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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Tweed schon zu, wie er langsam im Büro auf und ab ging. Manchmal blieb er stehen, um durch eines der Fenster auf den Regent’s Park hinauszusehen. Inzwischen war es dunkel geworden, und unten schimmerte das Licht der Straßenlaternen auf dem regennassen Pflaster. Menschen mit Regenschirmen eilten in Richtung Bahnhof, und die Straßen waren mit Bussen und Pkws verstopft. Jeden Tag zur Rushhour kam der Verkehr in der Innenstadt fast völlig zum Erliegen.
    Paula wusste, warum ihr Chef so ruhelos vor den Fenstern umhertigerte: Tweed rang um eine Entscheidung.
    Auf einmal ging die Tür auf, und Marler kam herein. Er trug einen beigefarbenen Anzug, den Paula noch nie an ihm gesehen hatte. »Schick«, sagte sie bewundernd, als er vor ihr stehen blieb.
    »Für dieses Kompliment lade ich Sie heute Abend in den Savoy-Grill ein«, sagte Marler.
    »Daraus wird wohl nichts werden«, mischte sich Tweed in das Gespräch. »Ich brauche Sie nämlich. Und zwar beide.«
    Er setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und ließ den Blick über seine Mannschaft schweifen. Jetzt ist es so weit, dachte Paula. Er hat eine Entscheidung getroffen.
    »Uns läuft die Zeit davon«, begann Tweed. Seine Stimme klang rau und entschlossen. »Sie alle wissen genau, dass es mit jedem Tag, der ungenutzt verstreicht, immer unwahrscheinlicher wird, dass wir diesen Serienmörder zu fassen kriegen. Professor Saafeld hat mir noch einmal bestätigt, dass die bisher aufgefundenen Leichen alle vor drei bis vier Monaten ermordet wurden. Deshalb müssen wir handeln, und zwar rasch. Ich werde nun jedem von Ihnen einen Verdächtigen zuteilen, den Sie dann hochnotpeinlich zu diesem Fall befragen werden. Falls jemand sich weigert, mit Ihnen zu sprechen, zeigen Sie ihm Ihren SIS-Ausweis. Lassen Sie sich auf keinen Fall abwimmeln. Newman, Sie übernehmen Larry Voles, den Leiter der Verkaufsabteilung von Gantia.«
    »Ist der denn noch nicht vernommen worden?«, fragte Newman.
    »Nicht offiziell. Ziehen Sie alle Register, und seien Sie nicht zimperlich mit ihm. Monica wird Ihnen - wie allen anderen auch - eine Kopie meines Berichts an Buchanan geben. Darin finden Sie alle wichtigen Informationen zu diesem Fall.«
    »Ich bin schon gespannt, wen Sie mir zuteilen wollen«, sagte Paula.
    »Immer der Reihe nach. Zunächst komme ich zu Ihnen, Nield. Sie statten Lucinda Voles einen Besuch ab und machen der Dame gehörig Dampf.«
    »Die bekommt meine Spezialbehandlung«, sagte Nield gelassen.
    »Was Sie mit ihr anstellen, ist mir völlig egal, Hauptsache, Sie liefern mir brauchbare Ergebnisse«, sagte Tweed. »Butler, Sie gehen zu Anne Barton, die Sie ja schon kennen. Aber lassen Sie sich von ihrer scheinbaren Unbedarftheit nicht täuschen.«
    »Keine Sorge, ich werde ihr die Informationen schon aus der Nase ziehen.«
    »Und Ihr Kandidat, Marler, heißt Abel Gallagher. Lassen Sie sich nicht einschüchtern, wenn er vor Ihnen den Chef der Special Branch herauskehrt.«
    »Damit kann er bei mir nicht landen«, entgegnete Marler ungerührt.
    Schließlich wandte sich Tweed an seine Assistentin, deren Zwischenruf ihn zuvor ein bisschen verstimmt hatte. »Und nun zu Ihnen, Paula«, sagte er. »Sie werden mich morgen zu meinem Gespräch mit Aubrey Greystoke begleiten. Falls jemand hier das noch nicht wissen sollte, er ist der Leiter der Finanzabteilung von Gantia. Wenn wir bei ihm sind, verraten Sie ihm bloß nicht, dass wir hinter der Leiche, die in dem Schacht im Dartmoor gefunden wurde, seine seit Monaten verschwundene Ehefrau vermuten.«
    »Wieso darf ich eigentlich niemanden allein verhören?«, maulte Paula.
    Tweed ging nicht darauf ein. »Und noch ein Hinweis für Sie alle«, fuhr er fort. »Wie schon gesagt, steht Ihnen allen eine Kopie meines detaillierten Berichts an Buchanan zur Verfügung. Darüber hinaus hat mir Professor Saafeld, der immer für eine Überraschung gut ist, seine Schätzungen in Bezug auf Größe, mögliches Gewicht und Alter der von ihm untersuchten Leichen zukommen lassen. Monica wird Ihnen auch davon eine Kopie geben, bevor Sie gehen.«
     
    Nachdem alle Mitarbeiter gegangen waren, konnte Paula endlich in Ruhe über Tweeds Verhalten ihr gegenüber nachdenken. Jetzt, wo er mit ihr und Monica allein war, schien er wie ausgewechselt zu sein. Anspannung und grimmige Miene waren verflogen und hatten einer entspannten Gelassenheit Platz gemacht.
    »Darf ich etwas sagen?«, fragte Paula spitz.
    »Seien Sie nicht albern. Kommen Sie und setzen Sie sich zu mir.

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