Skandal um Lady Amelie
doch nicht betragen, als wären sie schon verheiratet. Zu gern hätte er gewusst, was da genau zwischen den beiden war.
Eigentlich war Amelie Stephens Besuch sehr ungelegen gekommen; er hatte ihr Gespräch mit Lord Elyot unterbrochen, und seine Klagen hatten ihrem lebhaften Disput einen Dämpfer aufgesetzt. Mit Josiah hatte es solche halb zänkischen, halb zärtlichen Auseinandersetzungen nicht gegeben, bei denen Verlieren ebenso vergnüglich war wie Gewinnen. Mit eisiger Hand griff die Furcht an ihr Herz, wenn sie daran dachte, dass das bald Vergangenheit sein würde. Was hatte Lord Eylot über ihre Familie herausgefunden? Und warum bestand er trotzdem darauf, sie zur Gattin zu nehmen?
Das Gespräch zwischen Caterina und Lord Seton fand bald darauf statt. Die junge Dame hatte kaum eine Erinnerung an ihre Eskapade, und Seton vermied es, Einzelheiten ihrer Rettung zu erwähnen, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen.
Was zwischen ihnen vorging, erfuhr niemand; allerdings begleitete er sie anschließend in die Trinkhalle und führte sie ein wenig spazieren, sodass man weiterhin von freundschaftlichem Umgang ausgehen konnte.
Nur Amelie blieb nicht verborgen, welche Qualen die junge Dame durchmachte, denn während einer nachmittäglichen Ausfahrt mit dem schicken Phaeton erzählte Caterina ihr, wie freundlich und liebenswürdig Lord Seton sich verhalten habe, indem er darauf bestand, dass alle Schuld bei ihm lag, weil er zugelassen hatte, dass sie Hoffnungen hegte, die zu erfüllen er nicht in der Lage war.
Sie bat Amelie, in Bath bleiben zu dürfen, bis sie alle nach Richmond zurückkehrten, denn sie fand, wenn sie Hals über Kopf abreiste, sähe es aus, als ob sie Lord Setons Gegenwart nicht ertragen könnte.
Amelie allerdings wurde später heftig getadelt, weil sie, nur von einem jungen Stallburschen begleitet, gewagt hatte, den Phaeton ganz allein den steilen Hügel hinan und wieder hinunter zu lenken. „Was hätte der Bursche schon ausrichten können?“, fragte Lord Elyot aufgebracht. „Hätte er etwa das Gefährt halten können, wenn es zurückgerollt wäre? Und ihr zwei Frauen auch nicht! Wirklich, man könnte denken, Sie wollten sterben!“
„Seien Sie nicht so theatralisch!“, fauchte sie, hoch aufgerichtet an ihm vorbeirauschend. „Ich bin unzählige Male bergauf und bergab gefahren, und steilere Hänge als diese hier! Was soll die Aufregung?“
„Mylord“, sagte Stephen, „wie sprechen Sie mit Lady Chester! Ich meine wohl …“
„Schon gut!“, warf Lord Elyot hin, während er Amelie, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf folgte. „Vergessen Sie nicht, was Sie sagen wollten.“ Er nahm sie beim Arm, schob sie gewaltsam in ihren Arbeitsraum und schloss die Tür hinter ihnen.
Sie setzte zu sprechen an, um weiteren Vorwürfen zuvorzukommen, doch er riss sie an sich, presste seinen Mund auf den ihren und küsste sie, bis ihr alle Worte abhandengekommen waren. Eine ganze Weile sprachen nur ihre Körper zueinander, denn es schien ihnen, als hätten sie sich schon verzweifelt lange nacheinander verzehrt, und Amelie wurde klar, dass sein Schelten nur ein Vorwand gewesen war, um sie allein für sich haben zu können.
„Du bist wie eine Droge“, flüsterte er, wobei er seine Lippen über ihren Hals wandern ließ. „Ich kann nicht genug von dir bekommen. Sag, wie werden wir ihn los?“
„Wen? Stephen?
„Ja, ich will mit dir schlafen.“
„Kannst du nicht warten?“
„Nein. Wie lange?“ Er schob ihr Haar zur Seite und küsste sie auf den Nacken.
„Bis heute Abend. Wir müssen wirklich miteinander reden. Es kann so nicht weitergehen, versteh das bitte.“
„An Reden dachte ich eigentlich nicht, mein Herzblatt. Aber du hast recht, wir müssen reden. Meine Eltern sind zurück in Richmond, und ich werde dich ihnen vorstellen, sobald auch wir wieder dort sind.“
„Nein … nein, genau darum geht es. So war es nicht vorgesehen, das war nicht unsere Abmachung, wie du genau weißt.“
„Du irrst dich. Es war von Anfang an so vorgesehen.“
„Von deiner Seite aus vielleicht. Aber … Mylord … hören Sie doch … bitte.“ Mühsam nach erklärenden Worten suchend, stemmte sie sich gegen ihn, der sie in seinen Armen gefangen hielt.
„Wir werden uns heute Abend unterhalten“, sagte er, „doch bis dahin bleibt alles, wie es war – zum größten Ärger deines Schwagers.“ Er grinste.
„Er war wirklich gut zu mir.“
„Und ich werde noch besser sein.“
„In
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