Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
erinnerte König Eduardo seine Tochter kalt. „Du hast ihnen gegenüber eine Verpflichtung.“
„Ihnen Fußball beizubringen?“ Natalia wusste sehr wohl, dass sich die Pflichten ihrer Eltern den Bürgern von Santina gegenüber durchaus in Grenzen hielten – ab und zu eine gesetzte Rede oder ein royales Handwedeln hinter den getönten Scheiben der königlichen Limousine, und das war es auch schon.
Der entnervte Blick, mit dem ihr Vater sie musterte, verursachte ihr Unbehagen. Allein, dass er sie an einen Ort zitiert hatte, der nicht für Gespräche im Familienkreis, sondern für Bürger gedacht war, die ihrem König wichtige Petitionen vorlegen wollten! Wie ein Bittsteller stand sie vor ihm und fühlte sich schrecklich im Nachteil.
„Natalia, ich bin ganz ehrlich der Meinung, ein Praktikum könnte durchaus förderlich für dich sein und …“
„Förderlich?“
„Lass mich ausreden!“, forderte König Eduardo scharf, und Natalia biss sich von innen auf die Lippe. Ihren Vater zu verärgern, konnte sie sich momentan nicht leisten. „Ich befürchte, deine Mutter und ich haben viel zu lange die Zügel schleifen lassen, wenn ich an deinen ausschweifenden, extravaganten Lebensstil denke. Ich war durchaus gewillt, noch einmal beide Augen zuzudrücken. Doch seit Prinz Michel die Verlobung gelöst hat und das Königshaus Santina damit in ein mehr als unangenehmes Licht gerückt wurde, sehe ich mich gezwungen, drastischere Maßnahmen zu ergreifen.“
Obwohl Natalia fast an ihrem zurückgehaltenen Protest erstickte, wusste sie, dass sie die Geduld ihrer Eltern mit ihrem exzessiven Partyleben ziemlich strapaziert hatte. Natürlich übertrieben die Klatschblätter, was ihre nächtlichen Aktivitäten betraf. Doch in der Welt des konservativen Königspaars kam allein der Besuch eines Nachtclubs schon einem Sakrileg nahe.
Aber was hätte sie sonst unternehmen sollen, ohne richtige Ausbildung oder regelmäßige Arbeit? Außerdem lenkte es die Reporter von anderen Themen ab, wenn sie mit einer wilden Horde Nachtschwärmer unterwegs war, die immer neuen Stoff für oberflächlichen Klatsch lieferten.
„Tatsächlich habe ich mir überlegt, dass ein wenig positive Publicity uns nicht schaden kann“, kam ihr Vater auf den Punkt. „Es ist gut für dich und die Familie. Wenn ich an Sophia denke …“
„Sophia?“ Natalia horchte auf. „Was ist mit ihr?“
Sophia fiel doch niemals in Ungnade. Die Presse liebte sie, und ihr Vater hatte erst gestern Abend, auf Alex’ und Allegras Party, ihre Verlobung mit Prinz Rodriguez bekannt gegeben.
„Wie auch immer …“, brummte König Eduardo unbestimmt. „Auf jeden Fall halte ich die Sache mit dem Praktikum für eine ausgezeichnete Idee, und das habe ich Ben Jackson auch gesagt. Du fängst Dienstag an.“ Er wandte den Kopf, und Natalia erstarrte unter seinem kompromisslosen Blick. „Und versuch erst gar nicht, dich mir zu widersetzen, sonst bekommst du keinen Cent mehr, sondern stattdessen einen Bodyguard, der dafür sorgt, dass du deine Verpflichtungen einhältst.“
Instinktiv wusste sie, dass ihr Vater nicht fruchtlos drohte, so wie sie es gestern Abend gegenüber Ben Jackson getan hatte. Die Vorstellung, ohne Geld, dafür aber quasi mit einer Kugel am Bein zur Arbeit gezwungen zu werden, behagte ihr gar nicht. Bis eben war sie noch eine sorglose Prinzessin gewesen, die nichts mehr hasste als Regeln und Vorschriften. Und jetzt erwartete man von ihr, Königliche Pflichten wahrzunehmen, wodurch sie in Gefahr geriet, gut gehütete Geheimnisse zu lüften und sich womöglich bloßzustellen.
„Also gut, Vater“, sagte sie steif. „Ich werde mein Bestes geben und versuchen, dir und dem Hause Santina keine Schande zu machen.“
Eine Antwort erhielt sie darauf nicht, dafür aber wurde mit einer unmissverständlichen Geste entlassen. Hocherhobenen Hauptes rauschte sie aus dem Audienzsaal und blieb schwer atmend in der opulenten Eingangshalle stehen, wo ein halbes Dutzend livrierte Palastwachen stoisch diverse Rundbogentüren flankierten.
Nur mit Mühe gelang es Natalia, ihre Empörung und aufsteigende Panik in den Griff zu bekommen. Sie konnte unmöglich für Ben Jackson arbeiten! Allein der Gedanke machte sie krank und schnürte ihr die Kehle zu. Zu groß war die Gefahr, sich bis aufs Blut zu blamieren und einen Mann triumphieren zu sehen, der ihr schon allein ihrer Herkunft wegen nichts zutraute. Sie durfte sich auf keinen Fall verraten. Eine derartige Demütigung
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