Skelett
Sender angeschlossen, der mit einem Empfänger im Inneren der Bombe in Verbindung stand. Sobald Tweed den Zündschlüssel umdrehte, würde der Wagen mit ihm und der Frau in die Luft fliegen.
Nachdem Charmian die Fahrertür wieder geschlossen und sich vergewissert hatte, dass keine Spur auf seinen Einbruch hinwies, hatte er sich wieder auf den Weg zurück zur Leiter gemacht.
Charmian war ein hagerer, fast knochiger Mann mit eiskalt dreinblickenden Augen und einem dünnen schwarzen Schnurrbart, der zu beiden Seiten seines grausam wirkenden, schmallippigen Mundes herabhing. Als er mühelos wieder auf der anderen Seite des Zaunes angelangt war, sah er auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. Fünfzehn Minuten hatte er gebraucht, exakt die Zeit, die er für seinen Einsatz vorgesehen hatte.
Um zu seinem geparkten Motorrad zurückzukommen, machte er einen Umweg über die Wiesen, die sich hier entlang des Zaunes erstreckten. Da er immer an alles dachte, trug er auch heute Schuhe mit profillosen Gummisohlen, die keine verwertbaren Abdrücke hinterließen. Am Rand der M3 angekommen, blieb er stehen und lauschte. Nirgends war Motorengeräusch zu hören.
Er überquerte die Schnellstraße, wo ihn eine weitere Wiese erwartete, auf deren anderer Seite sein Motorrad stand. Als Profi wartete er nie, bis eine von ihm gelegte Bombe detonierte. Sobald das geschah, trennte ihn bereits eine weite Wegstrecke vom Ort der Verwüstung.
Als Tweed und Paula den Korridor in Richtung Aufzüge zurückgingen, kam Lucinda aus ihrem Büro und verstellte ihnen den Weg.
»Ist denn das die Möglichkeit? Sie wollen einfach so verschwinden, ohne mir einen Besuch abzustatten? Und ich dachte, Sie beide mögen mich.«
Mit einer einladenden Handbewegung winkte sie Tweed und Paula in ihr Büro. Die Jalousien waren bereits heruntergelassen, und die Stehlampe in einer Ecke des Raumes verbreitete ein gedämpftes Licht. Lucinda goss aus einer Karaffe Wasser in drei Gläser und füllte drei Tassen aus edlem Wedgwood-Porzellan mit Kaffee.
»Fühlen Sie sich wie zu Hause«, forderte sie ihre Besucher auf. Sie setzte sich auf den Drehstuhl, der hinter ihrem Schreibtisch stand, und schlug ihre langen Beine übereinander. »Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
Tweed und Paula ließen sich auf einem Sofa nieder. Paula fand den Kaffee wunderbar belebend.
»Und jetzt mal raus mit der Sprache, Tweed«, sagte Lucinda lächelnd. »Wen haben Sie denn so lange in die Mangel genommen? Ich will alles wissen.« Sie schien bester Laune zu sein.
»Wir hatten eine lange und interessante Unterredung mit Larry. Ein äußerst fähiger Mann.«
»Und ob er das ist. Und zwar in vielerlei Hinsicht. Aber Michael steht ihm in nichts nach, auch wenn es im Moment nicht so aussieht. Sie hätten ihn mal sehen sollen, bevor er sein Gedächtnis verloren hat. Irgendwie ist es für mich immer noch rätselhaft, was wohl die Ursache dafür ist.«
»Die Ärzte gehen davon aus, dass ein Schlag auf den Kopf der Auslöser der Amnesie war. Als man ihn fand, hatte er eine hässliche Beule an der Schläfe.«
»Wie brutal doch manche Menschen sind.«
»Der Täter, den wir suchen, ist mehr als nur brutal. Er ist ein Monstrum.«
»Und haben Sie schon eine Ahnung, wer dieses Monstrum sein könnte?«
»Zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Ermittlungen schließe ich noch gar nichts aus. Aber ich weiß, dass mich so gut wie alle, mit denen ich es in diesem Fall zu tun habe, auf die eine oder andere Weise anlügen.«
»Welches Motiv könnte der Mörder denn haben?«
»Gier. Die Gier nach Geld und Macht«, sagte Tweed und beugte sich vor.
»Und was bedeutet das konkret?«, fragte Lucinda nach einer kurzen Pause. Sie griff nach ihrer Tasse, trank einen Schluck und sah Tweed fragend an. »Wollen Sie mich nicht aufklären?«
»Nein, das werde ich nicht tun.« Er beugte sich noch ein Stück weiter zu ihr vor. »Aber eines kann ich Ihnen verraten: Wir haben inzwischen auch die vierte Leiche identifiziert, den Mann, den wir neben dem Weg im Dartmoor gefunden haben.«
»Und wer ist es?«
»Das möchte ich Ihnen jetzt noch nicht sagen.«
»Sie denken, dieser Mann könnte der Schlüssel zu diesem Rätsel sein, nicht wahr?«, sagte sie.
»Ja, so ist es. Ich weiß jetzt wesentlich mehr als bei meinem ersten Besuch auf Abbey Grange. Bei diesem ersten Aufenthalt dort habe ich übrigens Reverend Stenhouse Darkfield in seiner Kirche getroffen, wo er wie wild die Glocke geläutet hat.«
»Warum erwähnen Sie das?«,
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