Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
deren Eskapaden immer wieder die Titelseiten zweifelhafter Klatschmagazine zieren.“
Schockiert über seinen scharfen Ton zuckte Natalia zurück. Dass sie seit Jahren als auserkorener Liebling der Yellow Press galt, war kein Geheimnis. Aber diese zweifelhafte Ehre von jemandem vorgehalten zu bekommen, dessen Familie einen denkbar schlechten Leumund besaß, ärgerte und frustrierte sie.
„Wenn Sie so sensibel auf Klatsch reagieren, sollten Sie Ihrer Familie vielleicht doch etwas mehr Aufmerksamkeit schenken“, riet sie mit einem beziehungsvollen Blick quer durch den Ballsaal, wo der zukünftige Schwiegervater des Prinzen viel zu laut über etwas lachte, das sonst niemanden zu belustigen schien. Direkt neben ihm war eine seiner Töchter in eine hitzige Diskussion mit einem anderen Gast verstrickt, während ihre platinblonde, kurvenreiche Schwester, die irgendetwas mit Reality-TV zu tun hatte, offensiv mit einem Mann flirtete, der mindestens doppelt so alt war wie sie.
Bens Miene blieb völlig gelassen. „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, finden Sie nicht?“
„Abgesehen von der Größe kann man unsere beiden Familien wohl kaum miteinander vergleichen.“
„Oho, Giftzange und Snob in einem Körper vereint …“
Schockiert riss Natalia die Augen auf. So hatte noch niemand mit ihr zu sprechen gewagt, und das auch noch innerhalb der Palastmauern! „Für eine derartige Bemerkung könnte ich Sie hinauswerfen lassen.“
„Ist das eine Drohung?“
Es war eine Drohung, allerdings eine völlig nutzlose, da sich das Palastpersonal grundsätzlich bei ihren Eltern rückversicherte, wenn der Befehl nicht direkt von dieser Seite kam.
„Betrachten Sie es als Warnung“, murmelte sie und kniff die Brauen zusammen, als sie dafür nur ein leises Lachen erntete.
„Wenigstens besitzen Sie doch ein Fünkchen Verstand.“
„Und Sie keine Manieren!“
Um Bens Mund zuckte es schon wieder verdächtig. „Steine …“, erinnerte er Natalia mit seidenweicher Stimme, „… Glashaus?“
Anstatt ihn erneut daran zu erinnern, dass sie von königlicher Geburt war, oder ihn wenigstens gegen das Schienenbein zu treten, beschloss Natalia, die Taktik zu wechseln. „Also, was hält Sie über heute Abend hinaus noch auf Santina fest?“
Ben stutzte kurz und entschied sich dann offenbar, auf ihren höflich neutralen Ton einzugehen. „Ich will hier auf der Insel ein Sportcamp für benachteiligte Kinder und Jugendliche errichten.“
Alles hatte Natalia erwartet, nur das nicht. „Wie nobel von Ihnen!“
„Danke.“
„Ich nehme an, Sie hoffen, hier den nächsten David Beckham zu finden? Und ganz nebenbei ein bisschen Provision einzuheimsen?“
Augenblicklich war jede Verbindlichkeit aus seiner Miene verschwunden. „Wenn Sie damit andeuten wollen, dass ich dieses Camp als Talent-Pool betrachte, um finanziellen Nutzen daraus zu schlagen, irren Sie sich gründlich.“
Natalia lachte spöttisch. „Ach, kommen Sie, Mr Jackson! Sie wollen doch nicht wirklich behaupten, aus reiner Wohltätigkeit Wochen oder sogar Monate damit zu verbringen, Ihr kleines Camp zu betreiben?“
„So seltsam Ihnen das auch erscheinen mag, Euer Hoheit , genau so ist es.“
Ungläubig schüttelte Natalia den Kopf. „Selbst wenn Sie kein Talentsucher sein sollten, gegen Publicity haben Sie als gewiefter Geschäftsmann doch sicher nichts einzuwenden, oder?“
„Heißt es nicht, gar keine sei auf jeden Fall schlecht? Obwohl, in Ihrem Fall …“
Angesichts eines wenig schmeichelhaften Fotos, das sie gerade erst beim Verlassen eines Nachtclubs gegen vier Uhr morgens gezeigt hatte, und zwar in Begleitung zweier international bekannter Jetset-Playboys, schwieg Natalia lieber. Ein steifnackiger Typ wie Ben Jackson fand das bestimmt schockierend.
„Auf jeden Fall wird die öffentliche Aufmerksamkeit, die man einem Jugendclub auf dieser kleinen Insel zollt, wahrscheinlich weder meine Geschäfte noch meine Finanzen spürbar beeinflussen“, fuhr er fort, da keine Reaktion kam.
Ob diese lässige Missachtung der internationalen Bedeutung des Inselkönigreichs Santina sie belustigen oder empören sollte, wusste Natalia nicht. Vielleicht etwas von beidem. Ihre Mutter wäre garantiert in Ohnmacht gefallen. „Nun, da Sie offenbar so vertraut mit der Yellow Press sind, werden Sie die notwendigen Informationen schon in die richtigen Kanäle lenken.“
Ben Jackson starrte sie einen Moment stumm an, lange genug, dass Natalia sich
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