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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Sylvester ihn ganz fürchterlich überfallen."
    Tom stieß ein brüllendes Gelächter aus, Phoebe jedoch nahm Edmund auf den Arm und trug ihn weg. Erfreut über den Erfolg seiner dreisten Bemerkung, zwinkerte er über ihre Schulter Tom gewinnend zu, aber bevor die Tür sich schloss, hörte man ihn sagen: „Wir Raynes wünschen es nicht, getragen zu werden!"
    Eine Stunde später brach die Gesellschaft in eindrucksvollem Stil nach Abbeville auf. Nachdem Sir Nugent hochmütig den Vorschlag verschmäht hatte, das schwere Gepäck mit dem roulier nach Paris zu schicken, fuhren nicht weniger als vier Wagen vom „Lion d'Argent" ab. Die mit Samt ausgeschlagene Kutsche, die Sir Nugent und seine Braut trug, führte den Zug an; Phoebe, Tom und Edmund folgten in einer gemieteten Postkutsche; und die Nachhut wurde von zwei Kabrioletts gebildet, eines besetzt von Pett und der jungen Person, die in Dienst genommen war, um Mylady aufzuwarten, und das andere vollgestopft mit Gepäck. Eine ganze Anzahl von Leuten versammelte sich, um diese Abreise zu beobachten, ein Umstand, der Sir Nugent große Befriedigung zu gewähren schien, bis durch Edmund ein Misston hineingebracht wurde; er widersetzte sich nämlich energisch allen Anstrengungen, ihn zum Einsteigen in die Chaise zu bewegen. Er schlug um sich und schrie, bis er schließlich von Tom gepackt und einfach auf den Sitz geworfen wurde. Als Edmund es für geeignet hielt, lautstark zu erklären, sein Stiefvater sei ein böser Mann, fiel Sir Nugent in heftige Verlegenheit, die nur dadurch gemindert wurde, dass Tom ihn erinnerte, die interessierten Zuschauer könnten wahrscheinlich nichts von dem verstehen, was Edmund sagte.
    Als er in der Kutsche saß, hörte Edmund zu brüllen auf. Er hielt sich die ersten Stationen hindurch gut, da ihm durch eine Runde Reisepikett die Zeit verkürzt wurde. Aber da die Anzahl der Gänseherden, Geistlichen auf grauen Pferden oder alten Frauen, die unter Hecken saßen, auf dem Postwagen von Calais nach Boulogne begrenzt war, verlor diese Unterhaltung bald ihren Reiz, und er begann widerspenstig zu werden. Bis Boulogne erreicht wurde, war Phoebes Re-pertoire an Geschichten erschöpft, und Edmund, der immer stiller geworden war, sagte mit sehr fester Stimme, er fühle sich hundeelend. In Boulogne, wo die Reisenden eine halbe Stunde anhielten, um sich zu erfrischen, wurde ihm Ruhe gewährt, aber sein verzweifelter Gesichtsausdruck, als er wieder in die Chaise gehoben wurde, veranlasste Tom, über seinen Kopf hinweg zu sagen: „Ich nenne es ausgesprochen grausam, den armen kleinen Teufel auf einer Reise wie dieser mitzuschleppen!"
    In Abbeville, das sie zu später Stunde erreichten, erwartete sie Sinderby im besten Hotel mit Nachrichten, die Sir Nugent fast so viel Erstaunen wie Ärger bereiteten. Sinderby musste von einem Misserfolg berichten. Es war ihm nicht gelungen, den Eigentümer des besten Hotels zu überreden, entweder seine anderen Gäste aus dem Hause zu werfen oder Grund und Boden auf der Stelle an Sir Nugent zu verkaufen. „Wie ich darauf hinzuweisen wagte, Sir, dass dies der Fall sein würde", fügte Sinderby mit völlig ausdrucksloser Stimme hinzu.
    „Er will es nicht verkaufen?", sagte Sir Nugent. „Du dummer Bursche, hast du ihm gesagt, wer ich bin?"
    „Die Mitteilung schien ihn nicht zu interessieren, Sir."
    „Hast du ihm gesagt, dass mein Vermögen das größte in ganz England ist?", fragte Sir Nugent.
    „Gewiss, Sir. Er bat mich, Ihnen seinen Glückwunsch zu übermitteln."
    „Er muss wahnsinnig sein!", rief Sir Nugent verblüfft aus.
    „Es ist seltsam, dass Sie das sagen, Sir", erwiderte Sinderby. „Genau das, was auch er sagte - natürlich auf Franzö-
    sisch."
    „Nun, bei meiner Seele!", sagte Sir Nugent und sein Gesicht rötete sich vor Zorn. „Das mir? Ich will den verdammten Kneipenwirt wissen lassen, dass ich nicht gewohnt bin, abgewiesen zu werden! Geh und sag ihm, wenn Nugent Fotherby etwas will, kauft er es, koste es, was es wolle!"
    „Ich habe nie im Leben solchen Unsinn gehört!", sagte Phoebe, die ihre Ungeduld nicht länger zügeln konnte. „Ich wünschte, Sie hörten auf zu zanken, Sir Nugent, und sagten mir, ob wir hier absteigen sollen oder nicht! Es mag Ihnen nichts bedeuten, aber hier ist dieses unglückliche Kind, das vor Erschöpfung beinahe tot ist, während Sie herumstehen und sich wegen Ihrer Wichtigkeit aufblasen!"
    Sir Nugent war durch diesen plötzlichen Angriff zu sehr entsetzt, um etwas erwidern

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