Skelett
Petes Charme widerstehen«, spöttelte Butler.
»Hier spricht der pure Neid«, entgegnete Nield.
»Dürfte ich jetzt vielleicht mal erzählen, was ich über Abel Gallagher herausgefunden habe?«, warf Newman ein. »Also: Er ist alles andere als ein freundlicher Bursche. In der Schule war er der Anführer einer Gang, die ihre Mitschüler verprügelt hat. Nach der Schule ist er dann bei der Militärpolizei eingetreten, der schlimmsten Einheit in der Armee. Dort erwarb er sich als Ausbilder einen üblen Ruf und wurde schließlich zum Sergeanten befördert und diente als Quartiermeister. Bei den Rekruten galt er als ein ganz schlimmer Schleifer, der einen gnadenlos über den Kasernenhof gescheucht hat.«
»Was für ein unangenehmer Zeitgenosse«, sagte Paula.
»Schließlich musste er den Dienst quittieren, weil er einige seiner Opfer besonders sadistisch schikaniert hat. Nach seiner Entlassung heuerte er bei der großen Sicherheitsfirma Medford an. Wenn er sich einen Vorteil davon verspricht, kann er ganz schön katzbuckeln, und so hat er prompt Karriere gemacht, indem er seinen Kollegen ständig in den Rücken gefallen ist. Als sein Vorgesetzter in Pension ging, erhielt er dessen Spitzenjob, und von diesem ist er dann zur Special Branch gegangen. Er soll mächtige Gönner in der Politik haben.«
»Der scheint ja ein echtes Herzchen zu sein«, sagte Paula.
»Und man sagt ihm nach, dass er bei Frauen gut ankommt«, fügte Newman hinzu.
»Klingt so, als wäre er zu allem fähig«, sagte Tweed. »Vielleicht auch zu grauenvollen Morden.«
»Meinen Sie, dass er als Verdächtiger in unseren Mordfällen infrage kommt?«, sagte Paula. »Aber was wäre dann sein Motiv?«
»Es geht um Geld«, sagte Tweed nachdenklich. »Da bin ich mir ganz sicher, ob Gallagher nun der Täter ist oder nicht.«
»Das passt doch«, warf Butler ein. »Wir wissen, dass er einem Buchmacher eine Riesensumme schuldet.«
»Trotzdem löst das nicht unser eigentliches Problem«, sagte Tweed. »Wir müssen eine Verbindung zwischen den Opfern finden. Buchanan glaubt zwar immer noch, dass der Täter ein irrer Psychopath ist, aber ich meine, es steckt mehr dahinter. Etwas Grauenvolles, Bedrohliches.«
Tweed sah, dass Monica ihm aufgeregt zuwinkte und auf den Telefonapparat vor sich deutete.
»Wer ist es denn?«, fragte Tweed irritiert.
»Drago Volkanian will mit Ihnen sprechen.«
Die Männerstimme am anderen Ende der Leitung klang klar und sonor und kein bisschen herrisch. Eine Stimme mit Charakter.
»Mr Tweed, wir müssen uns unbedingt treffen. Was den Termin anbelangt, da richte ich mich ganz nach Ihnen. Würde Ihnen vielleicht morgen Nachmittag passen? In der Jermyn Street?«
»Vielleicht könnten Sie mir zuerst verraten, worum es geht.«
Volkanian lachte herzhaft. »Ich schätze Sie als einen Mann von außergewöhnlicher Intelligenz und Einsicht, Sir. Das können Sie mir glauben, ich schmeichle nämlich nie. Als jemand, der tagtäglich von Speichelleckern umgeben ist, weiß ich, wie widerlich plumpe Schmeicheleien sind.« Wieder lachte er dröhnend. »Und noch etwas. Ich habe gerade mitbekommen, dass Ihre Sekretärin meinen Namen in die Gegend gerufen hat. Könnten Sie das in Zukunft bitte unterbinden? Ich möchte nicht, dass irgendein Unerwünschter erfährt, dass ich Sie angerufen habe und wir uns treffen.«
»Ich werde es ihr sagen«, entgegnete Tweed.
»Dafür bin ich Ihnen zu Dank verpflichtet, Sir. Und nun sage ich Ihnen die Adresse, an der ich Sie erwarte. Sie lautet Jermyn Street Nummer 490. Das ist noch ein Stück hinter der Parfümerie Floris, die Sie bestimmt kennen. Wie wäre es mit nachmittags um vier Uhr? Wenn es Ihnen nicht passt, können wir …«
»Doch, das passt mir wunderbar«, fiel Tweed ihm ins Wort.
»Ich weiß Ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit sehr zu schätzen, Mr Tweed. Und bringen Sie doch bitte Ihre Assistentin Miss Grey mit. Sie können sich glücklich schätzen, diese bemerkenswerte Frau zur Mitarbeiterin zu haben.« Wieder ein sonores Lachen. »Gut, dann sehen wir uns also morgen um vier. Und passen Sie auf sich auf. Wir leben in einer gefährlichen Welt.«
Noch bevor Tweed etwas antworten konnte, hatte Volkanian die Verbindung unterbrochen. Tweed legte den Hörer auf die Gabel und schaute nachdenklich hinauf zur Zimmerdecke. Es war lange her, dass er eine Stimme gehört hatte, die eine derart kraftvolle, gleichzeitig aber auch kultivierte Ausstrahlung besaß.
Seit zehn Minuten sah Paula nun
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