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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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und verrotzte Nase, meint darauf: — Wie steht’s bei dir dieser Tage mit der Mucke, H?
    — Ich mach keine Musik mehr, Mark. Hamish schüttelt reichlich theatralisch den Kopf. Eines der Mädchen, blonder Bubischnitt und cooles Augen-Make-up, reagiert mit bestürztem Blick auf diese Hiobsbotschaft. — Ich gebe mich jetzt ganz und gar der Dichtkunst hin. Musik ist eine plumpe, vulgäre und kommerzialisierte Kunstform, in spiritueller Hinsicht vollkommen bankrott.
    Die Blonde (Lynsey, glaub ich) zieht ein leidendes Gesicht und klappert verstört mit den Augen. Wendy, die mögliche Blowjob-Spezialistin, bleibt hingegen neutral. Als mich Hamish bemerkt, gibt er mir einen Kuss auf die Wange. — Hey, Alison. Na, wie läuft’s?
    — Ganz okay, antworte ich lächelnd.
    Mark labert derweil die beiden Girls mit seinem üblichen Bullshit zu. — In London hab ich mit ein paar Freunden dieses Industrial-Art-Rock-Projekt …, quatscht er im Speedwahn und zwinkert mir kurz zu. — Es ist ein Mix aus Einstürzende Neubauten und frühen Meteors, aber eher wie die In Heaven - LP und nicht so sehr wie die Wreckin Crew -Scheibe. Das Ganze basiert allerdings auf einem geraden Disco-Beat, four on the floor sozusagen, und Ska-Einflüsse verarbeiten wir auch. Die Vocals erinnern ziemlich an Marianne Faithfull. Stellt euch einfach Kraftwerk vor, wenn die in ihrer Teenagerzeit jede Menge Sex gehabt, in Pubs der Scottish & Newcastle-Kette rumgehangen, dabei Labi Siffre und Ken Boothe in der Jukebox gehört und von gut bezahlten Jobs in der Volkswagen-Fabrik geträumt hätten … dann habt ihr ne ungefähre Vorstellung.
    — Hört sich ziemlich cool an!, meint die Blondine (Lynsey, glaube ich). — Wie heißt das Projekt?
    — Fortification.
    Höchste Zeit für den fast vergessenen Hamish, sich wieder in den Vordergrund zu rücken und das Gespräch auf seine »von Baudelaire, Rimbaud und Verlaine beeinflussten Gedichte« zu lenken, woraufhin eine der Tanten irgendwas über Marquee Moon sagt. Ich stoße Mark mit dem Ellbogen an, um ihm einen Spruch reinzudrücken. — Noch so ein Schleimer ausm Fort, der hier das Niveau runterzieht!
    Er mustert mich von Kopf bis Fuß. Obwohl Mark dicht ist wie nichts Gutes, schenkt er mir einen anerkennenden Blick, den ich so das erste Mal von ihm sehe. — Wow, Ali. Du siehst echt hinreißend aus.
    Nicht gerade die Art Kompliment, die ich von ihm erwartet hätte. Hamish horcht sofort auf und dreht seinen Kopf in unsere Richtung. — Und du siehst heute …, ich zögere einen Moment, — … mal wieder sehr nach Mark Renton aus.
    Er lacht über meinen Scherz und nimmt mich etwas beiseite, während Hamish anfängt, den Girls was von irgendeinem Gig zu erzählen, den Mark und er mal im Triangle Club in Pilton gespielt haben. — Wie geht’s dir so, Ali?
    — Ganz gut. Und dir?
    — Nicht schlecht. Haste schon gehört? Die Türsteher haben Spud nich reingelassen, weil er ne Armschlinge tragen muss.
    — Der arme Danny!
    — Aye. Musste wieder nach Hause gehen. Vorhin hab ich Kelly hier gesehen. Mit Des.
    — Ah, okay.
    Er beugt sich etwas nach vorn, um mir was zuzuflüstern. Mark ist nämlich nicht so klein, wie man auf den ersten Blick vermutet. — Irgendwas am Start?
    — Meinst du damit das , was ich denke, das du damit meinst?
    — Aye, denk schon.
    — Nee. Hab Johnny vorhin angerufen, aber entweder war er nich da oder hat nich abgenommen.
    — Aye, ich hab’s auch schon versucht. Nach einer kleinen Pause fragt er: — Wie steht’s mit deiner Ma?
    — Ziemlich beschissen, gelinde gesagt, antworte ich ohne den geringsten Bock, über dieses Thema zu sprechen. Trotzdem nett von Mark, danach zu fragen.
    — Ah, okay … tut mir echt leid, das zu hören.
    — Dank dir.
    — Ähm, wenn du irgendwas von Johnny oder Matty oder so mitkriegst, sag mir Bescheid, okay?
    — Aye, und umgekehrt genauso, antworte ich.
    Hamish wendet sich von Wendy und Lynsey ab und gibt mir ein dünnes Büchlein mit Gedichten. — Hat mein Leben verändert, meint er emphatisch, woraufhin Mark die Augen verdreht.
    — Cool … ähm … danke, sage ich, aber meine gesamte Aufmerksamkeit ist auf Simon gerichtet, der immer noch mit dieser schrecklichen Esther an der Bar spricht. Lynsey fragt Hamish etwas zu dem Buch, sodass dieser mit einem Vortrag über Leben und Wirken von Charles Simic beginnt. — Könnt ihr euch vorstellen, dass Simic früher kein Wort Englisch gesprochen hat und es erst lernen musste?
    Ich drehe mich zu Mark und

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