Skandal
schöne Hochzeit, meinst du nicht auch? Alle aus der Nachbarschaft waren da, und sie schienen sich alle für mich zu freuen.«
»Ja, Blade hat dich ganz schön auf Trab gehalten, nicht wahr?« stimmte Broderick ihr finster zu. »Er hat dafür gesorgt, daß du keinen Moment lang Ruhe hattest, das muß ich schon sagen. Du solltest immerzu tanzen und trinken und mit Gästen reden, damit du nicht einmal merkst, daß er deine Familie von hier fortschickt. Und jetzt bin ich gezwungen, mich wie ein Dieb durch die Nacht zu schleichen, damit ich mich von meiner einzigen Tochter verabschieden kann.«
Emily legte den Kopf schief. »Er hat euch fortgeschickt? Wovon auf Erden sprichst du, Papa?«
Broderick schüttelte erbittert und traurig den Kopf. »Mein armes, unschuldiges kleines Mädchen. Du hast immer noch keine Ahnung, worauf du dich eingelassen hast, oder?«
»Papa, mach dir um mich keine Sorgen, ich bitte dich darum. Ich weiß genau, was ich tue, und ich bin mit meiner Heirat zufrieden.«
Broderick bedachte sie mit einem scharfen Blick. »Wirklich? Ich frage mich, wie lange du damit zufrieden sein wirst. Ich vermute, der Schaden ist so oder so schon geschehen, was? Blade läßt bestimmt keinen Trick aus.«
»Welcher Schaden? Papa, ich wünschte, du würdest dich deutlicher ausdrücken.«
Broderick beäugte sie versonnen, und ein Hoffnungsschimmer trat in seine Augen. »Es besteht doch wohl kaum die Hoffnung, daß Blade dich letzte Nacht in Ruhe gelassen hat, oder? Eine Chance, die Ehe zu annullieren?«
Emilys Gesicht flammte auf. »Meine Güte, Papa, wie kannst du nur so etwas sagen?«
»Jetzt hör aber auf. Das ist jetzt nicht der rechte Zeitpunkt für ein jungfräuliches Erröten. Hier geht es ums Geschäft.« Brodericks Ausdruck war jetzt noch hoffnungsvoller. »Sag mir nur die Wahrheit, Mädchen. Bist du noch unberührt? Denn wenn du es bist, dann ist es noch nicht zu spät. Wir könnten dafür sorgen, daß die ganze Geschichte doch noch umgestoßen wird.«
»Also wirklich, Papa.« Emilys Verlegenheit kippte in Gereiztheit um. Sie richtete sich zu einer stolzen Haltung auf. »Ich denke gar nicht daran, die Ehe annullieren zu lassen. Ich bin sehr glücklich verheiratet.«
»Verdammt noch mal. Dann besteht keine Hoffnung mehr.«
»Keine Hoffnung worauf? Was willst du damit sagen?«
Broderick seufzte dramatisch. »Das ist das Ende, mein liebstes
Kind. Verabschiede dich von deinem liebenden Papa, denn du wirst ihn nie Wiedersehen.«
»Sei doch nicht albern. Natürlich werden wir einander Wiedersehen. Simon und ich werden nach unseren Flitterwochen nach London gehen. Ich werde reichlich Gelegenheit dazu haben, mich mit dir und den Zwillingen zu treffen. Höchstwahrscheinlich bekomme ich dort mehr von euch zu sehen, als es hier der Fall war. Schließlich seid ihr drei nur hierher zu Besuch gekommen, wenn ihr eine Pechsträhne an den Spieltischen hattet.«
»Nein, Emily. Dir ist immer noch nicht klar, was für ein Ungeheuer du geheiratet hast. Blade ist entschlossen, dafür zu sorgen, daß du nie wieder etwas mit deiner Familie zu tun hast.«
»Du mißverstehst ihn, Papa«, sagte Emily eilig. »Es ist wahr, daß er darauf bestanden hat, die St. Clair Hall für sich haben zu wollen, und es stimmt auch, daß er damit gedroht hat, mich von euch fernzuhalten, um seine Forderung damit zu bekräftigen. Aber er hat sein Ziel erreicht. Es ist Gerechtigkeit geübt worden.«
Broderick ließ sich matt auf den Rand des Brunnens sinken. »Du kennst ihn nicht, Emily. Die Aneignung des Hauses war erst der Anfang. Er wird nicht eher ruhen, bis er die Faringdons restlos vernichtet hat.«
»Papa, wenn du dir Sorgen um die Finanzen machst«, setzte Emily zaghaft an, »dann ist das überflüssig. Ich bin ganz sicher, daß Blade sich jetzt mit seiner Rache zufriedengeben wird. Vielleicht wird er es nicht billigen, daß ich für maßlose Ausgaben von eurer Seite aufkomme, aber er wird sicher keine Einwände dagegen haben, daß ich weiterhin eure geschäftlichen Angelegenheiten abwickele.«
»Ah, mein Unschuldslamm. Du begreifst ganz einfach den Charakter der Bestie nicht, von der du dich zu einer Heirat hast überlisten lassen. Auch ich habe die Hoffnung gehegt, er würde uns so weitermachen lassen wie bisher. Das war der einzige Grund, aus dem ich in sein Angebot eingewilligt habe. Aber gestern, nachdem er dich fest an sich gekettet hatte und sich in Sicherheit wiegen konnte, hat er mir gesagt, er hätte nicht die Absicht,
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