Skandal In Belle Terre
er lächelnd, wobei er sich genau bewusst war, dass dieser lässige Tonfall sie rasend machte.
„Koffer packen?” wiederholte Maria. „Warum sollte ich meine Koffer packen, warum du?”
„Das hängt ganz davon ab”, er grinste, „ob wir zu dir oder zu mir gehen.”
Sie sah ihn unter zusammengezogenen Brauen fragend an, als spräche er plötzlich in Rätseln.
„Ich meine, wo werden wir schlafen?” erklärte er lächelnd.
„Wir werden nirgendwo …” Maria verschluckte den Rest des Satzes und lächelte zwei älteren Spaziergängern zu, die sie neugierig ansahen. Dann drehte sie sich wieder zu Jericho um und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Im Gegensatz zu dem, was du gerade den beiden größten Klatschmäulern von Belle Terre zu verstehen gegeben hast, werden wir nicht zusammen schlafen. Ich muss das allein durchziehen, und ich werde es tun.”
Sie drehte sich auf dem Absatz um, aber Jericho legte ihr schnell den Arm um die Taille und zog sie an sich. Seine Hände lagen auf ihren Rippen, die Fingerspitzen berührten die Unterseite ihrer Brüste. Der passive Widerstand war vergessen, die mühsam aufrechterhaltene Gelassenheit auch, und seine Stimme klang zornig. „Du hast mich schon einmal aus deinem Leben ausgeschlossen. Achtzehn Jahre lang hast du getan, was du wolltest. Neun Jahre lang wusste ich nicht, ob du überhaupt noch am Leben warst. In den anderen neun Jahren versuchte ich dich zu hassen, weil du nicht zu mir zurückkamst. Verdammt noch mal, ich bin weder ein Heiliger noch ein Märtyrer! Als du plötzlich wieder da warst und Hof hieltest wie eine Königin, hübscher, als ich dich in Erinnerung hatte, da war ich wütend, das gebe ich zu.
Ja, ich dachte sogar an Rache.”
Er drückte sie so fest an sich, dass Maria fürchtete, blaue Flecken zu bekommen. Aber als sie ihm in die Augen sah und erkannte, welche Qualen er hatte ausstehen müssen, legte sie ihm nur die Arme um den Hals.
„Ich habe dich beobachtet, den ganzen Abend lang. Und dann wusste ich plötzlich, dass die Vergangenheit nicht mehr zählte.
Ich bege hrte dich, ich wollte dich, wie ich noch nie etwas in meinem Leben gewollt hatte.” Plötzlich ließ er sie los und löste sich von ihr. Er trat ein paar Schritte zurück und sah sie ernst an.
„Ich möchte nicht aus deinem Leben ausgeschlossen sein. Nicht noch einmal.”
Maria atmete tief durch. Sie verstand ihn. „Ich packe meine Koffer”, sagte sie leise und lächelte ihn verschwörerisch an. „Wir schlafen bei dir. Zusammen.”
10. KAPITEL
„Was ist das denn?” rief Maria erstaunt aus und durchbrach damit die behagliche Stille. „Das ist ja interessant.”
Sie saß im Schneidersitz vor dem Kamin und sah die Post durch, die sie im Hotel abgeholt hatte. Während sie die Karte las, fiel ihr das Haar in weichen Wellen über die Wangen. Die Flammen des Kaminfeuers zauberten rötliche Glanzlichter in ihr schwarzes Haar.
Jericho sah von dem Fax hoch, das er soeben von O’Brian erhalten hatte. Wie gut sie in sein Haus passte, wie natürlich und entspannt sie dasaß, als sei sie hier wirklich zu Hause. Wieder hatte er das Bedürfnis, sie zu berühren und ihre leidenschaftliche Reaktion zu spüren. Aber er beherrschte sich und fragte:
„Was hast du denn da Interessantes?”
„Hier.” Sie wedelte mit der Karte. „Das ist eine Einladung zu einer Abendgesellschaft am ersten Dezember.”
„Und? Was ist so Besonderes daran?”
„Aber, Jericho, du weißt doch genauso gut wie ich, dass an dem Tag das erste Konzert der Weihnachtssaison stattfindet.
Und dass das den Honoratioren vorbehalten ist.”
„Den Honoratioren und ihren Gästen”, korrigierte er sie.
„Und die sitzen dann herausgeputzt in ihren reservierten Logen und lästern über den Rest der Welt. Das Wichtigste für sie ist, zu sehen und gesehen zu werden, die Musik ist Nebensache.” Als er ihren enttäuschten Gesichtsausdruck sah, hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. „Aber trotzdem ist das Ganze natürlich ein tolles Ereignis”, fügte er schnell hinzu, „und das Konzert ist meistens besonders gut.” Er sah sie fragend an. „Wer hat dich eingeladen?”
Sie strich sich das Haar zurück und sah ihn forschend an.
„Du?”
„Das ist nicht nötig, Liebste. Als meine Begleiterin brauchst du keine Einladung. Hier hat dich wohl jemand in eine ganz bestimmte Loge eingeladen.”
„Aber wer würde das tun?” Sie wühlte in dem Poststapel und suchte den passenden
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