Skandal auf Sardinien (Julia Extra) (German Edition)
würde.“
Unwillkürlich trat Gwenna näher an ihn heran. „Das muss sehr wehgetan haben.“
„Es ist bedeutungslos. Ich musste wissen, wer ich war, um mich selbst beschützen zu können. Ich musste vorsichtig sein, wem ich mein Vertrauen schenkte, mit wem ich Geschäfte machte. Ich habe geschworen, dass alles, was ich tue, legal und über jeden Zweifel erhaben ist.“
„Natürlich.“
„In demselben Jahr haben die Zanettis durch einen Mittelsmann Kontakt mit mir aufgenommen. Sie haben mir einen Job und einen Ferrari angeboten.“
„Also wusste die Familie deiner Mutter trotz der Namensänderungen, wer und wo du warst?“
„Ich habe das Angebot abgelehnt und bin auf Distanz gegangen. Auch dem Treffen mit Carmelo hätte ich niemals zustimmen dürfen. Das war der schlimmste Fehler, den ich je gemacht habe“, sagte Angelo erzürnt.
„Du warst neugierig.“ Gwenna nahm seine Hand in ihre. „Geh nicht so hart mit dir ins Gericht. Augenscheinlich hat deine Mutter alles versucht, um euch beiden ein neues Leben zu ermöglichen. All die Jahre mit einem solchen Geheimnis zu leben muss sehr viel Kraft gekostet haben. Aber eine Sache verstehe ich noch nicht. Du bist wütend darüber, dass deine Verbindung zu Carmelo Zanetti an die Öffentlichkeit gelangt ist. Wie konnte das geschehen?“
Er zog sie in seine Arme. „Carmelo wollte wohl derjenige sein, der zuletzt lacht. Er hat meinen Ruf zerstört. Es sind Details aus seinem Letzten Willen bekannt geworden. Seinen gesamten Besitz hat er mir hinterlassen. Damit hat er es unmöglich gemacht, unsere Verwandtschaft zu leugnen“, erklärte er. „Außerdem musste ich erfahren, dass nicht der letzte Arbeitgeber meiner Mutter für meine Schulausbildung aufgekommen ist. Es war Carmelo. Ich komme mir wie ein Idiot vor.“
„Ich verstehe nicht, warum. Du warst ein Einzelkind, und alle Menschen haben dich belogen“, erwiderte Gwenna voller Mitgefühl. „Hat dein Großvater dir viel hinterlassen?“
„Mehrere Millionen. Laut Carmelos Anwalt ist das Geld sauber und legal. Ich war sein einziger lebender Verwandter. Aber ich will sein schmutziges Vermögen nicht.“
„Dann spende das Geld denen, die es wirklich brauchen. Der Krebsforschung, der Welthungerhilfe, Projekten in der Dritten Welt“, schlug sie vor.
Verwundert blickt Angelo zu ihr auf. Mehr denn je war er entschlossen, ihr niemals seine eigene Beteiligung an dem Untergang ihres Vaters zu gestehen. Nicht für einen Moment hatte Gwenna ihm seine Herkunft vorgehalten. Stattdessen machte sie einen Vorschlag, der die einfachste Lösung für sein Problem bedeutete. Seine hoch bezahlten Berater hätten ihm nie empfohlen, so viel Geld zu verschenken. Aber er legte keinen Wert auf dieses Vermögen. Es für gute Zwecke zu spenden war die einzige Möglichkeit, seine unglückselige Verwandtschaft zu akzeptieren und sich gleichzeitig davon freizusprechen.
Seine dunklen Augen funkelten anerkennend, als er zärtlich über ihre Wange strich. „Du bist eine ganz besondere Frau, bellezza mia.“
Ein Klopfen ertönte von der Tür her, und Angelo rief den Betreffenden herein. „Da ist ein Anruf für dich“, übersetzte er für Gwenna.
Diese Unterbrechung gefiel ihr gar nicht. Angelo hatte gerade begonnen, seine eiserne Zurückhaltung aufzugeben. „Ich komme in zwei Minuten zurück“, sagte sie widerwillig. „Geh nicht weg.“
Angelo lächelte, und Gwennas Herz machte einen Sprung. Dass sie seine Stimmung verbessert hatte, freute sie sehr. Es bedeutete für sie eine große Herausforderung, dem Sekretär in das angrenzende Zimmer zu folgen, wenn sie doch nur daran denken konnte, wie sehr sie Angelo liebte. Obwohl sie es niemals zugeben würde, liebte sie ihn noch mehr, weil er ihr seine Verletzlichkeit offenbart hatte.
Die Stimme ihres Vaters, die aus dem Telefonhörer drang, ließ sie bestürzt zusammenzucken. Zu hoffen, er habe noch nichts von Angelos Herkunft gehört, war vermutlich Zeitverschwendung. „Was ist?“, fragte sie brüsk.
„Angelo Riccardi ist Fiorellas Sohn“, verkündete Donald Hamilton. „Sie hat sich damals nicht Riccardi genannt. Ich habe Angelo ein paar Mal gesehen, als er noch ein Kind war. Erinnerst du dich, dass ich gesagt habe, er kommt mir bekannt vor, als ich ihn durch das Fenster hindurch gesehen habe?“
„Ja.“ Es fiel Gwenna schwer, ruhig zu atmen. Ihre Beine schienen sie nicht tragen zu wollen. Sie ließ sich in einen Sessel fallen. War es möglich? Hatte in der Vergangenheit
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