Skelett
schnell wie möglich. Wenn Sie diesmal keinen Erfolg haben, werden Sie die zweite Hälfte Ihres Honorars niemals sehen.«
»Ich habe immer Erfolg.«
Als Tweed und Paula das Büro von Larry Voles verließen, wurde es draußen bereits dunkel. Auf dem Korridor wären sie beinahe mit Aubrey Greystoke zusammengestoßen, der verdächtig nahe an Larrys Bürotür stand.
»Guten Abend, Mr Greystoke«, grüßte Tweed höflich.
»Na, haben Sie alles gut verstanden?«
»Wovon reden Sie überhaupt? Wenn Sie etwas von mir wollen, kommen Sie mit in mein Büro. Es ist gleich dort drüben.«
Greystoke ging langsam voran, wobei er sorgfältig einen Fuß vor den anderen setzte. Tweed erinnerte sich, dass ihm diese seltsame Angewohnheit bereits an jenem Abend aufgefallen war, als er sich mit Lucinda im Santorini’s getroffen hatte. Greystoke hatte sich dort auf die gleiche bedächtige Weise bewegt.
»Er ist betrunken«, flüsterte Paula. »Als er uns begrüßt hat, ist mir eine Whiskyfahne entgegengeschlagen.«
»Pst!«
Tweed vermutete, dass Greystoke den Betrunkenen nur spielte. Die Flasche Whisky, die neben einem noch halb vollen Glas auf dem Schreibtisch in seinem Büro stand, bestärkte ihn in seinem Verdacht.
»Setzen Sie sich doch.«
Aubrey ließ sich in einen Sessel plumpsen, wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und grinste seine Gäste dümmlich an.
»Ich habe vom Fenster aus gesehen, wie Sie gekommen sind. Ist aber schon eine Weile her. Es wird langsam dunkel.«
Mühselig stemmte er sich wieder aus dem Sessel hoch und tappte auf seinen großen Füßen zum Fenster, wo er einen in der Wand daneben eingelassenen Schalter umlegte. Automatisch fuhren die Jalousien herunter.
Nachdem er sich wieder gesetzt hatte, griff er nach seinem Glas. »Prost, zur Feier des Tages«, sagte er schwerfällig.
»Was gibt es denn zu feiern?«, fragte Paula.
»Irgendwas. Ist mir egal.«
Er hob das Glas an den Mund und leerte es auf einen Zug. Paula fiel dabei ein feuchter Fleck an seiner Hemdbrust auf. Hatte er sich etwa mit Whisky bespritzt, um wie ein Betrunkener zu riechen?
»Reisen Sie eigentlich oft in die USA?«, fragte Tweed unvermittelt.
»Ständig. Wer, wenn nicht ich, soll unseren dortigen Geschäftspartnern denn auf die Finger sehen?« Er richtete sich auf. »Ich bin schließlich der Finanzdirektor.«
»Waren Sie auch vor drei, vier Monaten dort?«
»Ja, da war ich auch in den Staaten.«
»Könnten Sie mir vielleicht eine Liste der Firmen geben, die Sie besucht haben?«
»Die würde Ihnen nicht viel nützen. Die Empfangsdamen dort kennen mich alle so gut, dass sie sich nie notieren, wann ich komme und wieder gehe.«
»Tja, ich glaube, das wäre alles. Jedenfalls für den Augenblick«, sagte Tweed und stand auf. Als er und Paula an der Tür waren, drehte er sich noch einmal um. »Falls Sie es noch nicht wissen - Lucinda kümmert sich um Lees Beerdigung.«
»Da bin ich aber froh. Ich habe genügend andere Dinge zu tun.«
Was für ein gefühlloser Bastard!, dachte Paula.
Charmian hatte seine Mission so gut wie erfüllt. Im Schutz der Dunkelheit hatte er sich auf das Gantia-Gelände geschlichen und an Tweeds Wagen eine Bombe installiert. Sie würde in dem Moment explodieren, in dem Tweed den Zündschlüssel umdrehte.
Gerade als er sich dem hinteren Teil des Verwaltungstraktes näherte, wurde die Fassadenbeleuchtung eingeschaltet. Für den Bruchteil einer Sekunde war sein Schatten auf der kleinen Mauer zu sehen, die hier hinter dem Gebäude verlief. Charmian hechtete nach vorn und verschwand wieder in der Dunkelheit.
Auf das Gantia-Gelände zu gelangen war ein Kinderspiel für ihn gewesen. Ein Sicherheitssystem mochte auch noch so ausgefuchst sein, Charmian fand immer eine Lücke, durch die er eindringen konnte. Hier bei Gantia hatte er nicht lange suchen müssen. Mit einer Teleskopleiter, die er in der Packtasche seines Motorrads dabeigehabt hatte, war er an einer unbeobachteten Stelle einfach über den Zaun gestiegen. Der unter Strom stehende Draht am oberen Rand des Zaunes hatte für ihn keine große Gefahr dargestellt, weil die Leiter mit Gummi ummantelt war.
Und nachdem er auf diese Weise auf das Gelände gelangt war, hatte ihm auch der Rest seines Auftrags keine Schwierigkeiten mehr bereitet. Er hatte die Bombe mit einem starken Magneten am Wagenboden direkt unter dem Benzintank platziert. Danach hatte er fachmännisch die Fahrertür geknackt und am Zündschloss einen kleinen
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