Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
Snob, als den er sie von der ersten Sekunde an eingeschätzt hatte.
Er selbst wusste sehr gut, was harte Arbeit bedeutete, weil er es immer wieder versucht hatte. Er war gescheitert und aufgestanden, um wieder durchzustarten. Sein Vater mochte einst ein begnadeter Fußballer gewesen sein, doch sein Vermögen hatte Ben aus eigener Kraft gemacht. Er führte ein diszipliniertes Leben, weitab von den Skandalen seiner unkonventionellen Familie. Auch den Respekt, der ihm inzwischen entgegengebracht wurde, hatte er sich schwer erkämpfen müssen. Er wurde ihm nicht einfach gewährt, weil er Spross eines berühmten – in seinem Fall ebenso berüchtigten – Erzeugers war.
Ganz anders als Natalia von Santina. Und er wollte verdammt sein, wenn er der hochnäsigen Prinzessin gestattete, auf seinen Gefühlen und denen seiner kleinen Schützlinge herumzutrampeln!
„Warum wehren Sie sich eigentlich so vehement dagegen, eine Weile in meinem Sportcamp zu arbeiten?“, fragte er kühl. „Die Kinder sind meistens freundlich und wohlerzogen und können ein bisschen Spiel, Spaß und Zerstreuung gut gebrauchen. Vielleicht wird es für Sie, entgegen Ihrer Erwartung, sogar ganz vergnüglich.“
„Haben Sie überhaupt schon mal so ein Camp geleitet?“
„Einige sogar. Zum Beispiel in London und in Liverpool. Dies hier soll nur eines in einer Kette sein, die sich hoffentlich irgendwann über ganz Europa erstreckt.“
„Ziemlich ambitioniert, um nicht zu sagen größenwahnsinnig“, spottete Natalia.
Ben zuckte nur lässig mit den breiten Schultern. „Na und? Was ist dagegen einzuwenden?“
Sie starrte ihn aus grüngoldenen Augen an, und wieder glaubte er, so etwas wie Furcht in ihnen aufflackern zu sehen. „Ich verstehe absolut nichts von Fußball.“
„Ich will Sie ja auch nicht als Trainer einstellen.“
Sekundenlang blieb es ganz still. Plötzlich empfand Ben sogar etwas wie Sympathie für die widerspenstige Prinzessin. Sie fühlte sich in der Falle, das war nicht zu übersehen. Selbst er war überrascht gewesen, wie bereitwillig König Eduardo auf seinen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag eingegangen war. Irgendwie hatte es ihm sogar Unbehagen eingeflößt. Natalia mochte verwöhnt, snobistisch, eitel, ja vielleicht sogar nutzlos sein, blieb aber doch seine Tochter. Und König Eduardo sprach von ihr, als wäre sie für ihn nur eine Belastung und Auslöser für Peinlichkeit und Ärger.
„Was müsste ich also tun?“, fragte sie zu seiner Überraschung.
Triumph und widerwillige Bewunderung hielten sich bei Ben die Waage. Dieses Mädchen hatte Courage. Und Stolz … davon allerdings etwas zu viel.
„Alles, was anliegt. Zum Beispiel Büroarbeit und …“
„Büroarbeit?“
Lag da Panik in ihrer Stimme? Ben runzelte die Stirn. „Tatsächlich starten wir erst in sieben Tagen, wenn in Santina die Schulferien beginnen. Bis dahin helfen Sie uns bei den Vorbereitungen für das mehrwöchige Sommercamp.“
Er wies mit dem Kinn in Richtung des Vorzimmers, in dem emsig gewerkelt wurde. Zumindest bis Prinzessin Natalia wütend hereinstürmt war und die gesamte Mannschaft in eine Schockstarre versetzt hatte.
„Sie mögen vielleicht keine dreihundert Anschläge pro Minute tippen können, aber einen Fotokopierer zu bedienen oder Briefe und Dokumente abzulegen, dürfte Sie wohl kaum überfordern“, neckte Ben und wartete auf ein erleichtertes Lächeln. Doch nichts geschah. Außer dass Natalia ihn stumm anstarrte und schließlich etwas steif den Kopf senkte, was er als zustimmendes Nicken interpretierte.
„Wir könnten die Wette ausweiten“, entschlüpfte es ihm spontan. „Wenn Sie es die gesamten dreißig Tage hier aushalten …“
„Dreißig Tage?“ Ihr Entsetzen war nicht gespielt.
„Einen Monat, ja.“
„Danke, Mr … Ben! Rechnen kann ich auch!“
„Lesen und Rechnen also. Sie sind ja eine richtige Intelligenzbestie.“
Darauf sagte sie nichts, doch in der Tiefe ihrer Augen glomm ein seltsamer Funke. Abneigung? Vermutlich, aber was er sah, war stärker. Widerwillen? Hass? Nur warum? Hatte er sie verletzt, ohne es zu wollen?
„Wenn Sie es einen Monat lang mit mir aushalten, was der Vorschlag Ihres Vaters war und nicht meiner, wie ich betonen möchte, gilt unser abgemachter Einsatz. Ich werde einen ganzen Tag lang willig zu Ihrer Verfügung stehen.“
Noch gestern Abend war ihm die Vorstellung völlig absurd und undurchführbar erschienen, inzwischen war er regelrecht neugierig darauf, wie der Tag wohl
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