Skelett
notorischer Weiberheld ist. Als ich Lucinda den Ring gezeigt habe, hat sie ihn als den von Lee identifiziert.«
»Dann fehlt uns eigentlich nur noch die Identifikation der männlichen Leiche aus dem Dartmoor«, sagte Paula.
»Könnte das vielleicht dieser Ken von der Liste sein?«
»Gut möglich«, meinte Tweed.
»Was Christine und Jackson verbindet, ist Anne Barton«, überlegte Paula weiter. »Aber eine zierliche Frau wie sie kann doch unmöglich in diesen Fällen die Mörderin sein. Dazu ist sie nicht kräftig genug.«
»Täuschen Sie sich da mal nicht«, sagte Tweed. »Als wir in ihrer Wohnung waren, konnte ich beobachten, wie sie einen schweren Stuhl mit Rückenlehne einfach so hochgehoben hat, als wäre er aus Balsaholz.«
Er verstummte, weil die Wirtin in die Gaststube zurückkehrte. Er zahlte, wobei er ihr ein großzügiges Trinkgeld gab, und stellte dann wie beiläufig seine Fragen.
»Eigentlich wollten wir den Mann besuchen, dem das Hausboot unten am Fluss auf der anderen Seite der Brücke gehört. Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen?«
»Nein, habe ich nicht. Aber mein Mann hat irgendwann mal spätnachts Licht auf dem Boot bemerkt.«
»Können Sie mir sagen, wann das war?«
»Das dürfte so drei, vier Monate her sein …« Sie verstummte, weil die Tür aufging.
Es war Chief Superintendent Buchanan. Er zog sich einen Stuhl an den Tisch und nahm Platz.
»Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, Tweed«, sagte er. »Und ich habe meine komplette Mannschaft dabei. Ein Krankenwagen trifft demnächst ein, aber wir dürfen die Leiche noch nicht anrühren. Saafeld ist bereits auf dem Weg hierher, und Sie wissen ja, dass er in diesem Punkt keinen Spaß versteht.«
»Sie sollten den Fluss auf der Steuerbordseite des Bootes absuchen. Ich habe dort etwas im Wasser treiben sehen. Es kam mir vor wie ein Ausweis oder etwas Ähnliches. Übrigens: Bei der Leiche handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen gewissen John Jackson, einen Privatdetektiv.«
»Jackson!«, rief Buchanan entsetzt. »Der war früher mal Inspektor bei uns am Yard. Ich mochte ihn, hat hervorragende Arbeit geleistet. Leider hat er den Dienst quittiert, obwohl ich ihn gebeten habe, es nicht zu tun. Er hatte den ständigen Papierkrieg gründlich satt und wollte lieber auf eigene Rechnung arbeiten, was ich auch irgendwie verstehen kann. Aber jetzt sollte ich mich langsam um die Untersuchung des Tatorts kümmern. Entschuldigen Sie mich bitte.«
»Wir fahren wieder zurück nach London. Sie halten uns doch auf dem Laufenden, was diesen Fall betrifft, nicht wahr?«
»Ist doch Ehrensache«, erwiderte Buchanan.
Tweed und Paula hatten erst eine kurze Strecke auf der M3 in Richtung London zurückgelegt, als ihnen Saafeld in seinem Rolls-Royce entgegenkam. Als der Gerichtsmediziner Tweeds Wagen erkannte, hupte er zur Begrüßung.
»Buchanan und seine Leute waren aber schnell vor Ort«, sagte Paula.
»Wahrscheinlich sind sie mit Blaulicht und Sirene die Autobahn entlanggebraust. Zum Glück herrscht jetzt kein Berufsverkehr.«
»Wohin fahren wir zuerst?«
»Zurück in die Park Crescent. Mal sehen, ob es etwas Neues gibt, obwohl ich das eigentlich bezweifeln möchte.«
Tweed sollte sich täuschen.
»Ich habe mir inzwischen mal Abel Gallaghers düstere Lebensgeschichte zu Gemüte geführt«, sagte Newman zur Begrüßung.
»Wieso düster?«
Monica saß vor ihrem Computer und hämmerte auf die Tastatur ein. Butler saß in einem Sessel und fingerte an einer Handgranate herum. »Das Ding ist doch hoffentlich nicht scharf, oder?«, fragte Paula.
»Und ob es das ist«, feixte er.
Als Tweed sich hinter seinem Schreibtisch niederließ, blickte Pete Nield kurz vom Londoner Stadtplan auf, in den er sich vertieft hatte.
»Wie ich sehe, sind Sie wieder vom Champton Place zurück«, sagte Tweed. »Wie geht es Anne Barton?«
»Sie erholt sich überraschend schnell. Irgendwie habe ich fast den Eindruck, dass sie ihrer Schwester doch nicht so nahe stand, wie sie immer sagt. Im Gegenteil, sie scheint sie sogar als ziemlich dominant empfunden zu haben. Als ihr das im Gespräch herausgerutscht ist, hat sie versucht, es zu überspielen.«
»Seltsam«, sagte Tweed nachdenklich. »Diesen Eindruck hatte ich überhaupt nicht. Aber Sie waren natürlich viel länger bei ihr als ich.«
»Ja, wir haben uns gut verstanden«, antwortete Nield.
»Da wird ein Mensch einfach lockerer und erzählt einem mehr.«
»Und außerdem kann keine Frau
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