Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
sich lebhaft vorstellen: Wilde Partyprinzessin spielt milde Wohltäterin …
Niemand würde ihre Arbeit ernst nehmen oder sie gar dafür bewundern, egal was sich ihre Mutter von diesem Einsatz erhoffte. Der Liebling der Presse war stets Sophia gewesen, und selbst Carlotta hatten die Journalisten ihre Sünden verziehen, nachdem sie Reue gezeigt hatte.
Und sie selbst? Als unverbesserliches, pflichtvergessenes Partygirl garantierte sie hohe Auflagen, weshalb auch kein Journalist auf die Idee gekommen wäre, an diesem Image zu kratzen.
Genau wie Ben Jackson, der offensichtlich auch nur auf ihr Versagen wartete.
Natalia straffte die Schultern und betrat das Bürogebäude. Gleich heute wollte sie ihm das Gegenteil beweisen und ihm ganz nebenbei das Leben zur Hölle machen.
„Sie kommen zu spät“, stellte Ben mit einem missbilligenden Blick auf sein Handgelenk fest. „Zehn Minuten nach der vereinbarten Zeit, Prinzessin .“
„Nennen Sie mich doch Natalia“, schlug seine neue Praktikantin vor und lächelte huldvoll. „Oder, wenn Ihnen das lieber ist, Euer Hoheit .“
„Der Umgangston hier im Büro ist eher leger. Darum wird Sie jeder mit dem Vornamen anreden.“
Natalia schaute kurz zu den zwei Frauen und dem jungen Mann hinüber, die sie mit offenem Mund anstaunten und jetzt hastig den Blick senkten.
„Nebenbei, Pünktlichkeit ist oberstes Gebot für alle “, fuhr Ben fort.
„Aber natürlich …“, wandte Natalia sich wieder mit süßem Lächeln ihrem neuen Boss zu. „Es ist nur so, dass ich Mühe hatte, der Presse zu entkommen, die mir vor dem Palast aufgelauert hat. Und diesmal waren sie nicht meinetwegen gekommen, wie ich betonen möchte.“ Graziös zog sie ihren Designer-Trenchcoat aus und sah sich auffordernd um. Die Frau hinter dem Empfangstresen sprang augenblicklich auf, um ihr den Mantel abzunehmen und wegzuhängen.
„Um Ihre Garderobe kümmern Sie sich gefälligst selbst!“, sagte Ben gereizt.
In milder Akzeptanz neigte Natalia den Kopf. Ihr neuer Boss ertrug es offenbar nicht, wenn sie die Prinzessin gab. Dabei hatte sie ihn nicht einmal bewusst provozieren wollen, sondern war es einfach gewohnt, dass man um sie herumtanzte und ihr alles abnahm, wo auch immer sie auftauchte. Doch hier galten offenbar andere Regeln.
Allein der Blick, mit dem er ihr sorgfältig zusammengestelltes Outfit musterte, sprach Bände. Dabei hatte sie sich ehrlich Mühe gegeben und ihr Arbeits-Shirt mit einem mattgrauen Bleistiftrock, dem passendem Cardigan, schwarzen High Heels und einem breiten Ledergürtel zu einem stylischen Ensemble kombiniert.
Alle anderen im Büro hatten Jeans zum T-Shirt an, außer Ben, der einen nüchternen Geschäftsanzug trug. Er wirkte distinguiert, fast gelangweilt, nur der Blick seiner ausdrucksvollen Augen sagte etwas anderes. Hinter der coolen, arroganten Fassade schienen vielfältige Emotionen zu brodeln.
Natalia hörte zu, wie er sein Personal briefte: Francesca, eine kompetent erscheinende junge Frau Ende zwanzig, Mariana, eine korpulente Matrone in den Vierzigern, und Fabio, einen schüchternen Jüngling, der heftig errötete, als er dem Neuankömmling Hallo sagte. Alle stammten von der Insel, waren mehrsprachig und wussten sehr wohl, wen sie vor sich hatten.
Natalia begrüßte sie freundlich und fragte sich, was ihre neuen Kollegen wohl über sie dachten. Auf ihren Gesichtern hielten sich Ehrfurcht und Skepsis die Waage. Auch sie lasen natürlich einschlägige Klatschblätter, doch was sie davon für bare Münze nahmen, konnte sie nicht wissen. Und im Grunde war es ihr auch egal.
„So, ihr fangt schon mal an, und Sie kommen mit mir“, schloss Ben seine Instruktionen.
„Hat mich sehr gefreut, Sie alle kennenzulernen“, verabschiedete Natalia sich mit freundlichem Lächeln und folgte ihrem Boss.
„Dieses Prinzessinnending stellen Sie mal gleich wieder ab“, knurrte er, kaum dass die Tür hinter ihnen zu war.
„Aber ich bin eine Prinzessin!“
„Sie wissen genau, was ich meine, Euer Hoheit . Solange Sie hier arbeiten, sind Sie eine meiner Angestellten, wie die anderen auch.“
„Praktikantin“, korrigierte Natalia ihn zuckersüß. „Außerdem bin ich nur höflich.“
„Sie führen sich auf, als wäre es eine außerordentliche Gnade, dass Sie uns mit Ihrer Anwesenheit beehren“, monierte Ben scharf.
„Oh, verstehe. Sie möchten also, dass ich mich Ihrem Ton anpasse?“
„Ich verlange nicht mehr, als dass Sie sich … normal benehmen.“
„Aber das
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