt im Zuge einer weiteren Auseinandersetzung zwischen Syrakus |44| und Karthago zerstört. Endgültig verfiel der Siedlungsplatz, nachdem Phintias, der Tyrann der Tochterstadt Akragas, Gela abermals zerstört und die Bewohner in eine neugegründete Stadt umgesiedelt hatte.
    Das archaische Gela ist unter dem Schutt diverser Zerstörungen und wiederholten Neugründungen, zuletzt der gleichnamigen modernen Industriestadt, nahezu verschwunden. Immerhin sind wir über die groben Umrisse der Topographie orientiert: Der Siedlungskern befand sich auf einem schmalen, zur Küste parallel verlaufenden Höhenzug, an dessen Ostende die Akropolis lag. Hier stand seit dem 7. Jh. ein kleiner Kultbau für die Göttin Athena, der im 6. Jh., jetzt weit größer, erneuert wurde. Um 480 v. Chr. baute mann ganz in der Nähe einen völlig neuen, großen dorischen Tempel als Athenaheiligtum. Zweiter wichtiger Kultbau der Stadt war das vor den Toren liegende Heraion, dessen älteste Überreste aus dem 7. Jh. datieren und das bis ins 5. Jh. benutzt wurde.
    Selinus
    Noch westlich von Akragas gründeten Siedler aus Megara Hyblaia und seiner Mutterstadt, dem griechischen Megara, um 650 v. Chr. an der Südküste Siziliens Selinus. Selinus, das über keinen natürlichen Hafen verfügte, lag im Schnittpunkt zweier sehr unterschiedlicher Einflusssphären, in der Mitte zwischen elymischem Territorium im Nordwesten und dem seit dem 6. Jh. aufstrebenden Akragas im Osten. Doch bot die Randlage in der griechischen Welt auch Chancen: Selinus war bis ins 5. Jh. die entscheidende Brücke zwischen Griechen und Phöniziern-Karthagern, an deren Fernhandel es regen Anteil hatte. Selinus gelang es, sein Territorium stetig zu erweitern: Im 6. Jh. reicht es bis vor Segesta im Norden und im Osten bis Herakleia-Minoa, das Siedler aus Segesta als westlichen Vorposten ihrer Stadt im 6. Jh. 35 km vor Akragas errichteten. In spätarchaischer Zeit herrschten in Selinus Tyrannen, deren Regime um 500 v. Chr. einem oligarchischen System Platz machte. Im 5. Jh. suchte die Stadt mehrfach die Entscheidung gegen die Rivalin Segesta, die schließlich Karthago um Beistand bat: 409 v. Chr. wurde Selinus von den Karthagern erobert und blieb trotz Versuchen der Syrakusaner, die Stadt zu erobern, punisch. Schließlich wurde die Siedlung im Zuge des Ersten Punischen Krieges aufgegeben.
    Die Gründer legten Selinus auf drei Kalksteinhöhen an, die durch Flussläufe voneinander getrennt waren. Der Siedlungskern mit den bis heute von weitem sichtbaren großen Tempeln lag auf dem mittleren Hügel, der auch die Akropolis und die Agora beherbergte. Anfangs verteilten sich Wohngebäude mehr oder |45| weniger unsystematisch über die beiden Kuppen des mittleren Hügels, die Akropolis im Süden und die heute Mannuzza genannte Erhebung weiter nördlich. Anfang des 6. Jh. wurde das gesamte Areal dann mit einem einheitlich geplanten, rasterförmigen Straßennetz überzogen, dessen Hauptachse genau in Nord-Süd-Richtung über die Akropolis verlief. Das Wegeraster auf der Mannuzza ist demgegenüber um 23 Grad geneigt. Dort, wo die beiden Straßensysteme aufeinandertreffen, befand sich ein großer freier Platz: die Agora.
    Dieses Wegenetz, das bereits seit dem frühen 6. Jh. eine Stadtmauer umgab, wurde Zug um Zug bebaut. Am spektakulärsten ist bis heute der imposante Temenos im Südosten der Akropolis mit vier parallel jeweils in Ost-West-Achse angeordneten großen Tempeln. Der nördlichste von ihnen (Tempel D) entstand zwischen 570 und 554 v. Chr. auf einer Grundfläche von 54 × 24 m. Es handelt sich um einen dorischen Peripteros, mit sechs je über sieben Meter hohen Säulen an der Schmal- und 13 an der Langseite. Südlich dieses Tempels und leicht nach Osten versetzt entstand, auf der höchsten Terrasse des Hügels, um die Mitte des 6. Jh. Tempel C, auch er ein dorischer Peripteros. Mit einer Grundfläche von 63,7 × 24m übertrifft er Tempel D noch an Größe. Seine 42 Säulen (sechs an der Schmal- und 17 an der Langseite) ragen 8,62m hoch auf. In der ersten Hälfte des 5. Jh., ab ca. 490, wurde der Temenos noch weiter ausgebaut: Auf der Südostspitze der Akropolis entstanden

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