Skelett
zischte Abdul, nachdem er sich vor dem verschlafen blinzelnden Matrosen aufgebaut hatte. »Faulenzer wie dich können wir hier nicht gebrauchen.«
Er wandte sich ab und nickte den beiden Männern zu, die Ali daraufhin an die Reling zerrten und mit dem Kopf voran übers Meer hielten. Aus der Scheide, die an seinem Gürtel hing, zog Abdul einen kurzen Krummsäbel, mit dem er Ali die Kehle von einem Ohr zum anderen aufschlitzte. »Passt auf, dass kein Blut aufs Deck tropft«, zischte er den beiden Männern zu, die den Oberkörper des röchelnden Ali noch weiter über die Reling schoben.
Dann packten sie den Sterbenden auf ein Zeichen von Abdul an den Beinen und schleuderten ihn mit einer kurzen Bewegung über die Reling. Nicht weit von der Bordwand entfernt klatschte er aufs Wasser.
Den wird so schnell keiner finden, dachte Abdul. Die Strömung treibt ihn hinaus aufs offene Meer, weit weg von der portugiesischen Küste.
Er sah auf die Uhr und stellte befriedigt fest, dass sie gut in der Zeit lagen. Sie würden ihr Ziel pünktlich erreichen. Er griff unter seinen langen, flatternden Kaftan und holte ein Schriftstück hervor. Die Instruktionen, die ihm sein unbekannter Auftraggeber über einen Mittelsmann hatte zukommen lassen, waren unmissverständlich.
In zehn Tagen sollte er in einem Hafen von Angora eintreffen, und auf dem Weg dorthin würde der Frachter seine Ladung aufnehmen - Langstreckenraketen für die Abschussrampen, die sich bereits in dem Wüstenstaat befanden. Raketen mit Sprengköpfen, die ihre Ziele in Schutt und Asche legen würden.
Tweed und Paula fuhren zu dieser Zeit gerade auf die Park Crescent zu. Butler, der seine Automatik neben sich auf dem Beifahrersitz liegen hatte, folgte ihnen dichtauf.
»Ob wir unserem Monstrum eigentlich je auf die Spur kommen werden?«, sagte Paula.
»Ich halte es für durchaus möglich, dass wir ihm bereits begegnet sind«, antwortete Tweed.
»Haben Sie denn schon eine genauere Vorstellung, wer es sein könnte?«
»Nein, noch nicht, aber es wird nicht mehr lange dauern. Sagen Sie mal, Paula, fühlen Sie sich noch fit?«
»Fit wie ein Turnschuh. Darf ich Ihrer Frage entnehmen, dass Sie nach einem kurzen Abstecher ins Büro noch jemandem einen Besuch abstatten wollen?«
»Sie haben’s erfasst. Und ich kann Ihnen sogar die genaue Adresse sagen: Ivy Cottage, Heel Lane, Boxton, Berkshire. Irgendwo an der Straße nach Amersham.«
»Wer um alles in der Welt wohnt denn an so einem Ort?«
» Wohnte muss man leider sagen. Lee Charlton. Meiner Ansicht nach hat sie bei ihren nächtlichen Visiten bei Gantia etwas Wichtiges herausgefunden. Möglicherweise hat sie ja einen Hinweis darauf in ihrem Haus versteckt, und um den zu finden, brauche ich Ihre weibliche Intuition.«
»Was soll Lee denn bei Gantia herausgefunden haben?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Jetzt haben Sie mich wirklich neugierig gemacht. Aber Ihnen ist schon klar, dass wir jetzt in stockfinsterer Nacht unseren Weg bis zu dem Cottage finden und wahrscheinlich ein dunkles Haus durchsuchen müssen? Bestimmt hat das Elektrizitätswerk den Strom abgestellt. Immerhin steht das Cottage seit drei Monaten leer.«
»Wenn Sie nicht wollen, kann ich auch jemand anderen mitnehmen«, entgegnete Tweed gereizt.
»Wer hat denn gesagt, dass ich nicht will?«, sagte Paula beleidigt. »Ich habe Ihnen doch erklärt, dass ich topfit bin. Monica könnte uns ja noch einen Happen zu essen besorgen, bevor wir weiterfahren. Ich habe seit heute Vormittag nichts mehr zu mir genommen. Und Sie auch nicht.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Tweed, der sich sichtlich wieder beruhigt hatte. »Mir ist es am liebsten, wenn ich Sie dabeihabe. Wenn wir Zeit hätten, würde ich mir das Cottage erst morgen ansehen, aber mit jedem Tag, der ungenutzt verstreicht, verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass wir unseren Mörder finden. Irgendwie habe ich das Gefühl, als müssten wir schnell handeln.«
»Ich habe eine Karte von Berkshire im Büro«, sagte Paula und fügte grinsend hinzu: »Die nehme ich mit und lotse Sie. Sie sind nämlich nicht gerade der beste Kartenleser.«
»Da sprechen Sie ein wahres Wort gelassen aus.«
Als Tweed und Paula ins Büro kamen, war dort bereits die ganze Mannschaft versammelt. Monica hatte die Vorhänge zugezogen. Als Butler den anderen von der Bombe unter Tweeds Wagen erzählte, war es mit Marlers üblicher Ruhe vorbei. Er stieß sich von der Wand ab, an der er mit dem Rücken gelehnt hatte, und lief
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