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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Ich finde Ihre Gesellschaft immer sehr wohltuend.«
    Paula nahm auf dem Stuhl vor Tweeds Schreibtisch Platz.
    »Liege ich richtig mit meiner Vermutung, dass alle, die von uns befragt werden, auch Tatverdächtige sind?«
    »Nicht unbedingt. Ich bin in erster Linie daran interessiert, Informationen zu bekommen, und zwar so schnell wie möglich.«
    »Ich bin mir nämlich nicht so sicher, ob Sie unseren Leuten die richtigen Personen zugeteilt haben. Ist denn Harry für die Befragung von Anne Barton wirklich geeignet?«
    »Er ist genau der Richtige. Sie ist sehr reserviert und hat anscheinend nicht viel Geld. Harry, der ebenfalls aus ärmlichen Verhältnissen kommt, findet bestimmt den richtigen Ton bei ihr. Bestimmt offenbart sie sich eher ihm als jemandem von uns.«
    »Genialer Schachzug«, sagte Paula bewundernd. »An Ihnen ist ja ein Psychologe verloren gegangen.«
    »Das habe ich von Ihnen gelernt.«
    »Und wie soll ich mich verhalten, wenn wir morgen mit Greystoke reden?«
    »Stellen Sie ihm alle Fragen, die Ihnen einfallen. Provozieren Sie ihn. Er hat eine Schwäche für attraktive Frauen.«
    »Könnte das ein Motiv sein?«
    »Wenn, dann höchstens für den Mord an Lee. Aber Sie waren mit Ihrer Kritik noch nicht fertig, nicht wahr?«
    »Doch, eigentlich schon. Dass Sie Marler auf Gallagher angesetzt haben, war nämlich sehr klug von Ihnen. An Marler beißt sich sogar ein Grobian wie Gallagher die Zähne aus. Und soweit ich Larry Voles beurteilen kann, ist Newman die beste Wahl für ihn. Wenn ich es mir jetzt recht überlege, haben Sie in allen Fällen die richtige Entscheidung getroffen. Tut mir Leid, dass ich Sie vorhin kritisiert habe.«
    »Genau das schätze ich doch an Ihnen: dass Sie alles kritisch hinterfragen.«
    Eine Stunde später klingelte das Telefon. Es war Nield.
    »Hätte nicht gedacht, dass Sie sich so bald schon wieder melden«, sagte Tweed. »Wie ist es Ihnen denn ergangen?«
    »Schlecht«, sagte Nield. »Lucinda wollte mich partout nicht in ihre Wohnung lassen. Sie meint, wenn Sie weitere Informationen von ihr haben wollen, müssen Sie schon persönlich zu ihr kommen. Da war nichts zu machen.«
    »Kein Problem«, sagte Tweed. »Wo haben Sie Ihren Wagen geparkt?«
    »In der Tiefgarage unter Lucindas Haus. Die ist den ganzen Tag über offen. Ich bin noch vor Ort.«
    »Kennt sie Ihren Wagen? Und haben Sie irgendetwas dabei, um sich zu verkleiden, wenn sie in die Garage kommt?«
    »Nein, meinen Wagen dürfte sie eigentlich nicht kennen. Tja, und ich könnte mir einen Hut und eine Brille aufsetzen und einen gelben Schal umbinden. Wieso?«
    »Weil ich jetzt sofort zu ihr fahre, um selbst mit ihr zu reden. Aber falls sie das Haus verlässt, bevor ich da bin, möchte ich, dass Sie ihr folgen. Haben Sie Paulas Handynummer? Gut. Dann rühren Sie sich nicht von der Stelle, es sei denn, Lucinda verlässt das Haus. Das wäre alles.«
    Tweed legte auf und erhob sich.
    »Ich fahre jetzt zu Lucinda«, sagte er zu Paula, die ihm ihr Mobiltelefon reichte.
    »Es wird Zeit, dass Sie endlich mal Ihr eigenes Handy bekommen«, sagte sie.
    »Nein danke, kein Bedarf. Ich bin bald wieder zurück. Sie halten inzwischen hier mit Monica die Stellung.«
     
    Als Tweed in die Tiefgarage hinunterfuhr, stellte er fest, dass fast alle Stellplätze leer waren. Wohnte in diesem Haus überhaupt jemand, fragte er sich. Oder waren die meisten Bewohner bei der Arbeit? Der blaue Ford von Pete Nield war nicht zu übersehen, aber von Nield selbst fehlte jede Spur. Was war passiert?
    Tweed stellte seinen Wagen ab, stieg aus und näherte sich vorsichtig dem Ford. Nield hatte den Fahrersitz nach hinten umgeklappt und lag so da, dass ihn von weitem niemand sehen konnte. Auf dem Kopf trug er einen weißen Hut, der ihn zusammen mit Brille und Schal bis zur Unkenntlichkeit verkleidete. Selbst Tweed hatte Mühe, ihn zu erkennen. Als Nield seinen Chef sah, richtete er sich auf und kurbelte das Fenster herunter.
    »Sie muss noch oben sein, jedenfalls ist sie bisher nicht hier aufgetaucht«, sagte er. »Ich nehme an, dass sie allein ist.«
    »Bleiben Sie hier, ich gehe nach oben.«
    Tweed trat in den Aufzug und fuhr hinauf in den dritten Stock, jenes Stockwerk, wo der Aufzug an dem Abend, an dem er in der Tiefgarage zurückgeblieben war, angehalten hatte.
    Der Flur war mit dickem rotem Teppichboden ausgelegt, und die Wände waren mit Spiegeln versehen. Neben der Tür von Lucindas Wohnung war ein Regency-Halbtisch an der Wand befestigt. Als Tweed sich

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