Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
Vom Netzwerk:
auch. Da sie jetzt sicher war, dass sie allein war, zündete sie ihre Kerze an. Sie blinzelte in der plötzlichen Helligkeitund fand sich überrascht in einem langen, niedrigen Tunnel wieder. Die Backsteinwände, die mit Spinnweben bedeckt waren, wölbten sich im Bogen zu einer Decke, die kaum höher als Mary war. Vorsichtig berührte sie die Decke. Ein Film aus schmierigem Staub klebte an ihren Fingerspitzen. Die Dielen waren tatsächlich ziemlich morsch, zeigten aber keine Spuren häufigen Gebrauchs. Sie waren in der Mitte nicht ab genutzter als am Rand. Allzu viele Leute konnten diesen Weg nicht genommen haben.
    Vorsichtig ging sie weiter. Der gelbe Schein ihrer Kerze jagte über die Wände und machte sie benommen. Sie merkte, dass es an ihrer Hand lag, die vor Aufregung und Nervosität zitterte. Daher lockerte sie den Griff um die kleine Halterung, mit der sie die Kerze trug, und der Lichtschein wurde merklich ruhiger. Schon besser.
    Allmählich verlor sie das Zeitgefühl. Wahrscheinlich hatte sie sich erst fünfzig Meter von der Geheimtür entfernt, aber wegen der Stille und der Dunkelheit kam es ihr viel weiter vor. Das lag auch an dem Verlauf des Tunnels   – auf kurze gerade Strecken folgten scharfe Biegungen, die dafür konstruiert schienen, einen zu verwirren. Dann kam Mary ganz unvermutet an ein Ende oder, wie sie schnell merkte, an einen Anfang: ein großes Loch im Tunnelboden, säuberlich von Backsteinen umrandet. Es war viel zu groß und deutlich sichtbar, als dass man hätte hineinfallen können. Mary spähte hinein und entdeckte eine alte, rostige Eisenleiter, die in das Mauerwerkder Wände eingelassen war. Hier ging der Tunnel also senkrecht weiter, das war alles. Was ihr Sorgen bereitete, war, dass sie mit ihrer Kerze das Ende nicht sehen konnte, bloß die Leiter, die in der Dunkelheit verschwand. Sie zögerte nur einen Moment. Dann nahm sie die Kerze in die linke Hand, ergab sich in ihr Schicksal, dass ihr Kleid schmutzig werden würde, und begann den Abstieg.
    Die Sprossen waren nicht sehr kalt, was Mary zunächst überraschte. Doch dann fiel ihr ein, dass es unter der Erde ja nicht so kalt war wie oben. Sie ließen jedoch eine dünne Schicht schmierigen Schleims zurück   – auf ihren Handflächen, ihren Ärmeln und ihrer Wange, als sie versehentlich mit dem Gesicht daran stieß. Sie war zwölf Sprossen nach unten gestiegen, als ihr Fuß ins Leere trat. Verdammt. Sie ging in die Hocke   – was auf einer Leiter und in einer Krinoline nicht einfach war   – und leuchtete mit ihrem unzulänglichen Licht nach unten. Die Flamme züngelte wild und diesmal lag es nicht an ihrer zitternden Hand. Doch zu sehen war nichts   – kein Boden, kein Anzeichen, was sich da unten befinden mochte.
    Mary löschte die Flamme und steckte die Kerze ein, ohne sich um die kleine Wachspfütze zu kümmern, die sich in ihrer Tasche bildete. Dann umfasste sie die unterste Sprosse fest mit den Händen und ließ sich mit einer athletischen Bewegung hinab. Felicity und Anne hatten mehrfach ihre ungewöhnliche Kraft bewundert, ihre Fähigkeit, sich mit den Armen hochzuziehen. Doch heute Nacht fühlten sich ihre Armeschmerzend und zittrig an. Sie war froh, als ihre Zehen festen Grund berührten. Sie prüfte die Fläche, die geräumig und eben war.
    Sie ließ die Sprosse los, widerstand dem Bedürfnis, die Hände am Kleid abzuwischen, und lauschte. Hier unten klang es irgendwie hohl. Sie zündete ihre Kerze wieder an und hob sie hoch, um ihre neue Umgebung besser sehen zu können. Es handelte sich um einen kleinen Raum, eine Art Vorraum, von dem eine Tür abging. Im Gegensatz zu dem oberen Tunnel war der Boden aus Backsteinen. Auch dieser Raum war von unten bis zur gewölbten Decke tunnelförmig.
    Langsam schüttelte Mary den Kopf und ein kleines Lächeln verzog ihre Lippen. Wie undenkbar, wie absurd, sich vorzustellen, dass Honoria Dalrymple in diesem Schmutz hier herumschlich. Der Raum war leer, und es war nicht zu erkennen, welchem Zweck er diente. Ein heimlicher Treffpunkt? Ein Lager für verbotene Waren? Ein geheimer Fluchtweg? Sie würde in der Agentur um Hintergrundinformationen bitten.
    Langsam durchquerte sie den Raum. Die zweite Öffnung war mit Holzplanken verbarrikadiert, die von der anderen Seite angebracht worden waren. Technisch gesehen gab es Lücken, die groß genug waren, um hindurchzusehen, doch trotz ihrer Kerze konnte sie nichts als Schwärze sehen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie auf eine Wand

Weitere Kostenlose Bücher