Skandal
dir zu erlauben, daß du dich weiterhin um die geschäftlichen Angelegenheiten der Faringdons kümmerst.«
Emily zog die Stirn in Falten. »Von einer solchen Entscheidung habe ich nichts gehört. Ich glaube nicht, daß du ihn richtig verstanden hast, Papa. Wie ich schon sagte, wird er zweifellos gewisse Einschränkungen machen, was eure finanzielle Maßlosigkeit angeht, aber er würde euch nicht aufs trockene setzen.«
»Was für ein albernes und naives kleines Gänschen du doch bist, mein Kind.« Broderick schüttelte den Kopf und stand dann auf und breitete die Arme aus. »Das könnte das letzte Mal sein, daß ich dein süßes Gesicht sehe. Komm her und gib deinem Papa einen Abschiedskuß. Behalte mich und deine Brüder gut in Erinnerung, Emily. Wir haben dich wirklich gern gemocht.«
Emily geriet allmählich in Sorge. »Papa, ich möchte wirklich, daß du aufhörst, solchen Unsinn zu reden.«
»Auf Wiedersehen, mein Liebes. Ich wünsche dir ein glückliches Leben, aber ich fürchte, du bist zum Untergang verdammt wie der Rest deiner Sippe.«
»Du hast das alles falsch verstanden, Papa.« Emily ließ sich voller Unbehagen noch einmal von ihrem Vater umarmen. »Ich würde niemals einwilligen, mich für immer von meiner Familie trennen zu lassen. Das weißt du doch. Und Simon würde niemals auf so etwas beharren.«
Broderick drückte sie fest an sich, als rechnete er wahrhaft nicht damit, sie je wiederzusehen. Dann ließ er sie los, um aus zusammengekniffenen Augen auf sie herunterzuschauen. »Emily, wenn du wirklich vorhast, uns nicht im Stich zu lassen...«
»Selbstverständlich werde ich euch nicht im Stich lassen«, versicherte sie ihm impulsiv. »Ich habe dich und die Zwillinge doch lieb, Papa. Das wißt ihr doch selbst.«
»Wenn das dein Ernst ist und wenn du die Absicht hast, uns gegenüber deine Pflicht zu erfüllen, dann müssen wir ein paar praktische Regelungen treffen«, sagte Broderick eilig. »Wir müssen eine Möglichkeit ersinnen, wie du weiterhin unsere Angelegenheiten regeln und Davenport Anweisungen zukommen lassen kannst. Darüber habe ich mir schon einige Gedanken gemacht, und ich glaube, die einfachste Art, das Problem zu lösen, besteht darin, daß wir abmachen, wie wir uns regelmäßig heimlich treffen.«
»Uns heimlich treffen?«
»Ganz genau. Hör gut zu. Entweder ich oder einer der Zwillinge wird einen Weg finden, dich zweimal monatlich zu kontaktieren. Bei den Gelegenheiten kannst du Anweisungen an Davenport weiterleiten. Wir werden natürlich außerordentlich diskret vorgehen müssen, aber ich glaube, das läßt sich machen, insbesondere wenn du in der Stadt bist. Dort haben wir viel mehr Gelegenheit, mit all den Parkanlagen und Theatern und den Vergnügungsparks.«
»Aber, Papa...«
»Mach dir keine Sorgen, Emily. Es wird schon alles klappen«, sagte Broderick fröhlich. »Blade wird zwangsläufig sehr bald das Interesse an dir verlieren. Das Notwendige hat er getan, und schließlich bist du ja nicht direkt sein Typ, stimmt’s? Er sieht in dir nur ein Mittel zum Zweck.«
»Zu welchem Zweck?« fragte sie.
»Was fragst du noch? Die Faringdons vollständig auszurotten. Aber wir werden es ihm zeigen. Du wirst bald feststellen, daß du eine Menge Zeit für dich allein haben wirst, und das kommt unseren Plänen sehr entgegen, nicht wahr? Dann wird alles wieder genauso sein wie vorher, ehe er aufgetaucht ist.«
Emily machte den Mund auf, um ihrem Vater zu sagen, daß ihre Beziehung zu Simon weit tiefer war, als er sich vorstellen konnte, aber ehe sie es erklären konnte, wurde sie von Blade persönlich unterbrochen.
Sie starrte ihn voller Erstaunen an, als er lässig um die hohe Hecke herumgeschlendert kam. Dann strahlte sie. »Ausgezeichnet, daß du wieder zurück bist, Simon. Vielleicht können wir dieses Mißverständnis jetzt gleich klären.«
Simon schenkte ihr keinerlei Beachtung, und seine Augen funkelten kalt, als er ihren Vater musterte. »Ich habe schon geahnt, daß Sie früher oder später auftauchen werden, Faringdon. Sie sind wohl gekommen, um sich liebevoll von Ihrer Tochter zu verabschieden, oder nicht?«
Der Earl wirkte in seiner Reitkleidung sehr groß und furchteinflößend. Seine Schultern waren unter der enganliegenden Jacke breit und kräftig, und seine Hose betonte, wie muskulös sein schlanker Körper war. Er hieb sich lässig mit der Reitpeitsche auf die Spitzen seiner blitzblanken schwarzen Stiefel, während er Emilys Vater geringschätzig
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