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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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wirkte. Schließlich wandte sie sich Anne zu und bemerkte Einzelheiten, die ihr schon vor drei Minuten hätten auffallen müssen, wenn sie nicht so aufgewühlt gewesen wäre.
    Anne Treleaven war die Leiterin der Agentur, diejenige, der Mary sich am nächsten fühlte. Sie war eine dünne, ordentliche Frau von förmlichem, würdevollem Aussehen   – die geborene Erzieherin. Mary hatte selten erlebt, dass sie Gefühle zeigte oder nicht tadellos gekleidet war. Heute jedoch hatte sich ihr Nackenknoten ein wenig gelockert und einige Strähnen fielen ihr in die Stirn. Ihre Augen hinter den Bril lengläsern waren verdächtig gerötet. Sie brachte ein kurzes, angespanntes Lächeln zustande. »Setz dich doch. Ich nehme an, du bist gekommen, um Antworten zu erhalten. Wir   – ich habe einige Zeit gebraucht, um die Informationen zu bekommen, um die du gebeten hast.«
    Mary blickte sie erstaunt an. Bisher hatte sie Anne nie eine persönliche Frage gestellt. Selbst ein »Wie geht es Ihnen?« schien manchmal zu aufdringlich. Dieser Anblick war jedoch so verblüffend, dass ihrdie Wörter aus dem Mund purzelten. »Miss Treleaven, stimmt etwas nicht? Geht es Ihnen nicht gut?«
    Anne schüttelte den Kopf. »Es geht mir ganz gut, meine Liebe. Aber es gibt etwas, das wir   – ich   – berichten sollte. Setz dich.«
    Alle Gedanken an Königin Victoria, Sprengstoff, James Easton, sogar an Lang Jin Hai verflüchtigten sich. Mary ließ sich mechanisch auf den nächstbesten Stuhl sinken. Was jetzt kommen würde, würde ihr nicht gefallen   – so viel wusste sie. »Ich höre, Ma’am.«
    Anne setzte sich nicht. Stattdessen ging sie im Zimmer auf und ab, von ihrem Schreibtisch zum Bücherschrank und wieder zurück. Bei einer Drehung bemerkte Mary, dass Annes Unterkleid unter ihrem Rocksaum hervorlugte. Das bedeutete für Anne dasselbe wie halb nackt zu sein.
    Mary saß wie auf Kohlen. Eine kalte Hand griff nach ihrem Herzen: Felicity Frame musste etwas passiert sein. Das war die einzig mögliche Erklärung. Anne würde in solch schwierigen Zeiten niemals allein auftreten. Und das offensichtliche Durcheinander um sie herum   – kein Wunder, dass Marys Bitten um Information unbeantwortet geblieben waren. »Was ist mit Mrs Frame passiert?«
    Anne lächelte matt. »Du hast schon immer gern Fragen gestellt, auf die es keine Antwort gibt.« Sie blieb stehen und verschränkte die Finger, als wolle sie ein Gedicht aufsagen. »Meine Liebe, ich nehme an, dir ist aufgefallen, dass es seit einiger Zeit Spannungen gegeben hat. Die Leitung der Agentur isteine komplizierte Angelegenheit und Mrs Frame und ich arbeiten seit fast zwei Jahrzehnten zusammen. Es ist ganz üblich, dass sich Kolleginnen nicht immer einig sind, und du hast ja schon mitbekommen, dass wir zwei ab und zu unterschiedlicher Meinung sind.«
    Mary nickte, sagte jedoch nichts. Es gab nichts zu sagen.
    »Was in letzter Zeit passiert ist, war jedoch von größerer Tragweite. Es ist nicht möglich, das durch die Blume zu sagen, Mary: Nach einer grundsätzlichen Meinungsverschiedenheit in Bezug auf die zukünftige Ausrichtung der Agentur sind Mrs Frame und ich übereingekommen, uns zu trennen.«
    Mary sah sie entsetzt an. Sie hatte erwartet, dass Felicity tot oder verschollen war. Dass ein Fall auf schlimme Weise schiefgelaufen war. Das hier hatte sie nicht erwartet   – ein übler Streit, die Auflösung einer Geschäftsbeziehung. Sowohl belanglos als auch kleinlich, Eigenschaften, die sie niemals mit der Agentur in Zusammenhang gebracht hatte. Das war also das Ende ihrer kindischen Vorstellungen von einem »Zuhause«. »Was   –« Ihre Stimme war rau und sie räusperte sich, ehe sie es erneut versuchte. »Was sind die Konsequenzen für die Agentur und ihre Angestellten?«
    Anne seufzte. »Leider sind sie sowohl einfach als auch kompliziert. Mrs Frame wollte die Grundsätze der Agentur schon seit einiger Zeit aufgeben. Sie wollte Männer in die Agentur aufnehmen und gewisse einflussreiche Kontakte in der Regierung aus bauen .Du hast ja einige ihrer Vorschläge mitbekommen   – zum Beispiel, deinen Freund James Easton zu bitten, für die Agentur zu arbeiten. Sie war auch dafür verantwortlich, dass wir den Fall vom St. Stephen’s Turm angenommen haben, der ja fast in einer Katastrophe geendet hat.«
    »Lästereien hinter meinem Rücken, Anne? Das habe ich nicht von dir erwartet.« Die Stimme, volltönend und leicht belustigt, kam von der Tür. Es war natürlich Felicity   –

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