Skandal im Ballsaal
mehr hören, das war der Grund!", sagte Susan.
„Du hast dich sehr korrekt benommen", sagte Lady Marlow. „Wenn deine Schwester von den schrecklichen Folgen ihres Verhaltens bewahrt wird, hat sie es deinem Pflichtgefühl zu danken. Ich bin wirklich sehr erfreut über dich, Eliza."
„Bitte um Verzeihung, Madam", sagte Miss Battery, „ich würde gern wissen, warum Elizas Pflichtgefühl sie nicht veranlasst hat, sofort in mein Schlafzimmer zu kommen, um mir mitzuteilen, was vorgefallen ist! Ich scheue mich nicht, Ihnen zu sagen, Madam, dass meiner Meinung nach kein wahres Wort an der Geschichte ist."
„Ja, bei Gott!", sagte Lord Marlow erregt. „Ich wüsste das auch gern! Warum hast du Miss Battery nicht sofort aufgeweckt, Eliza? Susan hat recht! Du hast die ganze Geschichte erfunden, nicht wahr? Eh? Antworte mir!"
„Nein! Oh, Mama, nein!", erklärte Eliza und begann zu schluchzen.
„Ach, du meine Güte, Sir!", schrie Mrs Orde. „Ich möchte hoffen, ein Kind in ihrem Alter ist nicht fähig, sich so eine Geschichte auszudenken! Bitte, was sollte sie denn von Gretna Green wissen? Ich zweifle nicht an der Geschichte: tatsächlich ist mir auch schon dieser schreckliche Verdacht durch den Kopf gegangen! Was könnten wir sonst denken angesichts dessen, was mein Sohn schrieb? Wenn er sich verpflichtet fühlte, sie zu retten, was könnte er sonst tun, außer sie zu heiraten? Und wo könnte er das tun, minderjährig, außer jenseits der Grenze? Ich bitte Sie - ich flehe Sie an, Sir -, ihnen nachzufahren!"
„Ihnen nachfahren!", stieß Seine Lordschaft hervor, das Gesicht beunruhigend gerötet. „Das will ich auch meinen, Madam! Mich anflehen, tatsächlich! Lassen Sie mich Ihnen sagen, es ist nicht nötig, das zu tun! Meine Tochter brennt nach Gretna Green durch wie eine - oh, lassen Sie das Paar nur warten, bis ich es eingeholt habe!"
„Nun, Sie werden das nicht tun!", sagte Mrs Orde mit ziemlicher Schärfe. „Und wenn Sie sie wirklich einholen -
was ich nicht für sicher halte, denn Sie können sich darauf verlassen, sie haben einen Vorsprung von mehreren Stunden und werden die Poststraßen nach Möglichkeit meiden -, haben Sie die Freundlichkeit, sich zu erinnern, Sir, dass mein Sohn kein Schuljunge mehr ist und, wie ich nicht bezweifle, aus Motiven reinster Ritterlichkeit gehandelt hat!"
An dieser Stelle beschloss Sylvester, es sei Zeit, seine Anwesenheit kundzutun, da er erkannte, dass sein Gastgeber, der alles um sich vergessen hatte, sich anschickte, aus dem Zimmer zu stürmen. Er trat zurück in die Mitte des Raums und sagte besänftigend: „Oh, ich möchte meinen, er wird sie ganz leicht einholen, Madam! Mit größter Wahrscheinlichkeit werden sie in eine Schneeverwehung geraten. Ich glaube, es schneit im Norden schon einige Tage. Mein lieber Lord Marlow, bevor Sie sich auf die Verfolgung der Ausreißer begeben, müssen Sie mir erlauben, meinen Abschied zu nehmen. Unter solchen Umständen müssen Sie und Ihre Ladyschaft mich wohl dorthin wünschen, wo der Pfeffer wächst. Empfangen Sie meinen Dank für Ihre angenehme Gastfreundschaft, mein Bedauern für deren unvermeidliche Verkürzung und meine Versicherung - ich hoffe unnötigerweise -, dass Sie sich auf meine Diskretion verlassen können. Es bleibt mir nur übrig, Ihnen für Ihr Unternehmen baldigen Erfolg zu wünschen und zu bitten, meinetwegen Ihre Abreise nicht zu verzögern."
Bei diesen Worten, die er in großartiger Form darbrachte, verabschiedete er sich mit einem Händedruck von Lady Marlow, führte gegen Mrs Orde und Miss Battery zwei leichte Verbeugungen aus und war aus dem Zimmer, bevor sein Gastgeber sich gefasst hatte, um mehr als einen schwachen Protest zu äußern.
Sylvesters Kammerdiener, ein sehr korrekter Herr, empfing die Nachricht von der sofortigen Abreise mit ehrerbietiger Verbeugung und unbeweglichem Gesichtsausdruck; John Keighley, der an den Unbilden einer heftigen Erkältung litt, widersprach offen. „Wir werden niemals London erreichen, Euer Gnaden, jedenfalls nicht, wenn die Straßen in diesem Zustand sind."
„Das glaube ich auch nicht", erwiderte Sylvester. „Aber meinst du, ich kann nicht wenigstens Speenhamland erreichen? Ich werde dir beweisen, dass du dich irrst. Den Katzensprung riskiere ich."
Swale, der schon einen von Sylvesters Röcken zusammen-legte, hörte dieses Zauberwort mit Erleichterung. Speenhamland bedeutete den „Pelican", ein Gasthaus, ebenso berühmt für seine vortreffliche Unterbringung
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