Skandal im Ballsaal
blickte ihn dankbar an. „Ich wusste das. Aber ich habe schon überlegt, ob es nicht vielleicht das beste wäre, wenn du von Sir Nugent genug Geld leihen würdest, um deine Überfahrt zurück nach Dover zu bezahlen, damit du Großmama begleiten kannst."
„Du brauchst nichts weiter zu sagen!", unterbrach er.
„Wenn du glaubst, ich werde dich mit diesem verworrenen Paar durch Frankreich jagen lassen, hast du dich geirrt wie nie in deinem Leben!"
„Nun, um die Wahrheit zu gestehen, ich habe nicht geglaubt, dass du es tun würdest", sagte sie aufrichtig. „Und ich muss bemerken, ich bin dir dafür dankbar! Sir Nugent ist zwar sehr gutmütig ..."
„Oh, er ist gutmütig genug!", sagte Tom. „Aber setz dir nicht in den Kopf, er sei ein Mann von Charakter, denn das ist er nicht! Er ist ein ziemlich windiger Kerl, wenn du die Wahrheit wissen willst! Er sprach die ganze Zeit mit mir an Bord des Schoners, und es ist sonnenklar, das er mit einer Schar verdammt merkwürdiger Gesellen auf vertrautem Fuß steht: allerlei tolle Streiche! In der Tat ist er das, was mein Vater halb Gauner und halb Narr nennt. Nun, guter Gott, hätte er irgendwelche Prinzipien, er hätte Edmund nicht entführt!"
Sie lächelte. „Ein böser Mann!"
„Ah, Edmund hat in manchem gar nicht so unrecht!", sagte er grinsend.
Am folgenden Morgen führte Phoebe Edmund zum Frühstück hinunter und bemerkte, dass Janthe noch im Bett war: aber ihre Hoffnung auf eine Verzögerung wurde vereitelt, als Sir Nugent sie mit dem Gehaben ernster Wichtigkeit informierte, Ihre Ladyschaft sei trotz ihres kläglichen Befindens entschlossen, Calais an diesem Morgen zu verlassen. Sie hatte die ganze Nacht hindurch kein Auge geschlossen. Leute waren an ihrer Tür vorbeigetrampelt; Stiefel waren im Zimmer über ihr herumgeschleudert worden; Türen waren zugeschlagen worden; und das Rumpeln von Wagen über das Pflaster hatte sie in nervöses Zucken versetzt. Obwohl es wahrscheinlich ihren Tod bedeute, wolle sie heute nach Abbeville fahren.
Edmund, der bei Tisch neben Phoebe saß, eine Serviette um den Hals geknotet, blickte bei diesen Worten auf. „Du willst Mamas Tod", stellte er fest.
„Eh?", stieß Sir Nugent hervor. „Nein, verdammt! Du kannst solche Dinge nicht sagen!"
„Mama hat es gesagt", erwiderte Edmund. „Auf diesem Schiff hat sie es gesagt."
„Wirklich? Nim, aber - nun, meiner Ansicht nach ist das ein Unsinn! Ich bin ihr ergeben! Frag irgendwen!"
„Und du hast Lügen erzählt, und ..."
„Du isst dein Ei und sprichst nicht so viel! ".schaltete sich Tom ein und sagte mit leiser Stimme zu seinem verwirrten Gastgeber: „Ich an Ihrer Stelle würde nicht mit ihm streiten."
„Ja, Sie könnten das wohl", wandte Sir Nugent ein. „Er erzählt ja den Leuten nicht, dass Sie ein regelrechter Verbrecher sind! Wo wird das enden, möchte ich gerne wissen?"
„Wenn Onkel Vester weiß, was du mir angetan hast, wird er dich schrecklich bestrafen!", sagte Edmund teuflisch.
„Sehen Sie?", rief Sir Nugent aus. „Nun wird er noch in Umlauf setzen, ich behandle ihn schlecht!"
„Onkel Vester", fuhr sein kleiner Peiniger fort, „ist die schrecklichste Person auf der Welt!"
„Du weißt, du sollst nicht so über deinen Onkel sprechen", sagte Sir Nugent ernst. „Ich behaupte nicht, dass ich ihn persönlich mag, aber ich gehe nicht herum und sage, er ist schrecklich! Hochmütig, ja, aber -"
„Onkel Vester will nicht, dass du ihn magst!", erklärte Edmund ziemlich aufgebracht.
„Freilich nicht, wenn du meinst, er wird mich fordern - nun, das glaube ich nicht. Wohlgemerkt, wenn er sich dazu entschließt ..."
„Gott, Fotherby, bestärken Sie ihn nicht auch noch!", sagte Tom erzürnt.
„Onkel Vester wird deine Knochen zermalmen!", sagte Edmund.
„Meine Knochen zermalmen?", erwiderte Sir Nugent erstaunt. „Du fantasierst wohl, Junge! Warum zum Teufel sollte er das tun?"
„Um Brot zu machen", antwortete Edmund sofort.
„Aber m a n macht Brot nicht aus Knochen!"
„OnkelVester schon", sagte Edmund.
„Das ist genug!", sagte Tom, der ein Lachen unterdrückte.
„Du erzählst jetzt Unsinn! Du weißt sehr gut, dass dein Onkel so etwas nicht macht, also lass das Aufschneiden!"
Edmund, der offensichtlich erkannte, dass Tom eine Macht war, mit der man rechnen musste, gab nach und wandte sich wieder seinem Ei zu. Aber als er damit fertig war, warf er Tom unter seinen gebogenen Wimpern einen forschenden Blick zu und sagte: „Vielleicht wird Onkel
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