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Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Titel: Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Reinhardt , Michael Sommer
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Antonius 42 v. Chr. die Caesarmörder besiegt hatten, den überlebenden Oppositionellen großzügig Asyl. Zugleich blockierte er mit seiner Flotte das von Oktavian kontrollierte Rom, wo bald die Nahrung knapp wurde. Obwohl sich die Rivalen zwischenzeitig einigten (Vertrag von Misenum, 39 v. Chr.), brach bald wieder Krieg aus. Schließlich landeten Oktavians Truppen doch auf Sizilien und eroberten die Insel Stück für Stück. Sextus Pompeius entkam, fand aber später auf der Flucht den Tod.
    Der Sieger griff mit harter Hand auf der Insel durch, die ihm so viel Ungemach bereitet hatte. Den sizilischen Städten entzog er das privilegierte latinische Bürgerrecht. Land konfiszierte er in großem Umfang: Auf Teilen davon siedelte er, nachdem er seinen letzten Rivalen Marcus Antonius bei Actium besiegt hatte (31 v. Chr.), die Veteranen seines Bürgerkriegsheeres an; den Rest unterstellte er
procuratores
, kaiserlichen Domänenverwaltern, die das Land an Großpächter verpachteten. Dennoch blieb die Provinz wohlhabend. Quelle ihres Reichtums waren, neben der Getreideproduktion, landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Wein und Früchte, aber auch Fischfang, Viehzucht – mit dem Export von Tierhäuten und Pferden – und der Abbau von Mineralien (Alaun, Schwefel). Schließlich |83| dokumentieren reiche Funde an nordafrikanischer Importkeramik, dass Sizilien über Jahrhunderte als Brücke zwischen Italien und der südlichen Mittelmeerperipherie fungierte. Von hier fanden wichtige Importgüter wie Olivenöl und Garum – eine aus gedörrten Fischen zubereitete, bei den Römern sehr beliebte Würzsoße – ihren Weg nach Sizilien.
     Das römische Theater in Taormina (Tauromenion), das im 2. Jahrhundert v. Chr. auf einem kleineren griechischen Vorgängerbau errichtet wurde.
    Leben und Wohnen im spätantiken Sizilien
    1761 entdeckten Einheimische auf der Gemarkung Casale bei dem Städtchen Piazza Armerina Reste eines großen Bauwerkes, das man für araberzeitlich hielt. Erst nach Ausgrabungen 1929 wurde klar, dass es sich um einen bedeutenden Fund aus der römischen Kaiserzeit handelte: ein Landhaus (
villa rustica
) von geradezu atemberaubender Pracht und monumentaler Größe. Die systematische |84| Erforschung begann erst 1950: Einen gewaltigen Gebäudekomplex mit Dutzenden von Räumen auf einer Grundfläche von 1,5 Hektar legte das Grabungsteam um den Archäologen Gino Vinicio Gentili (1914 – 2006) frei. Spektakulär sind die wohl erst aus der 2. Hälfte des 4. Jh. stammenden Mosaike aus farbigen Tesserae – münzförmigen Plättchen aus Keramik, Stein, Knochen, Glas oder Metall –, die fast die Gesamtfläche des Wohn- und Repräsentationstrakts, insgesamt ca. 4000m 2 , bedecken, eine Fläche, die in der gesamten römischen Welt ohne Parallele dasteht. Im Mittelalter wurden die Fußböden durch einen Erdrutsch verschüttet und so vor dem Verfall bewahrt.
     Plan der Villa del Casale bei Piazza Armerina
    Die Gesamtanlage, die aus der Zeit der Tetrarchie stammt, ist nicht, wie andere römische Palastanlagen, dem Primat der Symmetrie untergeordnet, sondern auf die Vermeidung langer Sichtachsen angelegt. Die wichtigsten Räume sind drei große Speiseräume,
triclinia
(A), die alle über eine Apsis, in einem Fall sogar ein Kleeblatt aus drei Apsiden, verfügen und zu denen der Zugang über große Säulenhallen erfolgte. Nordöstlich des zentralen Peristyls (B), in dessen Mitte ein Brunnen sprudelte, liegt eine langgestreckte Porticus (C), über die weitere Räume |85| – Schlafräume meist – erreichbar sind. Sie misst der Länge nach stolze 65 m; den Boden ziert das wohl eindrucksvollste der Mosaike, die sogenannte „Große Jagd“. Tatsächlich ist das Thema der einem komplizierten Schema folgenden Komposition das Fangen exotischer Tiere in Nordafrika und Asien für Tierhetzen (
venationes
) in römischen Amphitheatern. Der Reigen beginnt mit Tieren, die von Soldaten in den nordafrikanischen Provinzen – jeder Provinz ist ein bestimmtes Tier vorbehalten – gefangen und dann in einem Hafen, wohl Karthago, nach Italien verschiff werden.
     Gefangene Tiere (Straußen und Gazellen) werden an Bord eines Handelsschiffes gebracht und in Kisten transportiert. Ausschnitt aus der sogenannten „Großen Jagd“ im Korridor der römischen Villa in Casale bei Piazza Armerina
    Wieder weist die Spur also nach Nordafrika, mit dem das kaiserzeitliche Sizilien so enge Handelskontakte unterhielt. Nach Afrika deuten auch der komplexe

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