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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ihren Satz beendet, als ihnen ein Motorrad mit aufgeblendetem Fernlicht entgegenkam. Tweed betätigte die Lichthupe, aber der Fahrer reagierte nicht darauf. Als er an ihnen vorbeirauschte, konnte Paula einen flüchtigen Blick auf ihn erhaschen. Er war ganz in Leder gekleidet und trug einen großen Helm mit Visier auf dem Kopf, sodass man unmöglich sagen konnte, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.
    Paula, der von dem grellen Licht die Augen tränten, konzentrierte sich wieder auf die Suche nach dem Cottage und bat Tweed, das Tempo noch weiter zu reduzieren.
    »Halt! Da war doch was!«, rief sie plötzlich.
    Tweed trat auf die Bremse.
    »Fahren Sie ein Stück zurück«, sagte Paula. »Haben Sie nicht das Tor gesehen?«
    Tweed legte den Rückwärtsgang ein und setzte den Wagen ein Stück zurück, bis ein halb von Gebüsch und Schlingpflanzen überwuchertes Holztor im Scheinwerferlicht auftauchte. Es stand halb offen.
    Tweed und Paula stiegen aus und folgten im Licht von Paulas Taschenlampe einem schmalen Kiesweg, der in einer leichten Kurve auf ein altes Cottage zuführte. Mit seinem Reetdach und den Sprossenfenstern sah es eigentlich recht gemütlich aus, allerdings blätterte bereits der Putz ab. Direkt neben dem Häuschen standen mehrere düster wirkende Tannen.
    »Das ist es«, flüsterte Paula und richtete den Lichtkegel ihrer Taschenlampe auf ein verschmutztes Namensschild neben der Eingangstür: IVY COTTAGE.
    »Weder Haus noch Schild kann man von der Straße aus sehen«, brummte Tweed. »Mir scheint, dass Lee hier auf keinen Fall gestört werden wollte.«
    Paula, die über ein ausgesprochen scharfes Gehör verfügte, hielt eine Hand ans Ohr und lauschte in die Nacht. »Da kommt ein Motorrad«, sagte sie.
    »Jetzt höre ich es auch«, sagte Tweed. »Machen Sie die Taschenlampe aus. Es kommt näher.«
    Paula tat wie geheißen.
    »Das ist bestimmt derselbe Motorradfahrer, der uns entgegenkam und nicht abgeblendet hat«, flüsterte Tweed.
    »Und jetzt stellt er den Motor ab«, sagte Paula. »Muss direkt vor dem Gartentor sein. Bestimmt will er hierher.«
    »Vielleicht ist es sicherer, wenn wir ins Haus gehen. Sehen Sie nur, die Tür steht einen Spalt weit offen.«
    Sie stießen die Tür vorsichtig auf, und sofort stieg ihnen ein modriger, dumpfer Geruch in die Nase. Die Holzdielen des kurzen Flurs knarrten. Hinter der Tür lag ein ganzer Stapel Post, der sich im Lauf der Wochen unterhalb des Briefkastenschlitzes angesammelt hatte.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte Paula zu Tweed. Dann tastete sie sich im Dunkeln zu den Fenstern und zog die Vorhänge zu, bevor sie nach einem Lichtschalter an der Wand suchte und ihn betätigte. Zu ihrer Überraschung flammten tatsächlich zwei altmodische, mit roten Stoffschirmen versehene Wandlampen auf und verbreiteten ein sanftes rötliches Licht im Inneren des Cottage.
    »Das sind Zwölf-Volt-Birnen«, sagte Tweed. »Sieht ganz so aus, als hätte Lee irgendwo eine Solaranlage anbringen lassen, die eine Batterie speist und sie vom Elektrizitätswerk unabhängig gemacht hat.«
    »Ist Ihnen schon aufgefallen, wie es hier aussieht?«, sagte Paula.
    Natürlich hatte auch Tweed das Durcheinander längst bemerkt: aus den Schränken gerissene Schubladen, deren Inhalt im ganzen Raum über den Boden verstreut war. In der Küchenecke standen überall geöffnete Konservendosen und leere Einmachgläser herum. Die Lebensmittel, die sich darin befunden hatten, waren teilweise noch im Ausguss zu sehen. Auch die Matratze des Bettes, das an einer Schmalseite des Raumes stand, hatte jemand aufgeschlitzt.
    »Irgendjemand hat hier etwas gesucht«, sagte Tweed. »Genau wie auf dem Hausboot des Detektivs. Paula, wo würden Sie als Frau hier einen wichtigen Gegenstand verstecken?«
    »Ob das noch etwas bringt?«, sagte Paula. »Hier ist doch sowieso schon alles durchsucht worden.«
    »Wer immer das getan hat, er muss das Gesuchte ja nicht gefunden haben. Machen Sie sich also an die Arbeit - ich gehe inzwischen nach draußen, um mich zu vergewissern, dass man das Licht nicht durch die Fenster scheinen sieht.«
    Er schlüpfte ins Freie und ging um das Cottage herum, wobei er aufpassen musste, dass er sich nicht in den wild um das Haus wuchernden Brombeerranken verfing. Befriedigt stellte er fest, dass Lee dicke Vorhänge gewählt hatte, durch die kein Lichtschein nach draußen drang. Lee schien wirklich ein sehr umsichtiger Mensch gewesen zu sein. Tweed bedauerte es, sie nicht kennen

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