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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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lächelte. »Also, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich interessiere mich für die Verwandtschaftsverhältnisse in Ihrer Familie. Ich blicke da nicht ganz durch …«
    Und ob du durchblickst, dachte Paula. Das ist doch alles nur vorgeschoben.
    »Na schön«, sagte Larry. »Dass Michael mein jüngerer Bruder ist, wissen Sie ja schon. Wir sind nur zwei Jahre auseinander. Er ist übrigens noch immer im gleichen bedauerlichen Zustand. Ich sehe nach ihm, sooft ich kann, aber bisher hat er noch kein einziges Wort gesprochen. Langsam mache ich mir echt Sorgen um ihn. Wenn ich nicht selbst ins Dartmoor fahren kann, telefoniere ich mit Mrs Brogan. Nicht dass sie mir eine große Hilfe wäre … Sie haben sie ja kennen gelernt.« Wieder lächelte er. »Und Lucinda ist meine Schwester.«
    »Wissen Sie, wo Ihr Onkel Drago sich im Augenblick aufhält?«
    »Keine Ahnung. Er könnte in Amerika, aber auch in Frankreich oder Schweden sein. Ich schicke meine verschlüsselten Berichte jeweils an eine Postadresse in New Orleans. Das heißt aber nicht, dass er unbedingt dort sein muss. Wenn er hier auftaucht, dann meistens ohne Vorwarnung. Drago ist sehr eigen.«
    »Was soll das heißen?«
    Larry lachte und beschrieb mit beiden Händen einen Kreis.
    »Er ist all das, was wir gern wären. Besser kann ich seinen außergewöhnlichen Charakter nicht beschreiben. Um das zu begreifen, müssen Sie ihn schon selbst kennen lernen, was hoffentlich bald der Fall sein wird.«
    »Noch eine persönliche Frage, Mr Voles …«
    »Larry, bitte.«
    »Wie Sie möchten. Also, Larry, eine persönliche Frage: Sind Sie verheiratet?«
    »Ja, und zwar sehr glücklich. Als ich meine Frau Evelyn vor zehn Jahren kennen lernte, hätte mir nichts Besseres passieren können. Sie mag meine Familie sehr, arbeitet aber nicht in der Firma mit. Unser Penthouse liegt übrigens im selben Haus wie Lucindas Wohnung. Nur eine Etage darüber.«
    »Tatsächlich? Dann sind Evelyn und Lucinda bestimmt gute Freundinnen.«
    »Na ja, ich will es mal so sagen …« Larry kratzte sich am Kinn, als überlegte er, wie viel er erzählen solle. »Wenn sie sich treffen, was selten genug vorkommt, gehen sie äußerst höflich miteinander um.«
    »Damit wollen Sie wohl sagen, dass sie einander tolerieren, aber nicht die gleiche Wellenlänge haben«, warf Paula ruhig ein.
    Larry beugte sich vor und berührte kurz Paulas Hand, die auf der Stuhllehne lag. »Besser hätte ich es nicht formulieren können«, sagte er. »Eine Frau kann sich nun mal besser in die Beziehungen von Frauen hineinversetzen. Solche Dinge kommen in den besten - und in den schlechtesten - Familien vor. Lucinda ist eine sehr selbständige Frau. Sie ist sehr sportlich und geht regelmäßig in ein Fitnessstudio. Und sie ist eine Meisterin im Taekwondo. Einmal hat sie sogar ihren Trainer k. o. geschlagen. Ja, sie hat ziemlich viel Power, unsere Lucinda.«
    »Ist sie stark?«
    »Und ob. Ich würde es körperlich nicht so ohne weiteres mit ihr aufnehmen wollen.«
    Tweed stand auf. »Ich danke Ihnen, dass Sie uns so viel von Ihrer Zeit geopfert haben, Larry. Sie haben uns mehr geholfen, als Sie vielleicht ahnen.«
     
    Als sie sich im Feierabendverkehr durch das West End in Richtung City quälten, ließ sich Tweed Paulas Handy geben und rief im »Tower« an, dem Verwaltungsgebäude von Gantia, um sich zu vergewissern, dass Aubrey Greystoke, der Nächste, den sie befragen wollten, auch wirklich in seinem Büro war.
    Weil Tweed immer wieder einen Blick in den Rückspiegel warf, fragte Paula ihn, ob er befürchte, dass sie verfolgt wurden.
    »Nicht direkt. Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
    Tweed hatte ihr nichts von dem Zwischenfall mit dem braunen Volvo in der Park Lane erzählt.
    Der Verkehr war mittlerweile ganz zum Erliegen gekommen, und nichts ging mehr vorwärts. Hinter ihnen kam ein Jaguar zum Stehen. Der Fahrer sprang heraus, lief nach vorn zu ihnen und klopfte an die Scheibe. Es war Marler.
    »Es gibt Ärger«, sagte er leise. »Marin will, dass wir schon morgen nach Marseille fahren. Am besten nehmen wir den Eurostar nach Frankreich und steigen dort in den TGV um. In Paris muss ich mich allerdings ein paar Stunden selbständig machen, um uns Waffen zu besorgen. Wenn Sie das Okay geben, könnten wir am späten Nachmittag von der Waterloo Station aus abfahren.«
    Und dann war er auch schon wieder fort.
    »Ich wollte schon immer mal nach Marseille«, sagte Paula begeistert.
    »Das könnte sich ziemlich schnell ändern«,

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