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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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nach einem Augenblick: „Oh, glaubten Sie, weil meine Mutter Dichterin ist, könnte ich einen Hang für Verse haben?
    Nein: nichts dergleichen!"
    „Ist sie das?", fragte Tom eingeschüchtert.
    „Ja, tatsächlich. Und ich versichere Ihnen, auch sie verachtet Romane nicht! Ich glaube, sie kauft beinahe alle, die veröffentlicht werden. Sie ist krank, wissen Sie, und Lesen ist ihr größter Trost."
    „Oh!", sagte Tom.
    „Ich muss gehen und nach meinen Pferden sehen", sagte Sylvester. „Ich nehme an, Miss Marlow ist schon in den Ställen und badet das Sprunggelenk. Ich hoffe nur, dass ich mir nicht ihren Unwillen zuziehe, weil ich so spät erscheine!"
    Er ging in sein Zimmer, um sich fertig anzukleiden; und dann, nachdem er Keighley Mrs Scalings Obhut empfohlen hatte, verließ er das Haus, um Phoebe zu suchen. Es schneite noch stark, aber im Stall brannte ein Kohlenbecken. Phoebe, die True in ihrer Box umgedreht und den Beinverband entfernt hatte, bürstete sie kräftig.
    „Guten Morgen!", sagte Sylvester, legte seinen Rock ab und rollte die Ärmel auf. „Ich werde das für Sie tun, Miss Marlow. Wie geht es dem Sprunggelenk?"
    „Besser, glaube ich. Ich habe es gerade wieder warm gebadet. Ich glaube, Tom hätte es nicht gern, wenn ich Sie die Pferde striegeln lasse, Herzog."
    „Dann sagen Sie es ihm nicht", meinte Sylvester und nahm ihr die Bürste weg. „Hält er mich der Aufgabe für nicht gewachsen?"
    „Oh, das ist es nicht! Er hat größten Respekt vor Ihrem Ansehen, verstehen Sie, und vielleicht würde er es nicht für schicklich halten, dass Sie das tun! Aber im Allgemeinen ist er durchaus nicht dumm, versichere ich Ihnen!"
    Das Lächeln, das diese Bemerkung begleitete, war so unbefangen, dass Sylvester lachen musste. Phoebe hatte sich angeschickt, Trusty mit dem Striegel weiter zu bearbeiten, wurde aber durch Sylvester davon abgehalten, der sie darauf hinwies, dass ihr Kleid schon mit Trues Haaren bedeckt war. Er empfahl ihr, das Kleid zu wechseln, und dasjenige, das sie trug, Alice zum Ausbürsten zu geben. Sie erwiderte, das einzige andere Kleid, das sie mithätte, sei aus Musselin, und darin würde sie zu Tode erfrieren. „Außerdem ist Alice fortgegangen, um dem alten Mr Shap zu sagen, dass wir sein Schwein haben müssen. Es ist nicht ausgewachsen, daher wird er es vielleicht nicht verkaufen."
    „Warum nicht?"
    „Weil er später natürlich mehr dafür bekommen würde.
    Und vielleicht ist er auch übler Laune."
    „Weswegen?"
    Sie blickte hoch und blinzelte, denn sie entfernte Pferdehaare von ihrem Rock. „Ich glaube, es heißt, er ist immer verdrießlicher Laune! Aber ich nehme an, dass Alice das Schwein bekommt: sie ist ein höchst energisches Mädchen!"
    „Sie selbst und das Mädchen sind sich darin ziemlich ebenbürtig", bemerkte er, wendete True herum und streifte den Rest ihres Verbandes ab.
    Phoebe hob wieder den Kopf und neigte ihn forschend zur Seite. „Sie meinen, ich sei energisch? Oh, Sie irren absolut!"

    „Wirklich? Dann sagen wir beherzt!"
    Sie seufzte. „Ich wünschte, ich wäre es! In Wahrheit bin ich ein jämmerlicher Feigling."
    „Ihr Vater stellt ein ganz anderes Zeugnis aus."
    „Ich fürchte keine Zäune."
    „Was dann?"
    „Leute - manche Leute! Dass ich ... dass ich durch unfreundliche Behandlung gequält werde."
    Er blickte sie mit leichtem Stirnrunzeln an; aber bevor er sie bitten konnte, zu erklären, was sie meinte, wurden sie durch Alice unterbrochen, die hereinkam und mit den Füßen stampfte, um ihre Holzschuhe von dem zusammengeballten Schnee zu befreien. Ihr folgte ein Greis mit sehr wenig Zähnen, aber einem verschlagenen Blick. Diesen Kerl stellte sie als widerlichen, hämischen alten Heuchler vor und offen-barte, er wolle sein Schwein erst verkaufen, wenn er überzeugt sei, es werde von einem Herzog gegessen und nicht von einem Obergauner, der sich als solcher verkleidete.
    Einigermaßen verblüfft, denn seine Glaubwürdigkeit war noch niemals angezweifelt worden, geschweige denn, dass er für einen Obergauner gehalten wurde, sagte Sylvester:
    „Nun, ich weiß nicht, wie ich ihn überzeugen sollte! Vielleicht wünscht er eine meiner Visitenkarten?"
    Mr Shap wies das zurück und informierte die Gesellschaft, er wäre kein gebildeter Mann. Er fühlte offenbar, dass das sein Triumph war, denn anschließend überließ er sich einem Ausbruch von geschwätziger Fröhlichkeit. Als Phoebe ihm versichert hatte, Sylvester sei ein Herzog, sagte er ihr durchaus

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