Skandal auf Sardinien (Julia Extra) (German Edition)
das Geld zurückzahlen, wird man vielleicht die Anzeige gegen Dad zurückziehen. Wir können Massey Manor und die Gärtnerei verkaufen. Dann ist da noch das Apartment in London …“
Allein der Vorschlag, die Stadtwohnung, die überwiegend von Eva und ihren Töchtern genutzt wurde, zu verkaufen, löste bei ihrer Stieffamilie heftige Proteste aus. Doch zum ersten Mal seit seiner Verhaftung spiegelte sich auf Donalds Gesicht ein Hoffnungsschimmer. „Glaubst du, ein solches Angebot könnte etwas bewirken?“
Gwenna nickte.
„Aber wenn wir die Gärtnerei verkaufen, verlierst du deine Arbeit. Würdest du das wirklich für mich tun?“
„Natürlich.“ Sie räusperte sich unbehaglich. „Und dieses Haus …“
„Dieses Haus ist auf meinen Namen eingetragen“, unterbrach Eva Hamilton sie sofort. „Und ich werde es weder verkaufen noch eine Hypothek darauf aufnehmen.“
Davon hatte Gwenna nichts gewusst. Sie errötete und murmelte eine Entschuldigung.
In diesem Moment klingelte das Telefon. Die Polizei bestellte Donald für einige weitere Fragen ins Präsidium. Unter Gwennas ängstlichen Blicken verwandelte sich die Gesichtsfarbe ihres Vaters in ein kränkliches Grau.
Mit einer resoluten Bewegung stand sie auf. „Ich werde zu Furnridge Leather fahren und mit demjenigen sprechen, der etwas zu deinen Gunsten tun kann.“
„Das ist Zeitverschwendung“, sagte Donald. „Ich bin erledigt, egal, was du tust.“
Angelo akzeptierte den schwarzen Kaffee, ignorierte aber die erotische Einladung im Blick der Chefsekretärin, ebenso die Art und Weise, wie sie sich vorbeugte, um ihm ihr Dekolleté zu präsentieren. Besaß sie denn gar keinen Respekt? Wenn sie zu seinen persönlichen Mitarbeitern gehören würde, hätte er sie entlassen. Sex am Arbeitsplatz mochte er ganz und gar nicht. Frauen waren wundervoll – außerhalb des Büros und zu einem Zeitpunkt, den er ausgewählt hatte.
Angespannt stand er am Fenster und blickte hinunter in den Empfangsbereich von Furnridge Leather. An dem Tisch hinter ihm diskutierten seine Führungskräfte mit dem früheren Eigentümer John Ridge verschiedene Ideen, wie die Firma saniert werden konnte. Hin und wieder griff er ein und verwarf einen allzu unrealistischen Vorschlag. Dies war die kleinste Firma, die er in zehn Jahren gekauft hatte. Für seine Leute war es eine Herausforderung, in kleineren Kategorien als normalerweise zu denken – vor allem, da die Konten große Löcher aufwiesen. Zweitausend Angestellte hatten einen guten Grund, Donald Hamilton zu hassen. Er hatte die Zukunft der Firma aufs Spiel gesetzt.
In diesem Moment näherte sich eine junge Frau der Rezeption. Ihr langes blondes Haar wurde von einer einfachen Spange gehalten. Angelo erstarrte, die anmutige Neigung des Kopfes und das perfekte Profil der Frau erkannte er sofort. Was sagt man dazu?, dachte er. Gwenna aus dem ausgestorbensten Nest in ganz Somerset hatte ihn wiedergefunden und ihm so den Umstand erspart, nach ihr zu suchen. Er fühlte sich ein wenig enttäuscht. Ein einziges Mal hatte er geglaubt, sich wirklich anstrengen zu müssen, um eine Frau ins Bett zu bekommen. Das Telefon klingelte. Der Anruf galt John Ridge.
Als der ältere Mann den Hörer aufgelegt hatte, murmelte er unbehaglich: „Donald Hamiltons Tochter Gwenna ist unten und möchte mit einem Verantwortlichen sprechen. Möchte jemand der Anwesenden das übernehmen?“
Angelo runzelte die Stirn. Als er in dem Dossier mit Hintergrundinformationen über Donald Hamilton geblättert hatte, war nirgends eine Tochter aufgeführt gewesen. „Hamiltons leibliche Tochter?“
„Sie ist sein einziges Kind. Ein ganz reizendes Mädchen. Aber ich würde es wirklich vorziehen, nicht mit ihr sprechen zu müssen. Schließlich gibt es nichts mehr zu sagen, oder?“
„Nichts“, stimmte einer der anderen Männer zu.
„In fünfzehn Minuten will ich sie in diesem Büro sehen“, ordnete Angelo an. Ein reizendes Mädchen? Si, das konnte er bezeugen. Er ignorierte die Überraschung seiner Mitarbeiter und öffnete die Datei mit dem Dossier über Donald Hamilton auf seinem Laptop. Und jetzt fand er den kurzen Hinweis auf eine Jennifer Gwendolen Massey Hamilton, sechsundzwanzig Jahre alt. Das einzige Kind musste selbst einem Betrüger kostbar sein.
Gwenna saß im Wartebereich und spürte deutlich die feindselige Atmosphäre um sich herum. Sie erntete, was ihr Vater gesät hatte. Die Minuten verstrichen in nervenaufreibender Langsamkeit. Man hatte ihr
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