Skagboys 01
überschlagen sich regelrecht in ihrem Palaver, sind unterwegs wie zwei durchgeknallte Speedfreaks.
— Da haben sich zwei gefunden. Sind im siebten Speedhimmel, die beiden, höhnt Simon und sagt dann: — Ich würd lieber was kaufen wollen, bevor Rents bei Johnny aufschlägt. Sonst werden wir den Arsch nicht wieder los.
Ich bin sofort einverstanden. Meinen Kaffee-trinken-und-Gedichte-vorlesen-Abend mit Hamish muss ich auf ein anderes Mal verschieben. Alexander hat zwar auf den AB gesprochen, dass er sich gern heute mit mir treffen würde, aber das wird wohl auch nichts. — Hört sich gut an. Gehen wir!
Als wir in die kalte Nacht hinaustreten, taucht ein unaussprechlicher Gedanke in meinem Kopf auf. Simons Hand fühlt sich warm an, und sein heißer Atem legt sich wie das Geflüster von Engeln in mein Ohr.
Die Haustür bei Johnny steht offen. Irgendjemand hat das Schloss und die Gegensprechanlage kaputt gedroschen. Anstelle des kleinen Aluminiumsprechgitters gähnt nun ein schwarzes Loch in der Wand, aus dem ein bunter Wust an Kabeln heraushängt. Kaum sind wir auf dem Treppenabsatz des ersten Stocks, hören wir den Schwan. Er spricht mit einem Typen, dessen Stimme mir bekannt vorkommt. — Du hast ja keine verdammte Ahnung, Kumpel!, ruft der Fremde mit dem vertrauten Organ.
Simon zieht mich in den Schatten des Treppenhauses am Anfang der Stufen zurück.
— Mag sein, dass sie deinen Kumpel hochgenommen haben, Michael, hören wir Johnnys tiefe Stimme. — Aber dir ist doch nichts passiert, Mann! Du bist noch im Spiel. Such gefälligst nach einem anderen Weg, um das Zeug rauszubringen!
— Ich hab’s dir doch aber gesagt: Der Typ wird mich verpfeifen. Nur eine Frage der Zeit, sagt der Mann im halben Flüsterton und dreht sich weg. Wir hören, wie er die Treppe runterkommt. Etwas weiter unten hält er an, schaut noch mal nach oben und brüllt das Treppenhaus hoch: — Game over, Mann! Kapier das endlich! Als er hinausstürmt, läuft er fast in uns rein. Genervt schiebt er sich an uns vorbei zur Tür und fixiert mich mit überraschter Miene, als er in mein Gesicht sieht. Johnny ist ihm bis zum ersten Treppenabsatz gefolgt und schaut uns verdutzt an. Er ruft dem Mann ein gekünsteltes »Tschüss« hinterher, erhält aber keine Antwort. Jetzt fällt mir auch wieder ein, woher ich die Stimme des Besuchers kenne: Es ist der Typ, den ich mit Alexanders Bruder in diesem Pub in der Dalry Road gesehen habe.
— Businesskram, sagt Johnny zu uns mit einem gleichgültigen Schulterzucken, das allerdings nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass er angespannt und genervt ist. — Manchmal is hier n Betrieb wie inna Waverley Station. Unklar, warum die Bullen hier noch nich eingeritten sind.
— Das ist Edinburgh, lacht Simon. — Die Bullen in dieser Stadt sind nich gerade Helden in Sachen Verbrechensbekämpfung.
Wir gehen hoch in seine Bude und machen den Deal klar. Johnny möchte sich sofort was mit uns reinziehen, aber wir wollen eigentlich gleich wieder verschwinden. Da klopft es an der Tür. Es ist Matty. Johnny ist nicht sonderlich erfreut, lässt ihn aber trotzdem rein und stiefelt zurück ins Wohnzimmer. Matty folgt ihm wie ein ängstliches Schoßhündchen. — Ali. Si.
— Matteo, sagt Simon. — Wie steht’s? Siehst ein bisschen blass um die Nase aus, mein alter Freund.
— Alles im Lot, erwidert er, dabei sieht er wirklich schrecklich aus. Seine Augen sind gerötet, und an der Seite seines aschfahlen Gesichts scheint Dreck zu hängen. Er achtet kaum auf uns, sondern starrt die ganze Zeit Johnny an. — Alter, ich brauch Stoff. Mikey Forrester auch.
— Dann lass ma die Farbe deiner Scheine sehen, Jungchen, sagt Johnny kalt.
Simon wirft mir einen »Kein Bock auf den Scheiß hier«-Blick zu, und wir machen uns bereit zum Aufbruch. Während wir aus der Wohnung gehen, beginnen Johnny und Matty zu diskutieren und werden schnell lauter und hitziger in ihrem Streit. Auf der Treppe kommt uns Mark entgegengestürmt. Überrascht starrt er uns aus seinen überdrehten Oktopusaugen an, während Johnny oben die Tür zuknallt. Ich frage mich, auf welcher Seite des Bretts wohl Matty gerade steht. — Marco …, sagt Simon. Er zeigt auf Marks grässliche Fleecejacke und zieht geringschätzig eine Augenbraue nach oben. — Das ist wohl eine Klamotte aus der Abteilung »Was der gutaussehende Edin burgher nicht trägt«, oder? Kein Glück gehabt mit den Girls, nehm ich an?
— Wo geht ihr jetzt hin?
— Auf eine Party. Für
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