Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
grimmig. Sein Gesichtsausdruck musste sich verändert haben, jedenfalls legte ihm Lucinda eine Hand auf den Arm.
    »Sie sehen auf einmal so bekümmert aus. Das gefällt mir gar nicht. Schließlich sind Sie doch hier, um sich zu entspannen und etwas Wein zu genießen. Bestimmt kommt der Spaß in Ihrem Leben etwas zu kurz.«
    »Da könnten Sie Recht haben«, antwortete Tweed und sah auf die Uhr. »Sie müssen mich entschuldigen, Lucinda, aber ich muss jetzt gehen.«
    Als Tweed die Enttäuschung auf Lucindas Gesicht sah, war er hin und her gerissen. Einerseits wollte er gehen, andererseits wollte er aber auch bleiben. Für die Entscheidung war schließlich die Erkenntnis verantwortlich, dass er sich auf keinen Fall mit dieser Frau einlassen konnte; einer Frau, die immerhin - mochte sie auch noch so attraktiv sein - auf seiner Liste der Verdächtigen stand. Deshalb stand er auf, schlüpfte in seinen Mantel und ging zur Tür. Ohne sich von Lucinda zu verabschieden, trat er hinaus in den Hausgang, zog die Tür hinter sich ins Schloss und eilte zum Aufzug.
     
    Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis der Lift kam, und Tweed rechnete die ganze Zeit über damit, dass Lucinda hinter ihm hergerannt kam. Sie war eine energische, zu allem entschlossene Frau. Endlich glitten die Aufzugtüren auf, Tweed trat in die Kabine und drückte auf den Knopf für die Tiefgarage. Als der Lift sich in Bewegung setzte, stieß er einen leisen Seufzer der Erleichterung aus.
    Unten angekommen, ging er hinüber zu Pete Nield, der immer noch in seinem Wagen Wache hielt.
    »Und? Haben Sie erfahren, was Sie wissen wollten?«, fragte Nield durch das heruntergekurbelte Fenster.
    Tweed nickte und erklärte, dass er jetzt zur Park Crescent zurückfahren werde und Nield ihm in seinem Wagen folgen solle.
    Als sie die Park Lane entlangfuhren, tauchte aus einer Nebenstraße plötzlich ein großer brauner Volvo mit getönten Scheiben auf und fuhr Tweed direkt vor den Kühler. Tweed riss das Lenkrad herum und stellte mit Entsetzen fest, dass er auf den Bürgersteig zuraste, der voller Fußgänger war.
    Eine Frau, die einen Kinderwagen schob, drei junge Mädchen und ein älteres Paar - sie alle starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen entsetzt an. Alles, nur nicht diese unschuldigen Menschen überfahren, schoss es ihm durch den Kopf. Dann lieber mit dem Volvo kollidieren.
    Entschlossen drehte er das Steuer in die andere Richtung. Die Straße vor ihm war leer. Weit und breit kein Volvo. Als hinter ihm wildes Hupen ertönte, setzte Tweed seinen Wagen, den er bis zum Stillstand abgebremst hatte, wieder in Bewegung und fuhr langsam weiter die Park Lane entlang. Bis er in die Park Crescent abbog, konnte er nirgends eine Spur von dem Volvo entdecken, stellte aber bei seinen Blicken in den Rückspiegel beruhigt fest, dass die ganze Strecke über Pete Nields blauer Ford hinter ihm herfuhr.
     
    »Das war Absicht«, sagte Nield, als sie zum Eingang des SIS-Gebäudes gingen. »Der Fahrer des Volvos wollte, dass Sie in die Fußgänger rasen. Stellen Sie sich nur die Schlagzeilen vor! Ihre Karriere wäre ruiniert gewesen.«
    »Man will mich aus dem Weg räumen«, stellte Tweed gelassen fest. »Irgendjemandem muss ich mit etwas, was ich getan oder gesagt habe, fürchterliche Angst eingejagt haben. Wenn ich nur wüsste, was genau es war.«
    Als sie ins Büro kamen, ging Tweed zu seinem Schreibtisch und sagte: »Ich muss unbedingt Lucinda anrufen.«
    »Aber Sie waren doch gerade bei ihr!«, sagte Paula vorwurfsvoll.
    »Stimmt, aber ich habe vergessen, ihr eine wichtige Frage zu stellen«, erklärte er, während er zum Telefon griff.
    »Hallo, Lucinda. Hier spricht Tweed.«
    »Allzu lange scheinen Sie es ja nicht ohne mich auszuhalten.«
    »Ich habe vergessen, Sie nach Lee Charltons Adresse zu fragen.«
    »Haben Sie was zu schreiben? Die Adresse lautet: Ivy Cottage, Boxton, Heel Lane. Es ist ein nettes, kleines Refugium auf dem Land. Am besten nehmen Sie die A355 von Beaconsfield nach Amersham. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke zweigt rechts die Heel Lane ab. Das Haus liegt sehr einsam und verlassen. Aber Lee mag es so.«
    »Vielen Dank. Wie geht es eigentlich Michael?«
    »Laut Larry unverändert. Jeden Morgen um acht, nach dem Frühstück, marschiert er ins Dorf und wieder zurück, dann verkriecht er sich in seinem Zimmer. Er scheint viel zu lesen.«
    »Was liest er denn?«
    »Keine Ahnung. Ich war in der letzten Zeit nicht mehr in Abbey Grange. Das mit Michael ist wirklich

Weitere Kostenlose Bücher