Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute
und Osten zwei die Agora einfassende Säulenhallen mit hölzernen Säulen. An der Südflanke des Platzes entstanden etwa zur gleichen Zeit zwei kleine Kultbauten, die hier ältere Wohnbauten ersetzten. Und ebenfalls um 630 v. Chr. errichtete man im Westen der Agora ein größeres Gebäude mit zwei rechteckigen Räumen, das vermutlich dem Kult für den Gründerheros der Stadt Platz bot. Das Straßennetz Megaras ist durch drei Hauptachsen – zwei in Ost-West-Richtung und eine in Nord-Süd-Richtung – gegliedert. Im östlichen Stadtteil schneiden sich die Straßen nicht rechtwinklig, so dass trapezförmige Blöcke entstehen. Dieses bereits kurz nach der Gründung angelegte Wegenetz bestimmte für die folgenden Jahrhunderte die Stadtstruktur.
Bereits im 7. Jh. erhielt Megara Hyblaia auch eine Stadtbefestigung, die der Kolonie Schutz gegen die Begehrlichkeiten ebenfalls expandierender Nachbarstädte bot. Die im 6. Jh. von Grund auf erneuerte Mauer wies eine für die Zeit beachtliche Dicke von fast 10m und eine Länge von immerhin 3 km auf. Den raschen Aufstieg Megaras beflügelten der Hafen, der heute unter der Wasseroberfläche liegt, und eine rege Keramikproduktion, von der noch heute Brennöfen in verschiedenen Werkstätten künden, die im 7. Jh. eine charakteristische polychrome Keramik mit figürlicher Dekoration schufen. Reiches Material lieferten auch die Nekropolen: Circa 1500 Gräber wurden bis jetzt archäologisch dokumentiert; unter den Beigaben hervorhebenswert sind die archaische Marmorstatue des Arztes Sombrotidas (ca. 550 v. Chr.) und die Skulptur einer Göttin, die zwei Säuglinge stillt.
Die Stadt wuchs rasch; da aber die mächtigen Poleis Syrakus und Katane es vom rückwärtigen Gebiet abschnitten, war Megara Hyblaia gezwungen, anderweitig zu expandieren: Bereits 628 v. Chr. – genau 100 Jahre nach der Stadtgründung – brachen Siedler auf, um in Westsizilien Selinus (Selinunt) zu gründen. Danach tritt Megara erst wieder durch seinen Krieg gegen Gelon ins Rampenlicht der Geschichte: Die Stadt unterlag und wurde durch den Tyrannen von Syrakus vollständig zerstört. Aufgegeben und verlassen, wurde Megara Hyblaia von Timoleon von Syrakus in der zweiten Hälfte des 4. Jh. neu gegründet, allerdings in jetzt weitaus bescheideneren Dimensionen und mit kleinerem Mauerring.
|43| Mylai
Noch vor der Wende vom 8. zum 7. Jh. v. Chr. gründeten Bewohner der chalkidischen Kolonie Zankle Mylai, die erste – und auf längere Zeit einzige – griechische Siedlung an der sizilischen Nordküste. Politisch blieb das nahe Zankle – anders als im Verhältnis der primären Kolonien zu ihren griechischen Mutterstädten – stets dominierend. Gemeinsam mit Zankle geriet Mylai Anfang des 5. Jh. in den Sog der Expansion Gelas; später zahlte es im Peloponnesischen Krieg den Preis für den Schwenk der Mutterstadt von Athen ins Lager der Spartaner: Die Stadt wurde belagert, erobert und zerstört, in hellenistischer Zeit aber erneut besiedelt. Im Ersten Punischen Krieg war das Meer vor Mylai Schauplatz des ersten römischen Seesieges über die Karthager (260 v. Chr.).
Attraktiv war der Siedlungsplatz für die griechischen Siedler wegen der weiten Hafenbucht im Osten des Vorgebirges, auf dem Mylai angelegt wurde. Von hier ließen sich die Äolischen Inseln bequem erreichen. Kern der archaischen Siedlung, von der sich kaum etwas erhalten hat, war vermutlich das Felsplateau, auf dem sich heute die von Friedrich II. errichtete Festung erhebt. Südlich an die Stadt schlossen sich seit der archaischen Periode genutzte Nekropolen an, aus denen kaum nennenswerte Beigaben geborgen werden konnten.
Gela
Gela wurde, wiederum nach Thukydides (VI. 4), um 689 v. Chr. von Siedlern aus Rhodos und Kreta gegründet, die von Antiphemos und Entimos angeführt wurden. Gemeinsam mit Neuankömmlingen aus dem heimischen Rhodos gründeten, um 582 v. Chr., Siedler aus Gela in Westsizilien Akragas (Agrigent). Auch im eigenen Umland forcierte Gela, auf Kosten der griechischen und einheimischen Nachbarn, seine territoriale Expansion, vor allem seit 505 der Tyrann Kleandros die Macht an sich gerissen hatte. Kleandros und – nach dessen Ermordung – sein Bruder Hippokrates heuerten in großem Stil Söldner an und überzogen den Osten Siziliens mit Krieg: Hippokrates eroberte die Städte Leontinoi, Naxos und Zankle und installierte hier ihm ergebene Tyrannenregime. Hippokrates’ Nachfolger Gelon gelang sogar die Einnahme von Syrakus, das er zu
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