Skandal im Ballsaal
Herzog von Salford?"
Lady Marlow, die nicht ungehalten war, ihre Tochter so ungläubig zu finden, schenkte ihr ein dünnes Lächeln. „Ich wundere mich nicht, dass du so überrascht bist, denn es ist weit mehr, als ich jemals für dich zu hoffen wagte. Das kann ich dir versichern. Ich erwarte zu hören, dass du Papa deine Dankbarkeit bezeigst für seine Güte, dir eine so glänzende Partie zu vermitteln."
„Das kann ich nicht glauben!", rief Phoebe hitzig. „Außerdem will ich den Herzog von Salford nicht heiraten!"
Kaum waren diese Worte hervorgestoßen, zitterte sie wegen ihrer Kühnheit und wagte einige Augenblicke nicht, ihre Augen zu dem strengen Gesicht ihr gegenüber zu erheben.
Ihrer übereilten Rede folgte entsetzliche Stille; endlich wurde diese von Lady Marlow gebrochen, die wissen wollte, ob ihre Ohren sie getäuscht hätten. Phoebe erkannte diese Frage als eine rein rhetorische und machte keinen Versuch, sie zu beantworten, sondern ließ nur den Kopf hängen.
„Eine Heirat von höchstem Ansehen wird dir angeboten: eine Heirat, die dich zum Gegenstand des Neides einer großen Zahl junger Mädchen machen würde, die alle weitaus schöner sind als du jemals sein wirst, und du hast die Kühnheit, mir zu sagen, dass du nicht willst! Auf mein Wort, Phoebe!"
„Aber Ma'am, ich bin überzeugt, dass alles ein Irrtum ist!
Nun, ich habe mit ihm bloß einmal in meinem Leben gesprochen, und das war auf dem Ball bei den Seflons, als er mit mir zu einem Tanz antrat. Er hat sich sehr gelangweilt, und als ich ihn keine drei Tage später bei Almack sah, schnitt er mich."
„Sprich, bitte, nicht in dieser unsinnigen Art!", sagte Ihre Ladyschaft scharf. „Deine Lebensumstände machen dich zu einer standesgemäßen Ehefrau für einen Mann von Rang, für wie ungeeignet ich dich auch für eine bedeutende Stellung halten mag; und der Herzog muss wissen, was ich nicht bezweifle, dass deine Erziehung den höchsten Anforderungen entspricht."
„Aber es gibt andere g-genau so gut erzogene und v-viel hübschere!", sagte Phoebe und verkrampfte ihre Finger ineinander.
„Du hast ihnen etwas voraus, was Seine Gnaden offensichtlich für einen Vorzug hält", erwiderte Lady Marlow gebieterisch. „Ob er recht haben mag, will ich nicht beurteilen, obwohl ich eher angenommen hätte - doch in dieser Angelegenheit ziehe ich es vor, zu schweigen. Deine Mutter war eine enge Freundin der Mutter des Herzogs, darum fiel die Wahl auf dich. Ich sage dir das, damit du nicht vor Einbildung aufgeblasen wirst, meine liebe Phoebe. Nichts ist unziemlicher für eine junge Frau, kann ich dir versichern."
„Aufgeblasen! Ich würde eher das Gegenteil annehmen!", sagte Phoebe hitzig. „Um mich zu werben, weil seine Mutter meine kannte? Ich - ich habe noch nie etwas so - Ungeheuerliches gehört! Während er doch kaum mit mir bekannt ist und nie die geringste Anstrengung gemacht hat, meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken!"
„Das ist genau der Grund, warum er uns jetzt einen Besuch abstattet", sagte Lady Marlow mit der Geduld einer, die zu einem Tölpel spricht. „Er wünscht, näher mit dir bekannt zu werden, und ich vertraue darauf, dass du weder so töricht noch so ungehorsam bist, dich in einer Weise zu benehmen, dass er es für besser halten muss, auf deine Hand zu verzichten." Sie hielt inne und prüfte Phoebes Gesichtsausdruck.
Was sie darin las, veranlasste sie, ihre Taktik zu ändern. Das Mädchen zeigte, obwohl im Allgemeinen fügsam genug, ge-legentlich einen Anflug von Eigensinn. Lady Marlow zweifelte nicht an ihrer Fähigkeit, ihr äußersten Gehorsam zu befehlen; aber sie wusste, wenn Phoebe eine ihrer seltsamen Ideen hegte, konnte es durchaus möglich sein, dass sie den Herzog zurückweisen würde. So begann Lady Marlow die Vorteile einer solchen Heirat hervorzuheben, ging sogar so weit, zu sagen, dass Phoebe daran Gefallen finden würde, ihrem eigenen Hauswesen vorzustehen. Da sie keine andere Antwort als bestürztes Starren erntete, verlor sie keine Zeit, mit Nachdruck ein finsteres Bild für den Fall zu entwerfen, da Phoebe nicht Herzogin von Salford werden wollte. Dies schien ein Leben unendlicher Schande auf Austerby einzuschließen (man konnte nicht erwarten, dass Lord Marlow, der vier weitere Töchter zu versorgen hatte, noch mehr Geld auf seine undankbare Erstgeborene verschwenden würde); die Vorwürfe ihrer Schwestern, deren Vorwärtskommen gegenüber sie sich mutwillig gleichgültig gezeigt hätte; und
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