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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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automatisch. Unterdrückte einen Fluch. »Euer Hoheit. Ich wusste nicht, dass Sie das Zimmer brauchen.«
    »Ich   – äh   – war soeben auf dem Weg zum Frühstück.«
    »Im Morgenmantel, Sir?« Sie zuckte zusammen. Viel zu vorlaut.
    Doch er lächelte. »Eigentlich habe ich gehofft, dass mir jemand Frühstück bringt.« Das ergab Sinn. Wenn er in seinem Zimmer blieb, musste er seiner Mutter nicht gegenübertreten.
    Sie zwang sich, unterwürfig zu klingen. »Sehr wohl, Sir. Ich bitte Mrs Shaw sofort darum.«
    »Eigentlich   …« Seine Hand machte eine kurze Geste, mit der er Mary stoppte, dann ließ er sie wieder sinken. »Ich möchte, dass du es mir bringst. Ja.«
    Ihr Magen zog sich zusammen. Ungemach stürzte von allen Seiten auf sie ein. Nach wenigen Augenblicken fand sie ihre Stimme wieder. »Sehr wohl, Sir.«
    Prinz Bertie murmelte etwas und machte sich davon.
    Als Mary Mrs Shaw die Botschaft überbrachte, riss die Haushälterin die Augen erstaunt auf. »Er hat speziell nach dir gefragt?«
    »Ja.«
    Ihr scharfer Blick glitt über Marys Äußeres und blieb misstrauisch an dem zerkratzten Hals hängen. »Da bist du ganz sicher.«
    »Ja.«
    Schweigen. »Damit steigt man in diesem Haus nicht auf, mein Mädchen; es ist der kürzeste Weg zu einem Heim für gefallene Frauen.«
    Trotz Mrs Shaws Vorbehalten lehnte man eine Bitte des Prinzen von Wales nicht ab   – nicht direkt zumindest. Eine Viertelstunde später begab sich Mary geräuschlos zu den Gemächern des Prinzen   – ein etwas hochtrabender Ausdruck für ein kleines Schlafzimmer mit angeschlossenem Wohnraum. Sie trug ein Tablett, das voll beladen war mit Frühstücksleckereien: kalter Braten, Eier im Glas, gebratene Nieren und sowohl Butterbrote als auch Toast.
    Wie sie befürchtet hatte, war der Prinz allein   – ein verdächtiger Umstand, da er zumindest theoretisch ständig von einem oder zwei Kammerherren umgeben war. Er saß in einem breiten Ohrensessel und beschäftigte sich eingehend mit der Lektüre einer französischen Zeitung. Als sie sich näherte, sah er mit gespielter Überraschung auf. »Oh. Das ging ja schnell.«
    Sie neigte den Kopf. »Mrs Shaw hat ein wenig von allem aufgetan, Sir.«
    »Stell das Tablett da ab, Mary, und komm her.«
    Sie zögerte kurz, dann machte sie zwei kleine Schritte auf ihn zu und blieb außer Reichweite stehen. »Was gibt es, Sir?« Sie konnte sich nicht entscheiden,ob sie ihn direkt ansehen sollte oder lieber nicht   – Letzteres könnte der Prinz als deutliche Aufforderung missverstehen.
    »Komm und setze dich zu mir.« Seine Hand deutete unbestimmt auf eine Stelle neben seinem Sessel   – obwohl es da natürlich keine weitere Sitzgelegenheit gab.
    »Ich hole mir einen Stuhl, Sir.« Mary wandte sich ab und überlegte einen kurzen, verrückten Augenblick lang, ob sie das Zimmer einfach fluchtartig ver lassen sollte. Würde Prinz Bertie ihr über den Gang nachjagen? Eine Geschichte erfinden, damit man sie entließ?
    In dem Moment sagte der Prinz: »Ach   – lass das mit dem Stuhl   – es ist nur   – ich möchte nur kurz was sagen.« Seine Stimme klang schüchtern und verschlossen. Sie sah auf ihn hinunter. Ja, seine Augen wirkten verdächtig feucht.
    Sofort war sie erleichtert. »Sehr wohl, Sir.« Sie wandte sich wieder um und wollte sich neben seinen Sessel stellen. Ob sie ihm ein Taschentuch reichen sollte?
    Prinz Bertie holte mehrmals tief Luft, was die Tränen zurückzudrängen schien. »Es ist doch lächerlich, nicht?«
    »Was, Sir?«
    »Von dir zu erwarten, dass du freundlich zu mir bist. Aber neulich   – war es gestern?   – hast du so mitfühlend gewirkt. Als ob du verstehst, wie es ist, ich zu sein.«
    Mary kniff die Lippen zusammen, um keine Grimasse zu ziehen. »Ich weiß es natürlich nicht genau, Sir, aber ich kann es mir vorstellen.«
    Er sah mit seinen blutunterlaufenen Augen zu ihr auf. »Dann hast du eine verteufelt gute Vorstellungskraft. Die meiste Zeit weiß ich selbst nicht mal, was von mir verlangt wird   – selbst, wenn ich es tue.«
    Das kam so plötzlich, als habe er sich eine Maske vom Gesicht gerissen. Mary starrte den Prinzen von Wales an und ihre Verärgerung wurde mit einem Schlag von einer Welle des Mitleids fortgeschwemmt. Prinz Bertie war immer noch eine lächerliche Figur, keine Frage. Seine runden Wangen und schweren Augenlider verliehen ihm das Aussehen eines verschlafenen Schuljungen; des Klassentrottels vielleicht sogar. Aber was war er darüber hinaus?

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